ADB:Tangl, Karlmann
[371] hinter sich, übersiedelte dann nach Klagenfurt (1816), um das Gymnasium abzuschließen und die philosophischen Studien zu absolviren, und wanderte (1820) von da nach Graz, woselbst er als Rechtshörer und Hofmeister drei Jahre verlebte. Die Vorliebe für den Lehrerberuf in den humanistischen Fächern bestimmte ihn jedoch, im Herbste 1822 eine Stelle als Lehrer in den Oberclassen des Gymnasiums zu Innsbruck anzunehmen. Schon hier aber regte sich in ihm die Lust zu geschichtlichen Studien und begleitete ihn, nachdem er nebenher die Rechtsstudien abgeschlossen und den Doctortitel in Padua erworben, überdies seinen häuslichen Herd bestellt hatte, 1832 an die Lemberger Hochschule, wo er als Professor der Aesthetik, classischen Litteratur, der lateinischen und griechischen Philologie bis zum Herbste 1851 thätig blieb. Hielt er als Belletrist Beziehungen zu seiner Kärntner[WS 1] Heimath fest, so wurzelt auch seine erste größere historische Arbeit „Reihe der Bischöfe von Lavant“ (1841) im vaterländischen Boden. Begreiflicherweise sehnte er sich aus mehr als einem Grunde nach dem Westen Oesterreichs zurück und wurde am 3. Febr. 1850 zum Nachfolger Muchar’s für die Lehrkanzel der Aesthetik und classischen Philologie an der Grazer Universität bestellt. Er konnte jedoch diese Stelle erst anderthalb Jahre später antreten, da er noch mit der Organisirung und Leitung der Prüfungscommission für Lehramtscandidaten Galiziens betraut blieb. 1852 und 1858 Rector der Grazer Universität, seit Oct. 1851 Mitglied, seit 1852 Ausschußmitglied des historischen Vereins für Steiermark, wandte T. seine Muße vorzugsweise der innerösterreichischen Geschichtsforschung zu. Vor dem J. 1848 hatte T. wiederholt zur Feder gegriffen, um durch Uebersetzung, Exegese und Propädeutik in seinem Berufsfache, classische Philologie und Aesthetik, litterarisch gemeinnützig zu werden, wie dies 14 Manuscripte seines Nachlasses bezeugen. Die Ungunst der vormärzlichen Verhältnisse trat jedoch diesen Bestrebungen hindernd in den Weg und verleidete ihm sein Streben. Er selbst äußerte sich folgendermaßen darüber: „Ich spreche nur Altbekanntes aus, wenn ich sage, daß man damals das Studium der griechischen und lateinischen Classiker als etwas der Religion, Sittlichkeit und dem Staate gefährliches ansah und daher dasselbe nicht nur nicht förderte, sondern vielmehr unterdrückte. Der beste Beweis hierfür liegt in dem einfachen Umstande, daß man sogar an der Universität die freie Lesung der Classiker nicht gestattete, sondern selbst den Hörern der Philosophie Chrestomathien vorschrieb.“ – Hatte doch der Lemberger Censor die Kriegslieder des Kallinos und Tyrtaios als staatsgefährlich gestrichen. Umsomehr vertiefte sich T. in die genealogisch-historische Erforschung der Vergangenheit Innerösterreichs, und so bieten seine Abhandlungen über die Eppensteiner, die von Soune, von Saneck, die Pfannberger, die Grafen von Heunburg, die Herrn von Windischgraz (1850 bis 1866) u. a. das Ergebniß fleißiger und gewissenhafter Studien auf breiter Grundlage.
Tangl: Karlmann T., Philologe und Historiker, geboren am 17. August 1799 zu Wolfsberg im Lavantthale Kärntens und † in Graz am 12. October 1866. Fünf Jahrgänge des vormärzlichen Gymnasiums brachte er als Convictist im benachbarten Benedictinerkloster St. Paul mit bestem ErfolgeAls T. am 6. Januar 1863 sein vierzigstes Dienstjahr erreichte, trat er, kränkelnd und augenleidend, in den Ruhestand (17. März 1863). Es war ihm nicht vergönnt, eine seiner wichtigsten Arbeiten, die Fortsetzung des Ankershofenschen Handbuchs der Geschichte Kärntens für die Epoche vom Ausgange des letzten Sponheimers Ulrich III. (1269) bis zur Vereinigung des Herzogthums mit den habsburgischen Ländern (1335) über die Zeit von 1269–1276 zu führen. Mitten in der Herstellung der ersten Druckbogen des 4. Heftes raffte ihn der Tod hinweg.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Kärtner