Zum Inhalt springen

ADB:Wackerbarth, August Christoph Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wackerbarth, August Christoph Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 449–451, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wackerbarth,_August_Christoph_Graf_von&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 18:35 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 40 (1896), S. 449–451 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
August Christoph von Wackerbarth in der Wikipedia
August Christoph von Wackerbarth in Wikidata
GND-Nummer 13004976X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|449|451|Wackerbarth, August Christoph Graf von|Bernhard von Poten|ADB:Wackerbarth, August Christoph Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13004976X}}    

Wackerbarth: August Christoph Graf v. W., königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Generalfeldmarschall, wurde im J. 1662 auf dem Familiengute Kogel im Herzogthume Lauenburg geboren, kam 1679 als Page der Gemahlin des Kurfürsten Karl von der Pfalz, einer dänischen Prinzessin, an den Hof zu Heidelberg und mit dieser, als sie Wittwe geworden war, nach Dresden, wo er alsbald in den kurfürstlich sächsischen Hofdienst überging und sich sowol durch Fertigkeit in ritterlichen Künsten und in Leibesübungen wie in den mathematischen Wissenschaften, namentlich soweit sie das Ingenieur- und das Baufach betreffen, auszeichnete. Damit er sich in letzterem weiter ausbilde, sandte Kurfürst [450] Johann Georg III. ihn auf Reisen, welche W. bis nach Griechenland ausdehnte um die hier von den Venetianern hergestellten Festungswerke kennen zu lernen. Eine reiche Sammlung von Zeichnungen etc., welche er von seinen Reisen nach Hause sandte, ist 1728 bei einem Brande in Dresden (s. u.) verloren gegangen. Der Befehl des Kurfürsten rief ihn aus Morea zurück. Er begleitete letzteren 1689 in den Krieg an den Rhein und leistete bei der Belagerung und Einnahme von Mainz wie im nächsten Jahre während des Feldzuges am Oberrhein Dienste als Ingenieur. Als 1691 der Kurfürst hier den Oberbefehl führte, befand W. sich in seiner Umgebung. Nach des letzteren im nämlichen Jahre erfolgten Tode erlaubte dessen Nachfolger Kurfürst Johann Georg IV. ihm aufs neue auf des Kurfürsten Kosten Italien, Ungarn etc. zu bereisen. Der 1694 auf den Thron gelangte Kurfürst Friedrich August nahm ihn sodann 1695 und 1696 als seinen Generaladjutanten mit in den Türkenkrieg und gebrauchte ihn, nachdem er selbst den polnischen Königsthron bestiegen hatte, 1697 als Gesandten in Wien, 1699 ernannte er ihn zum Obrist. Als solcher wohnte W. 1700 und 1701 den Feldzügen gegen die Schweden in den baltischen Landen bei. 1705 befehligte er das 3000 Mann starke Contingent, welches Sachsen zum Reichsheere stellte. Im Herbst hatte dasselbe, mit Preußen vereint, den Auftrag, die Stadt Hagenau zu belagern. Ehe aber die Angreifer zum Sturm schreiten konnten zogen die Franzosen in der Nacht zum 6. October heimlich ab. W. ward nun zum Commandanten ernannt und befestigte die Stadt, mußte sie jedoch im folgenden Jahre wiederum den Franzosen überlassen und gerieth dabei in Gefangenschaft, wurde aber bald ausgewechselt. Der Kurfürst ernannte ihn sodann zum General-Haus- und Landzeugmeister, Generalintendanten der Militär- und Civilgebäude und zum Generalcommissär der Baltischen Meerporten und übertrug ihm den Oberbefehl eines Hülfscorps von 5000 Mann, welches er den Seemächten stellte. Mit diesem nahm W. unter dem Commando des Prinzen Eugen von Savoyen im J. 1707 am Rhein, im folgenden in den Niederlanden am Kriege theil, ward dann aber, nachdem er zum Generallieutenant befördert worden war, zum zweiten Male als Gesandter an den kaiserlichen Hof zu Wien geschickt um für den Kurfürsten die Belehnungen zu empfangen. Hier erregte er sowol durch den Glanz und die Pracht seiner Erscheinung Aufsehen wie durch die Gewandtheit, mit welcher er an Stelle eines plötzlich ohnmächtig gewordenen anderen Vertreters des Kurfürsten unvorbereitet eine Rede hielt. Von Wien begab er sich im September 1708 auf den Kriegsschauplatz in den Niederlanden, wo er sowol am Feldzuge dieses, wie unter dem Commando des Generals v. d. Schulenburg, welcher an die Spitze der vermehrten sächsischen Truppen getreten war, an denen der nächsten Jahre und namentlich an der Schlacht bei Malplaquet und an mehreren Belagerungen von Festungen theilnahm. Im Februar 1711 ward er zum dritten Male als Gesandter nach Wien geschickt. Als Kaiser Joseph I., welcher W. bereits 1705 den Reichsgrafenstand verliehen hatte, am 17. April gestorben war ging W. nach Polen zum König-Kurfürsten, der ihn zum Minister und zum General der Infanterie ernannte und ihn mit sich nahm als er einen Einfall in Pommern machte. Dorthin ging W. abermals als der Kurfürst im Verein mit den Königen von Preußen und von Dänemark den Feldzug von 1715 gegen die Schweden unternahm. Er befehligte hier die sächsischen Truppen zuerst unter dem Feldmarschall Grafen Flemming, bald aber, als dieser den Kriegsschauplatz verließ, selbständig. Bei dem Hauptereignisse des Feldzuges, der Belagerung von Stralsund, welche am 23. December mit der Capitulation des schwedischen Commandanten endete, führte W., der die Seele des ganzen Unternehmens war, das „Generalcommando der Attaque auf rechter Hand.“ 1716 setzte er Warschau in besseren Vertheidigungszustand, 1717 betrieb er als Gesandter in Wien die Verlobung [451] des Kurprinzen mit einer österreichischen Prinzessin und die Ueberlassung sächsischer Truppen an den Kaiser, 1718 kehrte er nach Dresden zurück, wo er fortan blieb. Er war hier Gouverneur und erhielt bald das Commando über die Cadetten, die Artilleristen, Pontoniere und die Minirer sowie über das Regiment Ritterpferde. Um das Cadettencorps, dessen Mängel er klar erkannte, erwarb er sich mannichfaches Verdienst; sein Reglement der Adelichen Compagnie Cadets ist in H. F. v. Flemming, „Der vollkommene Teutsche Soldat“, Leipzig 1726, abgedruckt. Im J. 1714 hatte er in Polen bemerkenswerthe Gefechtsbestimmungen erlassen (M. Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften. München und Leipzig 1890, 2. Bd., S. 1696). Auf dem von ihm gekauften Gute Sedlitz bei Dresden erbaute er ein prächtiges Schloß. Im December 1725 wurde er zum General en chef über alle im Kurfürstenthume stehende Truppen ernannt. Als König Friedrich Wilhelm I. von Preußen im Januar 1728 zum Carneval nach Dresden kam, wohnte er bei W. im Zeughause, welches während dieser Zeit mit den von diesem gesammelten reichen Kunst- und wissenschaftlichen Schätzen aller Art in Flammen aufging. Der Kurfürst schenkte ihm darauf sein Palais an der Pirnaischen Gasse und später noch reichen Grundbesitz. Am 16. April 1730 erfolgte seine Beförderung zum Generalfeldmarschall. Als solcher befehligte er im Sommer dieses Jahres das sächsische Heer in dem vielgenannten Lustlager von Zeithain bei Mühlberg. Nachdem Kurfürst Friedrich August III. zum König von Polen gewählt war rückte W. mit der ganzen Armee zur Krönung dahin; Krankheit nöthigte ihn aber bald zur Heimkehr und schon am 14. August 1734 starb er im 72. Jahre zu Dresden. Auf dem vom Kurfürsten ihm geschenkten Gute Zabeltitz wurde er beerdigt.

