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ADB:Wach, Karl Wilhelm

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Artikel „Wach, Karl Wilhelm“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 774–776, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wach,_Karl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 9. November 2024, 15:40 Uhr UTC)
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Wach **): Karl Wilhelm W., Historienmaler, geboren in Berlin am 11. September 1787 als Sohn eines Kriegsrathes, zeigte schon als Kind eine [775] ausgesprochene Neigung zur Kunst. Infolge dessen erhielt er schon mit seinem zehnten Jahre Unterricht durch den Historienmaler Karl Kretschmar, der ihn im jugendlichen Alter porträtirte. Später besuchte W. die Akademie und interessirte sich an ihr so sehr für das Studium der Perspective, daß er schon in seinem zwanzigsten Jahre Vorträge über diesen Wissenszweig hielt. Als sein erstes größeres selbständiges Werk wird uns ein Christus mit vier Heiligen in Halbfiguren genannt. Das im J. 1807 vollendete Gemälde befindet sich heute in der Dorfkirche von Paretz. Im J. 1811 schuf W. im Auftrage des Königs das Porträt der Königin Luise. Beim Ausbruch der Freiheitskriege trat W. als Officier in das vierte kurmärkische Landwehrregiment und betheiligte sich an den Kämpfen der Jahre 1813 bis 1815. Während sein Regiment im Jahre 1814 am Niederrhein im Quartier lag, unternahm er eine Studienreise nach den Niederlanden. Im Feldzuge von 1815 gehörte er zu dem Stabe des Generals v. Tauentzien. Nachdem er an dem Einzug der Truppen in Paris theilgenommen hatte, erbat er sich Urlaub und blieb nunmehr drei Jahre lang in Paris, um zunächst als Schüler David’s und nach dessen Verbannung als Schüler von Gros für seine künstlerische Ausbildung thätig zu sein. Damals malte er ein Altarbild für die Berliner Garnisonskirche, Christus am Kreuz darstellend, und einen „Johannes auf Patmos“, der in den Besitz des Königs von Preußen überging. Dieser Aufenthalt in Paris machte W. zu einem Anhänger des französischen Classicismus. Er lernte die Solidität der französischen Schule bewundern und die Vortrefflichkeit ihrer technischen Leistungen schätzen, die sich so vortheilhaft von der Liederlichkeit der damaligen deutschen Technik unterschied. Nachdem er ein königliches Stipendium erhalten hatte, ging er im J. 1817 durch die Schweiz nach Italien, wo er sich ziemlich unberührt von dem Einfluß der damals in Rom herrschenden deutschen Nazarener erhielt. Er copirte sehr fleißig nach den Quattrocentisten und vertiefte sich namentlich in das Studium Rafael’s, dessen Stil und Auffassung er sich völlig zu eigen machte. Nach seiner Rückkehr nach Berlin im J. 1819 eröffnete er ein Meisteratelier im königlichen Lagerhaus und verlegte sich mit Erfolg auf die Ausbildung von Schülern, deren er bis zum Jahre 1837 mehr als 70 heranzog. In Anerkennung dieser seiner Verdienste wurde er zuerst zum Professor, dann zum Mitglied der Akademie und im J. 1827 zum königlichen Hofmaler ernannt. Seine erste größere Arbeit in Berlin war die Anfertigung des Plafonds für das von Schinkel erbaute Schauspielhaus. Das von J. Caspar gestochene Gemälde (neu hsg. von Max Jordan, Berlin 1878) stellte die neun Musen dar. In den Jahren 1820 bis 1824 malte er ferner zwei Altarbilder, die Auferstehung und das Abendmahl, für die Peter-Paulskirche in Moskau, 1826 eine schon in Italien begonnene thronende Madonna, an deren Seite Luther und Melanchthon stehen, als Hochzeitsgeschenk der Stadt Berlin für die Prinzessin Friedrich der Niederlande, ein Bild, zu dem die Berliner Nationalgalerie den Entwurf besitzt. Endlich folgten im J. 1830 mehrere Colossalfiguren für die Friedrich-Werdersche Kirche. Besonders zahlreich sind seine Porträts, unter denen z. B. dasjenige der Gräfin Raczynski den Zeitgenossen wegen der Pracht der Farben und wegen der Sorgfalt in der Behandlung der Stoffe besonders gefiel. Seit den dreißiger Jahren ging der Ruhm Wach’s mehr und mehr zurück, und er mußte sich den Vorwurf der inneren Hohlheit, der mehrfach gegen ihn erhoben wurde, gefallen lassen. Die Zeit war über seine Leistungen hinweggeschritten, und die Bekanntschaft mit den Arbeiten seiner französischen Vorbilder stellte seine mehr auf Berechnung als auf wirklicher künstlerischer Kraft beruhenden Schöpfungen in den Schatten. Gleichwol darf sein Verdienst um den Aufschwung der Berliner Malerei nicht verkannt werden, da die meisten Künstler, die die Berliner Kunst [776] in der Mitte unseres Jahrhunderts vertraten, seine Schüler waren. Da er ein geistreicher, fein gebildeter Mann war und wohl über die Kunst zu reden verstand, wirkte er überhaupt anregend auf das Berliner Kunstleben ein. Zehn Jahre hindurch gehörte er der Commission zur Anordnung der Sammlungen im kgl. Museum an, und vom Jahre 1840 an war er Vicedirector der kgl. Akademie der Künste. Er starb in Berlin am 24. November 1845.

Vgl. G. K. Nagler, Neues allg. Künstler-Lex. XI, 30–33. – Friedr. Eggers, Christ. Dan. Rauch. Berlin 1873–1891. Bd. I–V. (Register.) – Max Jordan, Katalog d. kgl. National-Galerie zu Berlin. 5. Auflage. III, 212–214. – A. Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst. II, 445 bis 451. Leipzig 1887.

[774] **) Zu Bd. XL, S. 414.