Zum Inhalt springen

ADB:Stoever, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stoever, Johannes“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 473–474, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stoever,_Johannes&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stößel, Johann
Nächster>>>
Stoy, Karl Volkmar
Band 36 (1893), S. 473–474 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2018, suchen)
Johannes Stoever in Wikidata
GND-Nummer 120893258
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|473|474|Stoever, Johannes|Friedrich Wilhelm Cuno|ADB:Stoever, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120893258}}    

Stoever: Johannes St., reformirter Theologe, ausgezeichnet als muthiger Kämpe für die Rechte seiner Kirche in schwerer Zeit und als Freund des Schulwesens wie Stifter mehrerer Legate, geboren am 25. December 1572 zu Herborn, † am 25. December 1651 zu Emmerich. In den ersten Jahren nach seiner akademischen Ausbildung an der lateinischen Schule zu Siegen thätig, wurde er im October 1604 zum dritten Prediger berufen. Im J. 1619 wurde ihm die Inspection über die Kirchen und Schulen der Grafschaft Nassau-Siegen übertragen. Unheilschwangere Wolken zogen sich aber über der reformirten Kirche [474] des Siegerlandes zusammen, nachdem der Convertit Johann der Jüngere nach dem Tode seines Vaters Johann des Mittleren am 13. Januar 1624 die Regierung angetreten hatte. Zwar hatte derselbe seinem Vater vordem feierlich in einem Reverse gelobt, nichts an dem kirchlichen Bekenntnisse des Landes zu ändern. Aber jetzt wurde solcher Revers nicht im geringsten respectirt. Er rief die Jesuiten in seine Grafschaft, um die Bewohner zur römisch-katholischen Lehre zu bekehren. Unter den Pastoren trat am meisten St. deren Uebergriffen entgegen. In mehreren Controverspredigten über Matth. 22, 18–21 bezeugten er und sein Amtsbruder Heinrich Pithan klar und unerschrocken die evangelische Wahrheit gegen jesuitische Verdrehungen. Am 25. Juli 1624 predigte sodann St. über das Evangelium vom ungerechten Haushalter, unter welchem unschwer der convertirte Landesherr zu errathen war. In ähnlichem Sinne predigten die beiden anderen Pastoren der Stadt. Nach der Rückkehr des Grafen von Brüssel am 11. Mai 1626 wurden deshalb alle drei ihres Amtes entsetzt. Bald darauf, am 6. Juni, erschien das sog. Reformations-Edict, welches die Ausübung der reformirten Religion im ganzen Siegerlande verbot. St. suchte sich noch einige Zeit verborgen in Siegen aufzuhalten, bis er denn zuletzt ausgewiesen wurde. Der Graf Ludwig Heinrich zu Dillenburg, an den sich St. zu Gunsten der entlassenen Pastoren, die alle in ihrem Glauben standhaft geblieben, wendete, nahm sich nach Kräften derselben an. St. selbst irrte nun einige Zeit umher, Köln, Emmerich, Amsterdam, Emden, Groningen sind die Stätten, wo er anklopfte, um ein Unterkommen zu suchen. Endlich fand sich im December 1627 ein solches in Emmerich. Hier hatte er zum Amtsgenossen Werner Teschenmacher, den berühmten Geschichtschreiber, seinen ehemaligen Schüler, der ihm aber durch sein persönliches Auftreten vielen Verdruß bereitete. Seine Stellung als kurbrandenburgischer Hofprediger, die er zugleich in Emmerich einnahm, wie als Abgeordneter der Clever Synode suchte er vor allem für seine bedrängten reformirten Glaubensgenossen im Herzogthum Jülich und Berg, welche von dem Pfalzgrafen von Neuburg auf alle Weise gedrückt wurden, auszunutzen. Mit seinem Collegen Bernhard Brant zu Wesel wendete er sich mehrmals an den Kurfürsten von Brandenburg, wie seine noch vorhandenen Schreiben bezeugen. Mit größter Aufmerksamkeit verfolgte er die Machinationen des Jesuitismus am Niederrhein, der, durch Fürstengunst gehätschelt, zu einer furchtbaren Macht heranzuwachsen drohte. Alle Schriften gegen denselben begrüßte er daher mit Freuden. Aber auch für das Schulwesen war St. so viel als möglich wirksam. An der reformirten lateinischen Schule zugleich Ephorus, bearbeitete er für dieselbe eine musterhafte Schulordnung und schrieb auch eine „Katechetische Anweisung“, welche 1634 im Drucke erschien. Vor seinem Ende vermachte er dieser Schule, ebenso der Hohenschule zu Herborn mehrere höchst bedeutende Legate. Auch die reformirte Stadt- und Bürgerschule zu Siegen, welche nach des Grafen Johann Tod 1638 durch Johann Moritz wieder eröffnet worden war, sowie die Dorfschule zu Ferndorf, wo sein Vater als Pastor gewirkt und gestorben, bedachte er. Mit Recht hat daher einer der Nachfolger Stoever’s in Siegen, Inspector Grimm, geschrieben: Ehrwürdig bleibe der Nachwelt der Name dieses wackeren Mannes.

Cuno, Geschichte der Stadt Siegen. Dillenb. 1872. – Henr. Diestius, Funda Davidis. – Dillenburger Intelligenz-Nachrichten 1786. – Jahresbericht[WS 1] der höhern Bürger- und Realschule zu Siegen, 1859. – Archivalisches.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jahres-