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ADB:Thomsen, Johann Hinrich

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Artikel „Thomsen, Johann Hinrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 114–115, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thomsen,_Johann_Hinrich&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 16:27 Uhr UTC)
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Thomsen: Johann Hinrich Th., Dichter. Er war geboren im Dorfe Kius, Kirchspiel Ulsnis in Angeln 1749 als armer Leute Kind. Mit guten Anlagen und wißbegieriger Natur brachte er es durch Selbststudium dahin, daß er zunächst als Schulmeister in seinem Dorfe angestellt werden konnte. Er lernte nun die Tochter eines benachbarten Gutspächters kennen, es entstand eine gegenseitige Liebe, aber die Eltern des Mädchens, das als reich an Geist und Gemüth geschildert wird, untersagten die Verbindung mit dem Dorfschulmeister und zwangen sie zur Heirath mit einem angesehenen Kaufmann in der Stadt. Sie starb bald darauf, wie es heißt vor Gram. Diese unglückliche Liebe erweckte insbesondere unsern Th. zur Poesie, er sang Elegien an seine Dora. Durch einen Freund wurden diese im Göttinger Musenalmanach von 1771 (S. 94 und 129) gedruckt. Hierdurch wurde der Generallieutenant v. Dewitz auf dem benachbarten Gute Loitmark auf den Dichter aufmerksam und nahm sich seiner an. Er gab ihm Zutritt zu seiner ausgezeichneten Bibliothek und unser Dichter studirte nun in all seiner freien Zeit in die Nächte hinein, und brachte es als Autodidakt dahin, Horaz und Virgil, Homer und Theokrit in der Ursprache zu lesen. Auch Englisch lernte er auf diese Weise und Young ward sein Lieblingsdichter. Daneben trieb er mit besonderem Eifer noch Mathematik. Auf Empfehlung seines Gönners v. Dewitz ward er noch 1772 Inspector und Oberlandmesser der Hahn’schen Güter in Mecklenburg. Leider war sein Leben nur von kurzer Dauer. Er starb schon 1777 auf dem Gute Basedow, erst 28 Jahre alt. Die gar zu eifrigen Studien und der Schmerz um seine Liebe hatten seinen Körper geschwächt. Er war geschätzt und geliebt von vielen, die ihn kennen gelernt. Seine Dichtungen wurden gedruckt in dem Göttinger Musenalmanach, in J. H. Voß’ Musenalmanach, im Hamburger von 1781 und im Wandsbecker Boten. Der größere Theil ist wohl ungedruckt geblieben. H. Jessen gab Proben seiner Dichtkunst heraus 1783. Es sind 10 Gedichte, aber die geplante Sammlung seiner sämmtlichen Gedichte ist nicht erschienen. Er stand in Briefwechsel mit J. H. Voß und Gleim, und letzterer widmete ihm mit einem sinnigen Vers seine Oden aus dem Horaz.

H. Jessen, J. H. Thomsen, nebst Proben seiner Dichtkunst. Koph. 1783. – Schmid, Nekrolog S. 680. – Carstens in Biernatzki’s Volksbuch 1850 [115] S. 92. – K. Goedeke, Grundriß zur Gesch. der deutschen Dichtung II, 963. Hannover 1859. – Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter u. Prosaisten; von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrh. S. 536. Leipzig sa.