ADB:Stangl, Gregorius
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[446] der Welt mit ihrem starren Auctoritätsglauben entgegen, wodurch von selbst der Verdacht des Willkürlichen der Religion im Menschenherzen wachgerufen und damit der Weg zum Indifferentismus gebahnt wird. Der richtige Weg ist der von der Vernunft- zur Offenbarungs-Religion, keine aber darf für sich und einseitig gepflegt werden, soll der wahre religiöse Sinn nicht Schaden leiden. „Die philosophische Religionslehre darf nie von der positiven getrennt und dabei die Bedürfnisse des menschlichen Herzens nicht außer Augen gesetzt werden. Dann werden wir bessere Volkslehrer und Seelsorger erhalten.“
Stangl: Gregorius St., Benedictiner und Professor am Lyceum in München, wurde geboren am 16. October 1768 zu Neukirchen im Wald von armen Landleuten. Mit elf Jahren kam er an die Lateinschule zu Freising und trat mit 19 Jahren in den Benedictinerorden zu Rott am Inn. Daselbst legte er am 25. October 1789 Profeß ab und wurde am 15. November 1791 zum Priester geweiht. Im folgenden Jahre sandte ihn sein Abt zu weiterer Ausbildung ins Kloster Kremsmünster, wo er sich vornehmlich mit praktischer Astronomie beschäftigte; 1793 beobachtete er dort eine Sonnenfinsterniß (vgl. Fellöcker, Gesch. der Sternwarte der Benedictiner-Abtei Kremsmünster, Linz 1864, S. 111). Nach seiner Rückkehr docirte er im Kloster Philosophie und Theologie, kam 1798 als Docent der Moral- und Pastoraltheologie an das Lyceum zu München, wo er aber schon am 29. December 1802, kaum 34 Jahre alt, starb. Bei der schwächlichen Constitution und kurzen Lehrthätigkeit Stangl’s war an ein umfassenderes wissenschaftliches Arbeiten nicht zu denken. Es liegt denn auch von ihm nur eine einzige Rede im Druck vor, die er zu Beginn des Schuljahres am 3. November 1802, also kurz vor seinem Tode, gehalten hat: „Ueber die Nothwendigkeit einer Reform in der katholischen Dogmatik“ (München, Lindauer, 1803, 15 S.). Aus ihr mögen als Hauptgedanken folgende der Erwähnung werth sein: Die Grundursache der beklagenswerthen religiösen Zustände der Zeit liegt nach St. in der Einseitigkeit, womit die Religion in Praxis und Theorie betrieben wird. Die einen verlangen bloße Cultur des Verstandes, die Folge ist Unsittlichkeit und Unglaube; die andern fordern einseitige Pflege der Tugend und die Folge ist Aberglaube und Intoleranz. Regelmäßig tritt die Dogmatik- Aug. Lindner, Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benedictiner-Ordens im heutigen Königreich Baiern vom Jahre 1750 bis zur Gegenwart (Regensburg 1880) I, 220. – Nekrolog der Teutschen für das 19. Jahrh. von Friedr. Schlichtegroll, II. Bd. (1803) S. 123 ff.