Zum Inhalt springen

ADB:Treffenfeld, Joachim Hennigs von (2. Artikel)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Treffenfeld, Joachim Hennigs von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 554–556, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Treffenfeld,_Joachim_Hennigs_von_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 23:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Trechsel
Band 38 (1894), S. 554–556 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Henniges von Treffenfeld in der Wikipedia
Joachim Henniges von Treffenfeld in Wikidata
GND-Nummer 138787573
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|554|556|Treffenfeld, Joachim Hennigs von|Bernhard von Poten|ADB:Treffenfeld, Joachim Hennigs von (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138787573}}    

Treffenfeld: Joachim Hennigs v. T.[WS 1], kurfürstlich brandenburgischer Generalmajor, ward um das Jahr 1616 zu Klinke, einem 10 Kilometer südöstlich von dem Städtchen Bismark gelegenen altmärkischen Dorfe, als der Sohn eines Ackermannes, Namens Hennigs, geboren. Er war ein übermüthiger Junge, zu allen Thorheiten aufgelegt, im Hause seiner Eltern herrschte Unfriede zwischen Vater und Mutter. Alle diese Umstände sowie die Verhältnisse der Zeit, in welche seine Jugend fiel, werden ihn bestimmt haben, als er der Heimath den Rücken kehrte und Soldat wurde. Wessen Werbetrommel er zuerst gefolgt ist und unter welcher Fahne er anfänglich gedient hat, ist nicht nachzuweisen; es steht nur fest, daß, als der dreißigjährige Krieg zu Ende ging, Jochen H. als Rittmeister dem Heere Friedrich Wilhelm’s von Brandenburg, des Großen Kurfürsten, angehörte. Er war damals ein vermögender Mann, der Krieg hatte ihm Reichthümer bescheert, die er in Grundbesitz anzulegen und in Ruhe zu genießen wünschte. Das Gut Könnigde, halbwegs zwischen Bismark und Klinke gelegen, war zu verkaufen; H. erwarb es am 9. October 1648 von der Universität [555] zu Frankfurt a. O., welcher es als heimgefallenes Lehen geschenkt worden war; um ihn endgiltig zum Eigenthümer zu machen, bedurfte es aber noch der Belehnung durch den Kurfürsten. Außer H. hatte sich ein anderer Officier um Könnigde beworben; Friedrich Wilhelm versprach (wahrscheinlich in Stendal oder Tangermünde) es demjenigen zu verleihen, der zuerst dort ankommen würde. Das war H., der alle Wege und Stege kannte, und so gelangte er in den Besitz. In Könnigde hat er nun bis an sein Ende gelebt und gewirthschaftet. Nur wenn der Kriegsdienst ihn forderte, war er zur Stelle und that dann treulich und mit großem Ruhme seine Schuldigkeit, einer der besten Reiterführer und der kühnsten Parteigänger seines Fürsten. Tapfer und vorsichtig zugleich, griff er wacker zu und hielt fest, wo er glaubte sein Ziel erreichen zu können, war aber schnell davon, wenn er sich keinen Erfolg versprechen durfte.

