ADB:Wegelin, Johann Reinhard
Leibniz und von Wegelin’s Universitätslehrer B. G. Struv angefügt waren. Um seinen Horizont zu erweitern, unternahm W. eine Reise ins Ausland, die ihn zunächst nach Genf führte. Von hier aber wurde er als sachsen-coburgischer Legationssecretär auf Empfehlung des Reichshofraths Freiherrn v. Lyncker nach Wien berufen, wo er bald zum sachsen-coburgischen Rath und Agenten beim Reichshofrath aufrückte. Er bekleidete diese Stelle, bis ihn 1719 die kleine Reichsstadt Isny zum Rathsconsulenten und Kanzleiverwalter ernannte. Als solcher hat er es verstanden, das arg gestörte Einvernehmen zwischen Obrigkeit und Bürgerschaft mit solchem Erfolge wieder herzustellen, daß ihm auch die Reichsstadt Kempten die Stelle eines Consulenten übertrug. Im Streit mit dem Fürstabt von Kempten vertrat W. temperamentvoll und glücklich die Sache der Stadt. 1731 wurde W. Syndikus und Consulent in Lindau und 1746 Bürgermeister. Als solcher führte er „streitbar und sachkundig“ mit glücklichem Erfolge den Kampf gegen die Patricier, die „Sünfzen“, die ihren alten Antheil am Stadtregimente wieder zu erlangen hofften. Wegelin’s Fürsorge für die Stadt Lindau wird von den Zeitgenossen hoch gerühmt. Auch als historisch-politischer Schriftsteller hat er sich einen guten Namen gemacht; ich erwähne von seinen Werken, die Weidlich und Meusel verzeichnet haben, nur die ausführliche Streitschrift: [358] „Gründlicher historischer Bericht von der kaiserlichen und Reichslandvogtei in Schwaben“ 1755, die sich mit den seit dem 16. Jahrhundert unaufhörlich fortdauernden Zwistigkeiten zwischen dem schwäbischen Kreis und Oesterreich über die Landvogtei in Schwaben beschäftigt; dann das jetzt noch brauchbare Sammelwerk, den „Thesaurus rerum Suevicarum“ (1. Bd. 1756, 2. u. 3. Bd. 1757, 4. Bd. 1760); endlich die Neuedition der „Alten Schwäbischen Geschichten“ des Thomas Lirer von Rankweil, die 1762 in Lindau erschien. W. ist am 11. Januar 1764 in Lindau gestorben.
Wegelin: Johann Reinhard W., Bürgermeister von Lindau und Historiker. W. entstammt einer im Schwäbischen und Elsässischen weit verbreiteten, alten und angesehenen Familie. Er ist geboren am 21. April 1689 in Lindau als Sohn des Bürgermeisters Johann Christoph W. und dessen Frau Felicitas geb. Caspar. Seine erste Ausbildung erhielt er am Lyceum in Lindau. 1707 bezog er die Universität Jena, wo er Philosophie, Mathematik, Jurisprudenz und Geschichte studirte. 1712 griff er in das bekannte „bellum Lindaviense“ mit einer Schrift ein, deren langathmiger Titel lautet: „De S. R. I. lib. civitatis Lindaviensis praerogativa antiquitatis prae illustri D. Virg. coenobio, ejusdem famosi diplomatis Ludoviciani falsitate contra iniqua Maximiliani Rafleri S. J. nuperae vindicationis argumenta denuo retecta“, und der Schreiben von- Weidlich, Zuverlässige Nachrichten von denen jetzt lebenden Rechtsgelehrten. Halle, Bd. IV, S. 133 und VI, S. 403. – Meusel, Lexikon teutscher Schriftsteller, Bd. 14. – Wolfart, Die Patriciergesellschaft zum Sünfzen in Lindau, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Heft 32, S. 11. – Wolfart, Geschichte der Stadt Lindau im Bodensee. 1. Bd., 2. Abth., S. 123.