Zum Inhalt springen

ADB:Ullrich, Franz Wolfgang Adam

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ullrich, Franz Wolfgang Adam“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 200–201, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ullrich,_Franz_Wolfgang_Adam&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 07:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ullmann, Karl
Nächster>>>
Ullrich, Titus
Band 39 (1895), S. 200–201 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand März 2018, suchen)
Franz Wolfgang Ullrich in Wikidata
GND-Nummer 117282588
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|200|201|Ullrich, Franz Wolfgang Adam|Richard Hoche|ADB:Ullrich, Franz Wolfgang Adam}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117282588}}    

Ullrich: Franz Wolfgang Adam U., Philologe und Schulmann des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 21. Februar 1795 in Remlingen bei Würzburg als der Sohn des Pfarrers Johann Christoph U. geboren; seine Mutter war eine Schwester des hamburgischen Senators Johann Christian Merck. Im elterlichen Hause vorbereitet, erhielt er den weiteren Unterricht auf dem Gymnasium in Wertheim; Ostern 1814 bezog er die Universität zu Göttingen, um daselbst zunächst Theologie zu studiren. Bald ausschließlich philologischen Studien zugewandt, kehrte er von Göttingen „durch den bairischen Universitätszwang veranlaßt“ in seine Heimath zurück und besuchte in den Jahren 1816 und 17 die Universität in Erlangen, wo er u. A. mit dem gleichaltrigen Karl Ludwig Sand in nähere Beziehungen kam; seine Studien beendigte er in Berlin zu Ostern 1818. Sein Plan, sich der Universitätslaufbahn zu widmen, fand den Beifall und die Unterstützung der Professoren Buttmann, Boeckh und Hegel. Zunächst nahm er jedoch eine Stelle als Collaborator an der königlichen Bibliothek in Berlin an, um sich „den Vortheil einer ausgebreiteten litterarischen Orientirung in den Wissenschaften“ zu erwerben; dieses Amt bekleidete er vom 1. Juni 1818 bis zum 1. Juli 1820. Nachdem U. am 22. August 1822 auf seine Dissertation „De proxenia sive publico apud Graecos hospitio“ zum Dr. phil. promovirt war, habilitirte er sich als Privatdocent bei der Berliner Universität; nebenher versuchte er sich im Unterrichte an mehreren Berliner Gymnasien: am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium unterrichtete er im Winter 1821/22 zur großen Zufriedenheit Spillecke’s, ebenso im Sommer 1822 unter Director Zimmermann am Friedrich-Werder’schen Gymnasium. Den Wunsch jedoch, in ein hamburgisches Lehramt zu kommen, hatte U. schon lange gehegt; vornehmlich auf Buttmann’s Empfehlung, der ihm „vorzügliche Kenntnisse“ und „im Lehrvortrage eine mit Artigkeit und Feinheit gepaarte Strenge“ nachrühmte, wurde er am 23. März 1823 zum Professor am Johanneum gewählt. Die preußische Regierung entließ ihn nur ungern; der Minister v. Altenstein eröffnete ihm am 21. April, seine Ernennung zum außerordentlichen Professor sei bereits im Werke gewesen; es werde dem Ministerium erwünscht sein, wenn er „künftig wieder seine Laufbahn im preußischen Staate als Universitätslehrer verfolgen“ wolle. Am 17. Juli 1823 wurde er in sein neues Amt durch Director Gurlitt eingeführt. – Fast volle 46 Jahre hindurch hat die Hamburger Anstalt sich seines Besitzes freuen und rühmen dürfen; „er hat“, sagt Director Classen im Schulprogramme von 1869 über ihn, „eben so sehr durch die Gründlichkeit seiner philologischen Gelehrsamkeit, wie durch die geistvolle, dem Inhalte und der Form gleichmäßig zugewandte Erklärung der alten Schriftsteller einen ungemein eingreifenden, ebenso belehrenden wie zu eigenem Studium anregenden Einfluß auf die große Zahl der Schüler geübt, welche sich in dieser langen Zeit seines Unterrichts erfreut haben … Ich darf auch hinzufügen, daß unsere Schule einen nicht geringen Theil des guten Rufes, daß die philologischen Studien auf ihr mit Gründlichkeit und mit Geschmack betrieben werden, der großen Zahl gelehrter und geistreicher Untersuchungen verdankt, welche U. in unseren Programmen niedergelegt hat, von den ersten im J. 1832 herausgegebenen Quaestiones Aristophaneae und der 1838 erschienenen Abhandlung über das Megarische Psephisma an durch die Reihe der allgemein geschätzten [201] Beiträge zur Kritik und Erklärung des Thukydides (7 Hefte, 1845–63) hindurch bis zu der gehaltreichen Schrift über die Hellenischen Kriege (1868)“. – Von seinen sonstigen philologischen Schriften sind noch die „Bemerkungen zu den Platonischen Gesprächen Menon, Kriton und dem zweiten Alkibiades mit einem Anhange über die Eilfmänner zu Athen“ (1821) und die Schrift „Ueber die religiöse und sittliche Bedeutung der Antigone des Sophocles“ (1853) zu nennen. – Ostern 1869 trat U. in den Ruhestand und starb in Hamburg am 21. Februar 1880, seinem 85. Geburtstage. Seine werthvolle Bibliothek, welche namentlich die Litteratur über Aristophanes, Thukydides und Horaz in seltener Vollständigkeit enthielt, ist dem Hamburger Johanneum zugewendet worden.

Nekrolog im Progr. des Hamb. Johanneums von 1880, S. 5–7. – Hamb. Tagesblätter, namentlich der Hamb. Correspondent v. 25. Febr. 1880. – Hamb. Schriftstellerlex. VII, S. 458 f.; daselbst ein Verzeichniß von Ullrich’s Schriften.