Die Nachrichten über seine Theilnahme an den Feldzügen des Großen Kurfürsten sind sehr lückenhaft. In den Berichten über die Kriege von 1656 bis 1659 wird sein Name gar nicht genannt; daß er sie mitgemacht hat, ist wahrscheinlich, weil die Kirchenbücher seiner in dieser Zeit nicht erwähnen, dagegen anführen, daß Exaudi 1659 über drei Jahre Rechnung gehalten und H., der jetzt als Oberstwachtmeister aufgeführt ist, dabei zugegen gewesen sei. 1670 war er Oberstlieutenant geworden. Als solcher tritt er im Herbst 1674 bei den Kriegsvorfällen am Rhein im Mörner’schen Cavallerieregimente auf. Es wird von mehreren gelungenen Streichen berichtet, welche er gegen die Franzosen ausführte. Einer derselben brachte ihm reiche Beute. Am 29. October kehrte er von einem Streifzuge mit dem ganzen Silberzeuge des Marschalls Crequi und anderen Sachen, auf fünf Mauleseln, nach einer anderen Quelle auf Wagen verladen, zurück. Seine Reichthümer verwendete er zum Erwerbe neuer Ländereien und zur Verbesserung der alten, auch soll er viel Silber, gemünztes und ungemünztes, hinterlassen haben. Ein Tag hoher Auszeichnung ward für ihn der Tag von Fehrbellin, der 18. Juni. Schon vorher hatte er einen Zug in den Rücken des Feindes gemacht, die Brücke bei Fehrbellin und den durch das Luch führenden Damm zerstört und dabei eine Abtheilung feindlicher Kürassiere geschlagen. Am Abend des 17. Juni war er mit einer Anzahl Gefangener zum Heere zurückgekehrt. Als am folgenden Tage sein Regimentscommandeur Oberst Mörner, welcher den Auftrag erhalten hatte, die brandenburgischen Geschütze gegen den Angriff der schwedischen Reiter zu vertheidigen, gefallen war, trat H. an seine Stelle, hieb das ostgothische Kürassierregiment zusammen und erfüllte glänzend die dem Regimente gestellte Aufgabe. Er selbst wurde dabei verwundet. Noch auf dem Schlachtfelde verlieh ihm der Kurfürst den Adel mit dem Zusatze, daß er hinfort Treffenfeld heißen solle. Auch der Söhne Treffenfeld’s, welche schon im Heere vertreten waren, geschieht bei dieser Gelegenheit Erwähnung. Gleichzeitig wurde er Oberst und erhielt das erledigte Mörner’sche Regiment. – Der Schauplatz der Feindseligkeiten ward nun nach Pommern verlegt, wo T. mit Glück und Geschick mehrere Unternehmungen des kleinen Krieges ausführte. Damals hieß es in einer „Relation“: „Es passiret allhier vor Stralsund Weniges, nur daß der Brandenburgische Oberst Treffenfeld mit seinen Truppen dieses Land in seinem Allarm hält.“ Beim Uebergange nach Rügen und bei der Eroberung der Insel am 14. September 1678 befehligte er die Reiterei des linken Flügels. An der Spitze von zwei von Treffenfeld’s Compagnien, mit denen dieser zuerst gelandet war, warf Derfflinger die feindlichen Reiter. – Von Pommern ging es nach Preußen, wo durch die unter dem Feldmarschall Benedict Horn von Kurland und Samogitien anrückenden Schweden ernste Gefahr drohte. Im Januar 1679 waren diese bereits über Tilsit hinaus vorgedrungen. Da verbreitete die Nachricht vom Nahen des Kurfürsten mit einer [556] ansehnlichen Kriegsmacht solchen Schrecken in ihren Reihen, daß sie sofort den Rückweg antraten. General v. Görtzke, welcher ihnen zunächst stand, beschloß ihnen nachzusetzen, der Kurfürst folgte. Es war der Zug über das Haff. Am 29. Januar 1679 ward Fühlung gewonnen. Görtzke erhielt Befehl, den Feind zu erkunden und ihn so lange aufzuhalten, bis die Masse des Heeres herankäme. Oberst T. bildete mit 1000 Pferden seine Vorhut. Am 30. traf dieser beim Dorfe Splitter, nahe vor Tilsit, auf den Feind, welcher sich (nach v. Orlich, Leben Friedrich Wilhelms III., Berlin 1836), 9 Standarten Reiter und 2 Compagnien Dragoner (nach de Pufendorf, De rebus gestis etc., Leipzig 1733) 1 Regiment Cavallerie, 6 Compagnien Dragoner stark, zum Kampfe stellte. T. warf den Feind in Unordnung zurück und machte erst vor Tilsit angesichts der dort sich entwickelnden Hauptmacht Halt. Wenn Görtzke ihn unterstützt hätte, behauptete er, würde er auch diese geworfen haben. Als er dem Kurfürsten sechs gewonnene Fahnen überbrachte, ernannte ihn dieser zum Generalmajor. Auch sonst war reiche Beute in seine Hände gefallen. Von anderer Seite ward T. der Vorwurf gemacht, daß er zu jenem Zwecke seine Truppe verlassen habe. Dadurch sei dem Feinde Zeit gegeben, abzuziehen. Bei der fortgesetzten Verfolgung werden auch Treffenfeld’s Leistungen rühmend erwähnt. Am 2. Februar schlug er die feindliche Nachhut bei Waiauthi. – Damit wird sein Name in der Kriegsgeschichte zum letzten Male genannt. Er kehrte nach Könnigde zurück, wo er am dritten Ostertage 1681 wieder die Kirchenrechnung unterschrieben hat und lebte bis zu seinem am 31. December 1688 erfolgten Tode dort ruhig und friedsam. Sein Mannesstamm ist mit einem Enkelsohne am 10. Januar 1770 erloschen. Das Gedächtniß seiner Thaten aber wird durch den Namen „Ulanen-Regiment Hennigs v. Treffenfeld“ wacherhalten, welchen Kaiser Wilhelm II. am 27. Januar 1890 dem Altmärkischen Ulanenregimente Nr. 16, dessen Garnisonen in der Nähe von Treffenfeld’s einstigem Besitze liegen, für immerwährende Zeiten verliehen hat.

Hennigs v. Treffenfeld und seine Zeit, von Major G. v. Kessel, Stendal 1863. – Eine quellenkritische Untersuchung der vorgenannten Schrift und einige weitere Mittheilungen durch Dr. Kamieth enthält das Osterprogramm 1887 des Louisenstädtischen Gymnasiums zu Berlin; der Verfasser hat weitere Nachrichten über T. in Aussicht gestellt, aber noch nicht veröffentlicht.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 11 ein weiterer Artikel.