ADB:Biernatzki, Johann Christoph

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Artikel „Biernatzki, Johann Christoph“ von Eduard Alberti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Biernatzki,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 19:19 Uhr UTC)
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Biernatzki: Johann Christoph B., Theologe und Dichter, geb. zu Elmshorn in Holstein 17. October 1795, † zu Friedrichstadt 11. Mai 1840. Sein Vater gleichen Namens war der Zeit Militärarzt bei dem Königin-Leibregiment. Der Sohn besuchte in Altona theils Privatschulen, theils von der Tertia an das Altonaer Gymnasium. Seit Michaelis 1816 studirte er Theologie, zunächst in Kiel, seit Herbst 1818 in Jena, darauf in Halle, worauf er um Ostern 1820 auf einem Umwege über Dresden und Berlin in Gesellschaft von Freunden nach Altona zurückreiste. Hier bereitete er sich auf das Amtsexamen vor, ging Michaelis desselben Jahres noch auf ein halbes Jahr nach Kiel, wurde Michaelis 1821 zu Glückstadt examinirt und darauf im December desselben Jahres Pastor und Lehrer auf der an der schleswig’schen Westküste gelegenen kleinen Hallig Nordstrandisch-Moor. Hier erlebte er in der Nacht vom 3. bis 4. Febr. 1825 die große Sturmfluth, die ihm für eine seiner Novellen den Stoff lieferte. Im Laufe desselben Jahres erhielt er das Pastorat an der lutherischen Gemeinde der kleinen Stadt Friedrichstadt a. d. Eider. Ein 1836 erhaltener Ruf, durch Probepredigt sich um die vacante Stelle bei der Ansgariuskirche in Bremen zu melden, hatte ebensowenig den gewünchten Erfolg, als drei Jahre später die Präsentation zur Wahl bei der Gemeinde in dem holsteinischen Kirchdorfe Flemhude. Im J. 1840 erkrankte er wiederholt und die Berufung zum Prediger nach Süderau in Holstein traf ihn auf seinem Todtenbette. Unter Biernatzki’s Schriften nehmen wol sein religiöses Lehrgedicht „Der Glaube“ (1825 erschienen), sowie seine drei Novellen „Wege zum Glauben“, „Die Hallig in der Nordsee“ und „Der braune Knabe“ den vornehmsten Platz ein. Nach seinem Tode erst wurden seine „Predigten und Casualreden“ von freundschaftlichen Händen für den Druck vorbereitet und zusammengestellt. Seine hauptsächlichsten Schriften bezeichnet ein bilderreicher Stil, und der Inhalt beruht mehr auf Empfindung und Phantasie, als auf scharfer Charakteristik und strenger Wirklichkeit. Einen sehr günstigen Eindruck machte seine „Hallig in der Nordsee“, so daß sie bald nach ihrem Erscheinen in mehrere Sprachen übersetzt wurde und ihm jene Theilnahme gewann, die besonders für seine hinterlassene Familie nach seinem frühen Absterben die wohlthätigsten Folgen äußerte. Als Theologe gehörte B., entsprechend seiner poetischen Natur, zu der Vermittlungspartei, die zwischen dem Supranaturalismus und dem Rationalismus seiner Zeit den friedlichen Ausgleich suchte. Dieselbe Vermittlung strebte er auch in seinen persönlichen Verhältnissen zwischen pastoraler Würde und allgemein menschlicher Berechtigung an, Sinn und Gemüth von geistlichem Rigorismus sich frei erhaltend. Die Natur hatte sein Aeußeres nicht begünstigt; auf langer, überaus magerer und hagerer Leibesgestalt trug er einen kleinen Kopf, dessen krankhaft bleiches Gesicht mit niedriger Stirn, kleinen blöden Augen, wulstiger Nase und dicken Lippen, noch außerdem von den Blattern zerrissen war; aber er besaß den Vorzug geistiger Liebenswürdigkeit, die auch einem unschönen Körper gewinnenden Reiz verleihen kann.

Lebenslauf von A. Fr. L. Pelt und K. L. Biernatzki vor der Ausgabe seiner gesammelten Schriften B. I (Altona und Leipzig 1850) S. 3–157; Alberti, Schleswig-holstein.-lauenburgisches und eutinisches Schriftsteller-Lexikon.