Zum Inhalt springen

ADB:Turini, Gregorio

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Turini, Gregorio“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 11–12, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Turini,_Gregorio&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Turin, Ernst Xaver
Band 39 (1895), S. 11–12 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2009, suchen)
Gregorio Turini in Wikidata
GND-Nummer 134543297
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|11|12|Turini, Gregorio|Robert Eitner|ADB:Turini, Gregorio}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=134543297}}    

Turini: Gregorio T., ein Musiker aus Brescia in Italien gebürtig, der sich als Sänger und Instrumentist, wie als Componist auszeichnete. Er war in der Mitte des 16. Jahrhunderts geboren, erhielt seine Erziehung in Italien, diente an mehreren italienischen Höfen als Musiker und trat dann in den Dienst des Kaisers Rudolf II., wo er in den Listen der Hofkapelle vom 1. September 1582 bis 1584 unter den Instrumentisten mit monatlich 15 fl. Gehalt, nebst Naturalienlieferung und einem Kleide verzeichnet ist, doch muß er noch länger in obigem Dienste gestanden haben, da er 1597 noch eine Sammlung Canzonetten in Nürnberg herausgab, deren Dedication er selbst abfaßte und auf dem Titel sich noch in obiger Stellung bezeichnet. Fétis setzt seinen Tod um 1600 an, doch fehlen bisher die Beweise, nur der eine spräche dafür, daß nach 1597 kein Werk mehr von ihm bekannt ist. Als Instrumentist blies er nach Fétis das Cornet, doch fehlen auch dazu die Beweise. Daß er in Deutschland festen Fuß gefaßt hatte und auch der deutschen Sprache mächtig war, beweisen seine deutschen Lieder und ebenso daß er mehrfach einen deutschen Verleger fand, der seine Werke herausgab. Proske schätzte ihn ganz besonders als Componist und nahm in seine Musica divina Bd. 2, 3 und 4 vierzehn vierstimmige geistliche Gesänge mit lateinischem Texte auf, von denen dann Joh. Zahn zwei Gesänge für Männerchor mit deutschem Texte versehen in seine Sammlung Kirchengesänge (Nürnberg bei Raw) aufnahm. (Näheres in meinem Verzeichniß neuer Ausgaben alter Musikwerke.) Von T. sind drei Druckwerke bekannt, die er selbst herausgab: 1) „Cantiones admodum devotae, cum aliquot Psalmis … ad 4 aequales voces“. Venetia 1589, Angelo Gardano. 4 Stb. mit 27 Motetten und Psalmen, im Besitze der Bibliotheken zu Liegnitz, Grimma, Berlin und Regensburg in der bischöfl. Proske’schen Bibl. 2) „Neue liebliche teutsche Lieder mit 4 Stimmen nach Art der welschen Villanellen“. Nürnberg 1590, Kathar. Gerlachin. In Göttingen incomplet, ebenso in Berlin, da der Bassus in beiden Bibliotheken fehlt. 3) „Il primo libro de Canzonette a 4 voci“. Noribergae 1597, Paulus Kaufmann. 4 Stb. mit 20 Gesängen, im Besitze der Bibl. zu Berlin, Liegnitz, Darmstadt und Grimma, in letzteren beiden nur einzelne Stb. – Die im Proske befindlichen geistlichen vierstimmigen Gesänge sind dem Drucke von 1589 entnommen und durchweg für gleiche Stimmen geschrieben, d. h. drei Knaben- und eine Tenorstimme, oder vier Männerstimmen. Sie tragen alle einen falsobordonartigen Charakter: der Text wird fast durchweg von allen Stimmen zugleich ausgesprochen und die Metrik desselben bildet zugleich den Rhythmus. Nur hin und wieder wird der accordliche Zusammenklang durch eine Durchgangsnote oder eine Schlußcadenz unterbrochen. Die Gesänge rufen einen ungemein feierlichen [12] Eindruck hervor, denn Grundaccord schließt sich an Grundaccord, wie z. B. Gd. Fd. Cd. Dm. Edur, als Dominante. T. scheint sich die Vorschriften des Tridentiner Concils ganz besonders zu Herzen genommen zu haben. (Valentini in seinen Musicisti bresciani 1894 gibt nicht mehr Biographisches als Fétis und die Werke citirt er auch nur nach ihm.)