Zum Inhalt springen

ADB:Truhn, Friedrich Hieronymus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Truhn, Friedrich Hieronymus“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 685, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Truhn,_Friedrich_Hieronymus&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 22:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 38 (1894), S. 685 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hieronymus Truhn in der Wikipedia
Hieronymus Truhn in Wikidata
GND-Nummer 117426784
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|685|685|Truhn, Friedrich Hieronymus|Robert Eitner|ADB:Truhn, Friedrich Hieronymus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117426784}}    

Truhn: Friedrich Hieronymus T., ein Componist des 19. Jahrhunderts, geboren am 14. October 1811 zu Elbing, † am 30. April 1886 zu Berlin. Schon als Knabe erregte er durch seinen Gesang Aufsehen, ebensobald entwickelte er sich als Flötenspieler und kurz darauf als Violinist, so daß er im Orchester seiner Vaterstadt ein gesuchtes Mitglied war; doch wollten es die Eltern nicht zugeben, daß er die Musik zu seinem Lebensberuf wähle und erst im J. 1831 gestatteten sie, daß er sich in Berlin bei Bernhard Klein und Sigm. Dehn als Musiker ausbilde; selbst bei Mendelssohn genoß er kurze Zeit Belehrung über Instrumentation. Bald darauf erschienen die ersten Compositionen, die in Liedern und Operetten bestanden, doch die Zeit war für aufstrebende Künstler nicht günstig. Trotzdem sich T. in den damals gangbaren Ausdrucksmitteln bewegte und privatim als Genie anerkannt wurde, konnte er es doch nicht weder zu einer populären Berühmtheit, noch zu einem epochemachenden Künstler bringen. Bei aller Begabung, die hauptsächlich in einer leichten Erfindungsgabe bestand, bewegte er sich stets in den ausgetretenen Pfaden seiner Zeit, bewahrte dabei zwar stets eine edlere Richtung, konnte aber nicht das Interesse hervorrufen, welches Mendelssohn und Schumann in so reichem Maaße genossen. Auch als Schriftsteller trat er mehrfach in Fachzeitungen auf, so in Schumann’s Neuer Zeitschrift für Musik, in der er vom 9. Bande bis zum 17. allerlei Themen behandelte: Theoretisches, Kritisches, Biographisches und Belletristisches, stets in geistvoller und pikanter Weise. Ebenso schrieb er für die Neue Berliner Musikzeitung, das Echo bei Schlesinger, für den Hamburger Correspondenten u. a. Blätter. Sein äußeres Leben war sehr bewegt: 1835 wurde er Capellmeister am Stadttheater in Danzig, 1837 war er wieder in Berlin, 1840 lebte er in Königsberg i. Pr. und veranstaltete große Aufführungen seiner eigenen und fremder Compositionen. 1843 machte er mit dem Clavierspieler Theod. Döhler eine Kunstreise nach Schweden, wobei er als Componist und Dirigent auftrat. 1848 lebte er in Elbing, gründete einen Gesangverein und veranstaltete öffentliche Aufführungen. 1852 war er wieder in Berlin und stiftete die neue Berliner Liedertafel. 1854 reiste er mit H. von Bülow und ließ sich dann in Riga nieder, wo er bis 1858 wirkte, um sich dann dauernd in Berlin niederzulassen. Seine gedruckten Compositionen reichen bis weit über opus 100 und wurden fast durchweg von der Kritik beifällig aufgenommen, doch hat sich keine derselben so hervorgethan, daß sie ein allgemein beliebtes Stück geworden wäre: sie wurden gespielt, gesungen und bei Seite gelegt. Gesellschaftlich war T. in allen besseren Kreisen ein gern gesehener Gast und als Musiklehrer stand er in gutem Ansehen. Sein Tod schloß nicht nur sein Leben ab, sondern auch die Lebensfähigkeit seiner Compositionen. Die Zeitungen brachten vielfach anerkennende Nekrologe und damit war T. abgethan.