Zum Inhalt springen

ADB:Wagner-Frommenhausen, Rudolf Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wagner-Frommenhausen, Rudolf Freiherr von“ von Albert von Pfister in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 782–783, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner-Frommenhausen,_Rudolf_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 14:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 54 (1908), S. 782–783 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Rudolf von Wagner-Frommenhausen in der Wikipedia
Rudolf von Wagner-Frommenhausen in Wikidata
GND-Nummer 11711393X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|782|783|Wagner-Frommenhausen, Rudolf Freiherr von|Albert von Pfister|ADB:Wagner-Frommenhausen, Rudolf Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11711393X}}    

Wagner: Rudolf Freiherr von W.-Frommenhausen, geboren am 19. December 1822, † am 10. Februar 1891. Nach seinem Austritt aus der Kriegsschule in Ludwigsburg wurde W. 1843 zum Lieutenant ernannt, zunächst in der Artillerie, dann im Generalstab. Am 27. April 1867 wurde er zum Generalmajor und zugleich zum Kriegsminister ernannt. Nach dem Abgang des Kriegsministers v. Hardegg brauchte man gerade in Württemberg einen so klaren, nüchternen Kopf, wie W. einer war, einen Mann, abhold phantastischen Vorstellungen und der Phrase feind. Nichts haßte der einfache, streng und sachgemäß denkende Mann mehr als demokratische Verschleierungen, wie sie damals in militärischen Dingen unter den Württembergern in Blüthe standen.

Bisher hatte man in Württemberg geflissentlich die Unkenntniß in preußischen Dingen, insbesondere auch im Heerwesen, genährt. Man sonnte sich am Glanze Oesterreichs und Radetzky’s. Der Tag von Olmütz hatte jeden Respect vor Preußen ausgelöscht. Die Reorganisation dort begriff man nicht. Da kam W. im Anfang des Jahres 1866 als Militärbevollmächtigter nach Frankfurt. Hier hat sich einst die Wandlung eines Größeren vollzogen, Otto v. Bismarck’s. Aber auch W. war nach wenigen Monaten, noch vor Ausbruch des Kriegs, ein Anderer geworden. Was man in Süddeutschland absichtlich nicht sehen wollte, das erkannte er klar hier: nur von einem erstarkten [783] Preußen kann Rettung und Schutz für Deutschland kommen. – Der Krieg des Sommers 1866 war vorüber; im württembergischen Lande feierten großdeutsche und volksparteiliche Agitationen ihre höchsten Triumphe; die abenteuerlichsten Pläne schossen aus dem Boden, um durch lockere Milizeinrichtungen die stramme Waffenschule des stehenden Heeres zu ersetzen.

Die kleinlichen Anfeindungen, denen der neue Kriegsminister vom April 1867 ab ausgesetzt war, würde man heute nicht mehr begreifen. Dennoch gelang es ihm mit äußerster Mühe, während des Jahres 1868 das neue Kriegsdienstgesetz durchzusetzen, das, wenn auch lückenhaft, doch einen wesentlichen Forschritt bedeutete, durch Beseitigung des heillosen Unfugs der Stellvertretung um Geld und durch Einführung allgemeiner Wehrpflicht. Allein die Wogen hatten sich nur scheinbar geglättet; gegen das Frühjahr 1870 bereitete sich ein demokratischer Adressensturm vor, der von der Kammermehrheit unterstützt wurde und Herabsetzung der Präsenzzeit wie auch Verminderung des Militärbudgets verlangte. Unter solchen Umständen trat W. am 23. März 1870 vom Kriegsministerium zurück, das nun auf den General v. Suckow überging. Weitere Experimente schnitt glücklicherweise der Ausbruch des Krieges ab. Das Verdienst Wagner’s und des Königs Karl aber bleibt es, daß die württembergischen Truppen, wenn auch bescheiden an Zahl, doch mit ziemlich festem Gefüge ins Feld rücken konnten. Als eine kleine Belohnung mochte es W. ansehen, daß er, der unermüdliche Kämpfer auf vielumstrittener Bresche, in den ersten Deutschen Reichstag gewählt wurde vom Wahlkreis Reutlingen-Tübingen-Rottenburg; er schloß sich der Deutschen Reichspartei an. – Bald aber war es vorbei mit aller weiteren öffentlichen Bethätigung; die Anzeichen schwerer Erkrankung traten schon 1878 hervor. Wie ein lebendig Begrabener blieb er zwölf Jahre lang an das Schmerzenslager gefesselt. Mit Mühe nur vollendete er ein umfassendes Werk: „Das Jagdwesen in Württemberg unter den Herzogen“.

Die Familie Wagner war im J. 1656 von Kaiser Ferdinand III. geadelt worden mit dem Prädicat „von Frommenhausen“, wobei sie zugleich das Gut im Dorfe Frommenhausen, Amtes Rottenburg der vorderösterreichischen Grafschaft Hohenberg, als Lehen erhielt. Hier in Frommenhausen, wo er geboren war, ist W. am 13. Februar 1891 im Familienbegräbniß beigesetzt worden.