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ADB:Teirich, Valentin

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Artikel „Teirich, Valentin“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 550–552, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Teirich,_Valentin&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:19 Uhr UTC)
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Teirich: Valentin T., Architekt und Kunstschriftsteller, wurde in Wien am 23. August 1844 als Sohn eines geachteten Schulmannes, des Directors der Oberrealschule, geboren, der ihn überleben sollte. Unter der Leitung des Vaters durch Gymnasial- und Realstudien sorgfältig vorgebildet, besuchte er die technische Hochschule in Wien, die er, erst neunzehn Jahre alt, im Jahre 1869 verließ, um sich in die Akademie der bildenden Künste aufnehmen zu lassen und Schüler des Architekten F. Schmidt zu werden. Nebenbei hörte er zum Abschluß seiner theoretischen Bildung ästhetische und philosophische Vorlesungen an der Universität. Bei verschiedenen Preisbewerbungen ausgezeichnet, erhielt er im Alter von einundzwanzig Jahren ein Reisestipendium, das er zu einer ersten Reise nach Italien verwandte. Die dort gewonnenen Eindrücke wirkten in T. so mächtig fort, daß er auch in späteren Jahren immer wieder durch einen erneuerten Aufenthalt in Rom, Florenz oder Venedig seine künstlerischen Anschauungen zu erweitern und befestigen suchte. Diese Vorliebe für Italien bestimmte T., sich von dem unter Schmidt’s Leitung gewonnenen gothischen Ideal abzuwenden und die Formen der Renaissance zu bevorzugen, unter deren Kennern und Vorkämpfern er sich einen hervorragenden Platz zu erringen wußte. Dieser Wechsel in seinem künstlerischen Glaubensbekenntniß zeigte sich zunächst darin, daß T. nach der Rückkehr aus Italien aus dem Atelier Schmidt’s ausschied, um in das van der Nüll’s einzutreten, dessen Betonung der decorativen Seite der Kunst ihn zur Beschäftigung mit dem Kunstgewerbe führte. Zur Vervollständigung [551] seiner Kenntnisse, namentlich über die Erscheinungen der deutschen Renaissance, unternahm er häufige Reisen, die ihn durch ganz Oesterreich, Süd- und Norddeutschland bis nach Holland und Belgien führten. Ein Besuch der Pariser Weltausstellung und ein im nächsten Jahr unternommener Ausflug nach England dienten dazu, seinen Gesichtskreis wesentlich zu erweitern und seiner künstlerischen Phantasie neue Ideen zuzuführen. So erklärte sich, daß schon seine erste größere Schrift über „die moderne Richtung in der Bronce- und Möbelindustrie nach Wahrnehmungen auf der letzten Weltausstellung“ (Wien 1868) in den Fachkreisen allgemeine Aufmerksamkeit erregte. T. wurde infolgdessen im Jahre 1868 zum Docenten an der neu begründeten Kunstgewerbeschule für Perspective, Schattenlehre und Projectionslehre ernannt, nachdem ihm schon seit dem 29. October 1867 der Titel eines Zeichners des k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie verliehen worden war. Das Lehrfach aber erwies sich für T. als der geeignetste Boden für eine reiche Thätigkeit, die an maßgebender Stelle dadurch anerkannt wurde, daß man T., trotz seiner Jugend, eine rasche Beförderung zu Theil werden ließ. Im Jahre 1870 als Lehrer in die Vorbereitungsschule aufgenommen, erhielt er schon im Jahre 1871 den Titel eines Professors, worauf am 15. Februar die kaiserliche Ernennung zum ordentlichen Professor an der Vorbereitungsschule erfolgte. In dieser Stellung erfreute er sich nicht nur wegen seiner ungewöhnlich gewandten Kunst der Darstellung, sondern auch wegen seiner persönlichen Liebenswürdigkeit und seines vielseitigen Wissens großer Sympathien von Seiten seiner Schüler, deren Werthschätzung ihm auch über das Grab hinaus zu Theil wurde. Ebenso bedeutend aber wie die Verdienste, die sich T. um die Schule erworben hat, erscheinen seine Leistungen auf dem Gebiete der kunstgewerblichen Fachlitteratur. Als Frucht seiner wiederholten Studien in Italien ließ er im Jahre 1871 ein Prachtwerk unter dem Titel: „Die Ornamente aus der Blüthezeit der italienischen Renaissance. Originalaufnahmen der vorzüglichsten Arbeiten in Holzmosaik (Intarsien)“ erscheinen, als dessen Seitenstück im Jahre 1874 das Werk über die „Eingelegten Marmorornamente des Mittelalters und der Renaissance in Italien“ herauskam. Beide Veröffentlichungen wurden von der Kritik überaus günstig aufgenommen und verdienten dieses Lob, weil sie sich, wie wenige, gleichmäßig für den Gebrauch in der Schule wie als Vorlage für das Kunstgewerbe eignen. Dasselbe gilt von Teirich’s letzter großer Unternehmung, deren Abschluß er nicht mehr erleben sollte, dem im Jahre 1876 erschienenen Werke über „die Broncen aus der Zeit der italienischen Renaissance“, durch das seine Studien über das Ornament der Renaissance in Italien zum Abschluß gebracht wurden. T. war bei der Herausgabe dieser letzten Arbeit durch Gewährung von Mitteln von Seiten des k. k. Handelsministeriums unterstützt worden. Dagegen sah er sich auf seine eigene Kraft angewiesen, als er die „Blätter für das Kunstgewerbe“ ins Leben rief, ein specifisch österreichisches, ja, man kann sagen, specifisch Wienerisches Unternehmen, das den Zweck verfolgte, „der österreichischen Industrie ein reiches Material für Bildung herbeizuführen und zu gleicher Zeit für jene Künstler in Oesterreich Propaganda zu machen, welche für Kunst und Kunstgewerbe arbeiten.“ T. hing mit besonderer Wärme an den „Blättern“, deren Nutzen für das österreichische Kunstgewerbe allerdings anerkannt wurde, deren Herausgabe ihm aber die größten moralischen und materiellen Opfer auferlegte. Unter den kunstgewerblichen Arbeiten Teirich’s muß in erster Linie sein Entwurf zu einem Kunstschranke erwähnt werden, der auf der Ausstellung des österreichischen Museums für Kunst und Industrie im J. 1872 zu sehen und im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. angefertigt war. Er brachte T. die Medaille für Kunst und Wissenschaft ein und ging in den Besitz des niederländischen Gesandten Baron Heekeren über, der [552] im Jahre 1876 noch als Eigenthümer dieses zu den „schönsten Producten der österreichischen Kunstindustrie gehörenden Werkes“ genannt wird. Leider reichten Teirich’s physische Kräfte nicht aus, die Fülle der Aufgaben, die er sich gestellt hatte, zu vollenden. Schon im März 1873 traten die ersten Symptome eines Brustleidens bei ihm hervor, das ihn je länger je mehr an der Ausübung seines Lehrerberufes hinderte. Er starb im 32. Lebensjahr zu Wien am 8. Februar 1876.

Vgl. Mittheilungen des k. k. Oesterreich. Museums für Kunst und Industrie. Wien 1876. XI, 45–48 und 123–125. – Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. 1876. XI, 626–629 und den zahlreichen anderen Stellen, die das Register aufführt. – Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1876. Nr. 215. – Wurzbach XLIII, 219–221.