W. hatte sich im J. 1707 zu Wien mit einer Italienerin aus vornehmem Geschlechte Katharina Paolina Maria Balbiano, geboren 1670, vermählt, welche in zweiter Ehe, nachdem ihr erster Gatte, ein Graf Salmour 1690 bei der Belagerung von Cuneo gefallen war, heimlich mit dem Markgrafen Karl Philipp von Brandenburg, der Schwedter Seitenlinie angehörig, verheirathet gewesen war. Der preußische Hof hat die am 29. Mai 1695 geschlossene, schon am 25. Juli des nämlichen Jahres durch den Tod des Markgrafen gelöste Verbindung als zu Recht bestehend, trotz der unablässigen Bemühungen der Gräfin und der dieser vom kaiserlichen Hofe gewidmeten Unterstützung, nie anerkannt. Ihre Ehe mit W. blieb kinderlos wie die zweite mit dem Markgrafen es gewesen war. W. nahm ihren zweiten Sohn erster Ehe an Kindesstatt an; als dieser starb beerbte ihn sein älterer Bruder, dessen Geschlecht, die Grafen Salmour-Wackerbarth, unlängst in Turin erloschen ist (Friedländer, Markgraf Karl Philipp von Brandenburg und die Gräfin Salmour, Berlin 1881; Preußische Jahrbücher, 39. Band, Berlin 1877, von dem nämlichen Verfasser).

Sein Leben beschrieb Frigander, o. O., 1738. – Zedler’s Universal-Lexikon, 52. Band, Leipzig und Halle 1747.