Zum Inhalt springen

ADB:Sternberg, Kaspar Maria Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sternberg, Kaspar Maria Graf von“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 118–119, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sternberg,_Kaspar_Maria_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Sterner, Ludwig
Band 36 (1893), S. 118–119 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kaspar Maria von Sternberg in der Wikipedia
Kaspar Maria von Sternberg in Wikidata
GND-Nummer 119335530
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|118|119|Sternberg, Kaspar Maria Graf von|Wilhelm von Gümbel|ADB:Sternberg, Kaspar Maria Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119335530}}    

Sternberg: Kaspar Maria Graf v. St., geboren am 6. Januar 1761 in Prag, entstammte als jüngster der 3 Söhne des k. k. Geheimen Raths und Kämmerers Johann Graf v. St., Herr auf Radnitz und Darowa, einem alten berühmten böhmischen Adelsgeschlechte und wurde als aussichtslos auf einen Herrschaftsbesitz, gleich von Kindheit an für den geistlichen Stand bestimmt. Schon als Knabe diente er seinem älteren Bruder Joachim, der sich insgeheim mit Alchemie und Goldmacherkunst befaßte, als Famulus, und erwarb sich dabei mancherlei Kenntnisse in naturwissenschaftlichen Dingen, welche den Keim für die später mit so großem Eifer und Erfolg betriebenen Naturstudien in ihm legten. Erst 11 Jahre alt, erhielt er eine Domherrnpräbende in Freising, ferner eine zweite in Regensburg und trat dann 1779 zu seiner Ausbildung in das Collegium germanicum in Rom, das er als theologus absolutus 1782 mit glänzendem Zeugniß verließ. Nach einem kurzen Aufenthalt in Neapel, wo er in Natur- und Kunstgenuß schwelgte und, wie er selbst sich aussprach, die glücklichsten Tage seines Lebens verbrachte, wurde er zur Uebernahme einer Kanonikusstelle in Regensburg zurückberufen, aber als noch zu jung zurückgestellt, weshalb er ins elterliche Haus zurückkehrte und hier mit seinem inzwischen zu einem gründlichen Forscher herangereiften Bruder Joachim wieder in innigen Verkehr trat. Das Jahr 1785 eröffnete ihm den Eintritt in das Domcapitel in Regensburg, wo er sich nun häuslich einrichtete und zugleich bei dem Bischof von Regensburg als Hof- und Kammerrath das Referat in Forstsachen übernahm, weil er schon damals als tüchtiger Pflanzenkenner galt. Er beschäftigte sich hier eifrigst mit naturwissenschaftlichen, namentlich botanischen Studien, verkehrte vielfach mit den zu jener Zeit in Regensburg residirenden Gesandten und wurde in den damals politisch sehr bewegten Zeiten zu mehreren politischen Missionen verwendet. Mit dem Bischof 1791 nach Freising übergesiedelt wohnte er 1802 als Gesandter für das Bisthum Freising der Reichstagsdeputation bei und wurde, nachdem Domcapitel und Bisthum Regensburg dem Kurfürsten Karl von Dalberg zugetheilt worden war, von letzterem zur Leitung der Geschäfte in Regensburg als Vicepräsident berufen. Trotz der sturmbewegten Zeit fand St. auch jetzt noch Muße, um, namentlich im Verkehr mit dem berühmten Botaniker Hoppe, seine botanischen Forschungen fortzubetreiben und nebenbei mit physikalischen Untersuchungen und Gall’s Schädellehre sich zu befassen. Er trat an die Spitze der in Regensburg gegründeten botanischen Gesellschaft, für welche sein Haus den Mittelpunkt bildete, errichtete eine Lehrkanzel für Botanik, legte Forstschulen und auf eigenem Besitze einen botanischen Garten an. Erst infolge eines längeren Aufenthaltes 1805 in Paris, wo ihn A. v. Humboldt in den Kreis der hervorragendsten Naturforscher einführte, und durch einen näheren Umgang mit Faujos [119] de St. Fond[WS 1], der sich insbesondere mit dem Studium fossiler Pflanzen beschäftigte und auch für solche aus der Sternberg’schen Herrschaft Radnitz lebhaftes Interesse besaß, wandte sich St. auch der Erforschung fossiler Pflanzen zu, wobei ihm das Vorkommen solcher auf dem Familiengut Radnitz überreichen Stoff lieferte. Nach Errichtung des Rheinbundes legte St. 1806 seine amtliche Stellung in Regensburg nieder und zog sich in das Privatleben, erst in Regensburg, dann nach dem Tode seines Bruders Joachim in der ihm als Erbschaft zugefallenen Herrschaft theils auf Schloß Brezina theils in Prag wohnend, zurück, um ganz seiner Lieblingswissenschaft zu leben. In Prag entfaltete er nun eine außerordentlich erfolgreiche Wirksamkeit. Er betheiligte sich an der Gründung und Dotirung des böhmischen Nationalmuseums, zu welchem er durch die Schenkung seiner sämmtlichen Sammlungen und seiner Bibliothek den Grundstock legte, und war bei der Errichtung und Förderung der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften thätig. Vielfache wissenschaftliche Reisen und unermüdliches Sammeln von Pflanzen, namentlich auch von Fossilresten der Steinkohlengruben seiner Herrschaft Radnitz setzten ihn in den Stand, das unter seinen sehr zahlreichen, mehr als 70 betragenden Veröffentlichungen botanischen Inhalts hervorragendste Werk: „Versuch einer geognostisch-botanischen Vorstellung der Flora der Vorwelt“ in 8 Heften und mit 45 farbigen Kupfertafeln, eine damals grundlegende, auch jetzt noch geschätzte Arbeit, zu publiciren. Unter seinen übrigen nicht zahlreichen Schriften ist von bleibendem Werthe: „Umriß einer Geschichte der böhmischen Bergwerke“ in 2 Bdn. 1836–1838. St. war auch Mitbegründer der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche Oken ins Leben gerufen hat. Es wurde ihm noch in hohem Alter 1837 die Freude zu Theil, diese Versammlung in Prag begrüßen zu können. Hochbetagt und allseitig hochgeehrt erlag St. am 10. December 1838 auf seinem Schloß Brezina einem Schlaganfall.

Nekrolog in Augsb. Allg. Zeitg. vom 7. u. 8. Jan. 1839. – Palacky, Die Grafen Kaspar und Franz v. Sternberg. 1842. – Ders., Leben des Grafen Kaspar v. Sternberg, von ihm selbst beschrieben. 1868.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Barthélemy Faujas de Saint-Fond (* 17. Mai 1741 in Montélimar; † 18. Juli 1819), französischer Geologe und Vulkanologe.