ADB:Streiter, Josef
Wurzbach interessante Details mittheilt), er verblieb aber stets verfassungsgetreu und konnte diese seine politische Anschauung insbesondere geltend machen, nachdem er zum Bürgermeister von Bozen gewählt war. Im J. 1866 und später öfter noch wurde St. in den Tiroler Landtag gewählt, in welchem er stets auf dem Boden der Verfassungspartei stand und insbesondere die Rechte der Deutschen in Oesterreich auf das kräftigste vertheidigte. Auch seine historisch-politischen Veröffentlichungen nehmen alle diesen Standpunkt ein. St. starb als in Schrift und That wackerer Verfechter aller freiheitlichen Bestrebungen in Oesterreich in seiner Vaterstadt am 17. Juli 1873.
Streiter: Josef St., politischer und schönwissenschaftlicher deutsch-österreichischer Schriftsteller und Dichter, wurde am 8. Juli 1804 zu Bozen geboren, wo er seine erste Erziehung und Ausbildung erhielt, später betrieb er das Studium der Rechtswissenschaft in Innsbruck, wurde in Padua zum Doctor der Rechte promovirt und ward im J. 1837 zum Advocaten in Cavalese ernannt, von wo er bald nach Bozen übersetzt, bis 1861 in dieser seiner Vaterstadt die erwähnte Stelle bekleidete. Als mannhafter Vertreter des Liberalismus, hatte St. mit der clericalen Partei Tirols zahlreiche Kämpfe auszufechten (worüberSchon in seiner Studienzeit hatte sich St. auch mit poetischen Arbeiten beschäftigt. Im J. 1828–1830 gab er im Vereine mit poetischen Freunden das Taschenbuch „Alpenblumen“ heraus, welches mehrere seiner Erstlingsarbeiten enthält. 1843 erschien mit dem Titel „Dichtungen“ ein Band, welchen St. unter dem Pseudonym Berengarius Ivo herausgab und der ein ganz hervorragendes poetisches Talent bekundet. Auch in verschiedenen poetischen Sammelwerken ist St. durch bemerkenswerthe Poesien vertreten. Von dramatischen Arbeiten sei hier insbesondere das fünfactige Schauspiel „Heinrich und Gregor“ (1844) angeführt. Aus späterer Zeit finden sich noch einige dramatische Stücke, so das Lustspiel „Der Assessor“ (1858), die Festspiele „Rudolph und Margaretha“ und „Jägertreue“ (1863) und verschiedene lyrische Dichtungen. Ueberaus bedeutsam sind die politisch-culturgeschichtlichen Publicationen Streiter’s: „Die Jesuiten in Tirol“ (1845), „Die Revolution in Tirol von 1848“ (1851), die „Studien eines Tirolers“ (1861), die für die Kenntniß der zeitgenössischen politischen Verhältnisse im Lande so wichtigen „Blätter aus Tirol“ (Wien 1868). Auch in Zeitschriften und Journalen, insbesondere in der „Allgemeinen Zeitung“, in den „Grenzboten“ und in der Wiener „Deutschen Zeitung“ veröffentlichte St. im [568] Sinne seiner politischen Anschauung gehaltene und die Verhältnisse Tirols trefflich beleuchtende Aufsätze. Im J. 1839 hat St. auch eine Uebersetzung von Rigotti’s Werk über „die Lehre vom dinglichen Rechte“ bearbeitet und herausgegeben.