ADB:Treunert, Johann Heinrich Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Treunert, Johann Heinrich Wilhelm“ von Paul Mitzschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 711–712, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Treunert,_Johann_Heinrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 13:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Trewendt, Eduard
Band 54 (1908), S. 711–712 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wilhelm Treunert in der Wikipedia
Wilhelm Treunert in Wikidata
GND-Nummer 101249268
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|711|712|Treunert, Johann Heinrich Wilhelm|Paul Mitzschke|ADB:Treunert, Johann Heinrich Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101249268}}    

Treunert: Johann Heinrich Wilhelm T., Volksdichter, geboren am 27. Januar 1797 in Jena, † daselbst am 1. Juli 1860. Sein Vater war ein unbekannter Student, die Mutter eine arme Aufwärterin, bei der der Knabe in Dürftigkeit aufwuchs. Erst 1807 kam Wilhelm T. in den regelmäßigen Unterricht der Jenaer Stadtschule. Nach der Verheirathung seiner Mutter mit einem Buchdrucker in Jena, der eine Leihbibliothek besaß, las T. allmählich alle diese Bücher seines Stiefvaters durch. Schon damals verfaßte er Gelegenheitsgedichte und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit des Pädagogen Dr. Klein derart auf sich, daß dieser den jungen Mann in sein Haus nahm und ordentlich unterrichten ließ. Mit Dr. Klein siedelte T. 1813 nach Hildburghausen über, wo er in die Secunda des Gymnasiums aufgenommen und durch seine Dichtungen bald auch beim herzoglichen Hofe bekannt wurde. Aber schon 1814 mußte T. nach Jena zurückkehren und trat dort als Buchdruckerlehrling bei seinem Stiefvater ein. Das Jahr 1815 sah ihn als Freiwilligen unter den Fahnen des weimarischen Contingentes, bei dem er den Feldzug nach Frankreich mitmachte. Obgleich der Oberst v. Egloffstein, der sich sehr für T. interessirte, versuchte, ihn beim Militär zu halten, nahm T. nach Friedensschluß doch seine Thätigkeit als Schriftsetzer in Jena wieder auf und arbeitete als solcher vorübergehend auch ein paar Jahre in Weimar. Eine Ehe, die er schloß, war nicht glücklich, und beständige Nahrungssorgen nöthigten [712] ihn, sein poetisches Talent zu Gelegenheitsgedichten gegen Bezahlung zu verwenden. Um etwas sorgenloser dazustehen, übernahm T. 1845 das Amt eines Rathswachtmeisters und Marktmeisters in Jena und verwaltete es 14 Jahre, bis ihn Krankheit 1859 zum Rücktritt zwang. Er starb im Krankenhause an den Folgen einer Operation. Seine Dichtungen, fast durchweg localen Charakters, sind zum Theil in den Jenaer Wochenblättern veröffentlicht worden. Auf Veranlassung eines Litteraturfreundes stellte T. einmal die Zeitungsausschnitte seiner gedruckten und die Manuscripte seiner ungedruckten Gedichte für die Jenaer Universitätsbibliothek zusammen, dort befindet sich diese Sammlung noch jetzt in drei starken Bänden. Als besondere Veröffentlichungen erschienen von T. ein „Poetisches Rundgemälde Jenas“ (Jena 1832) und eine Auswahl der Gedichte in drei Bändchen unter dem Titel „Mein Gärtchen an der Saale“ (Jena 1836–1862). Trotz vieler Spreu, die sich unter diesen Leistungen findet, war T. doch, wie sich nicht verkennen läßt, eine Dichternatur voll Natursinn und Humor. Allein an den ungünstigen und drückenden äußeren Verhältnissen hat es gelegen, daß Treunert’s Anlagen nicht zur rechten Entfaltung gekommen sind und daß auch mancherlei Excentrisches und Launenhaftes bei ihm in die Erscheinung tritt. Die dankbare Jenaer Bürgerschaft, die ihren Stadtpoeten sehr hoch schätzte, hat ihm auf seinem Grabe an der Ostseite der Johanneskirche ein einfaches Denkmal aus Sandstein errichten lassen, auf dem außer den Personalangaben die anerkennenden, doch übertriebenen Worte stehen:

Jena’s edelster Sohn, deß qoldnem Munde entströmte
Treu im Frieden und Krieg manches unsterbliche Lied.

Biographie im dritten Bändchen der Gedichtsammlung „Mein Gärtchen an der Saale“. – K. Brüger, Ein Jenaer Rathswachtmeister und Poet, in den „Weimarischen Beiträgen zur Litteratur und Kunst“ (1865) S. 61 bis 87. – Auszug aus Brüger’s Abhandlung, in der Wochenschrift „Europa“ 1865, Nr. 42, Sp. 1323–1330.