Zum Inhalt springen

ADB:Theobald, Joseph von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Theobald, Joseph Apollinaris Honoratus v.“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 680–682, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Theobald,_Joseph_von&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 09:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 37 (1894), S. 680–682 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph von Theobald in der Wikipedia
Joseph von Theobald in Wikidata
GND-Nummer 117302422
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|680|682|Theobald, Joseph Apollinaris Honoratus v.|Bernhard von Poten|ADB:Theobald, Joseph von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117302422}}    

Theobald: Joseph Apollinaris Honoratus v. Th., königlich württembergischer Generalmajor, wurde am 3. April 1772 zu Rastatt, wo sein Vater als Oberst im schwäbischen Reichscontingente lebte, geboren. Nachdem er zuerst das Gymnasium zu Straßburg besucht hatte, bezog er die Hohe Karlsschule in Stuttgart, wo er bald die bevorzugte Stellung eines Chevaliers erhielt und durch seine Fähigkeiten die Aufmerksamkeit des Herzogs Karl auf sich zog. Bei seinem Abgange von der Schule handelte es sich darum, ob er eine Professur der Geometrie zu Reichenau in Graubünden annehmen oder in Kriegsdienste treten solle. Er entschied sich für die letztere Wahl. Jene Professur erhielt der nachmalige König Louis Philipp von Frankreich, und Th. ward zum Stückjunker im Artilleriecorps des schwäbischen Kreises ernannt. Mit diesem nahm er an den Feldzügen der Jahre 1794–1796 theil, im J. 1800 aber ging er als Lieutenant im Generalstabe in herzoglich württembergische Dienste über, in denen er in diesem Jahre den Krieg gegen Frankreich, im J. 1805, [681] nachdem er zum Hauptmann aufgerückt war, den gegen Oesterreich mitmachte. Nach Beendigung des letzteren ging er als Generallandescommissär in das Hauptquartier des Kaisers Napoleon, ward dann Adjutant des damaligen Kriegsministers, Herzog Wilhelm von Württemberg, Bruders des Königs, und bei Ausbruch des Krieges gegen Preußen Chef des Generalstabes. In dieser Eigenschaft war er in den Feldzügen von 1806 und 1807 thätig. Nach Friedensschluß bearbeitete er den Entwurf zu einem Felddienstreglement für die württembergischen Truppen, welches die Zustimmung einer zu seiner Begutachtung niedergesetzten Commission erhielt und in Kraft trat. Sein Aufsteigen im Heere war ein sehr rasches. Bereits 1808 wurde er Generalmajor. Auch den Krieg von 1809 gegen Oesterreich machte er als Generalstabschef der württembergischen Truppen mit. Daneben bekleidete er die Stelle eines königlichen Commissärs bei dem Commandanten des Armeecorps. In dieser Eigenschaft hatte er vornehmlich die Selbständigkeit seines Kriegsherrn in den inneren Angelegenheiten der Truppen den französischen Heerführern gegenüber zu wahren und den König über das auf diesen Gegenstand Bezügliche zu unterrichten, eine Stellung, welche dem Corpscommandeur Vandamme sehr wenig genehm war und auch Napoleon nicht gefiel, in der er aber den Beifall seines Königs erwarb. Nach Friedensschluß wurde ihm neben den von ihm bekleideten militärischen Aemtern das Präsidium des Straßen- und Brückenbau-Departements übertragen, und demnächst wurde er zum wirklichen Staatsrathe ernannt. 1810/11 war ihm die Vertretung Württembergs bei der Grenzberichtigung mit Bayern übertragen. Vor Beginn des Krieges von 1812 hatte er eine Feldinstruction für den Generalquartiermeisterstab auszuarbeiten. Im Feldzuge sollte er dem Kronprinzen als erster Generaladjutant zur Seite stehen, beide erkrankten aber schon in Lithauen lebensgefährlich und kehrten von dort zusammen in die Heimath zurück. Da er den unglücklichen Ausgang des Krieges vorhergesagt hatte, so veranlaßte dieser Schritt Mißdeutungen, welche zur Folge hatten, daß General v. Th. sich für mehrere Jahre ganz in ländliche Abgeschiedenheit zurückzog und an den Befreiungskriegen weiter keinen Antheil nahm, als daß er bei den Durchmärschen fremder Truppen einige Dienste leistete und in Schwarzenberg’s Auftrage einen Plan zur Vertheidigung des Schwarzwaldes entwarf. Erst als ihn im J. 1819 die Stadt Eßlingen zu ihrem Abgeordneten für die constituirende Ständeversammlung gewählt hatte, trat er in das öffentliche Leben zurück. Als Mitglied der Versammlung gehörte er zu den sieben Commissären, welche mit den Vertretern der Regierung über die festzustellende Verfassung zu verhandeln hatten. Die letztere hat er dann mit unterschrieben. Eßlingen verlieh ihm für sich selbst und für seine Nachkommen das Bürgerrecht und wählte ihn auch für den folgenden Landtag wieder zum Abgeordneten, als welcher er der constitutionellen Partei angehörte. In der nächsten Periode vertrat er das Oberamt Tettnang. An den Verhandlungen nahm er sehr thätigen Antheil. Von der Regsamkeit seines Geistes und von seinen umfassenden Kenntnissen auf sehr verschiedenen Gebieten des menschlichen Wissens legen zahlreiche Schriften militärischen, politischen und staatsökonomischen Inhaltes Zeugniß ab. Sie sind in den unten angegebenen Quellen aufgeführt. Seine Bekanntschaft mit fremden Sprachen hat er am glänzendsten durch eine vom Verfasser als mustergültig bezeichnete Uebersetzung von des Grafen Ségur Histoire de Napoléon (1825 bei Cotta erschienen) dargethan. Er starb am 17. März 1837 zu Stuttgart.

Allgemeine Militärzeitung, Darmstadt 1837, Nr. 32–33. – Allgemeine Zeitung, Augsburg 1837, Nr. 103–105.

Ein älterer Bruder, Karl Peter Wilhelm Apollinaris Ritter v. Th., ein in der Geschichte der napoleonischen Kriege mehrfach durch besondere [682] Leistungen hervortretender Officier, am 22. October 1769 zu Rastatt geboren, starb am 10. October 1837 als bairischer Generallieutenant a. D. zu Nürnberg (Allgemeine Militärzeitung, Darmstadt 1837, Nr. 95). – Schrettinger, Der königlich bairische Militär-Max-Josephorden. München 1882.

Ein jüngerer Bruder, Joseph Karl Valentin v. Th., geboren am 10. Mai 1800 zu Rastatt, † am 10. April 1862 zu Karlsruhe als großherzlich badischer Generalmajor, war ein tüchtiger Artillerieofficier, ist aber durch Leistungen im Felde nicht hervorgetreten (F. v. Weech, Badische Biographieen II, Heidelberg 1875).