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ADB:Weiß, Georg Fritz

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Artikel „Weiß, Georg Fritz“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 569–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wei%C3%9F,_Georg_Fritz&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:59 Uhr UTC)
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Weiß: Georg Fritz W., Hofopernsänger und Philolog, wurde am 5. Februar 1822 in Ehrenfriedersdorf geboren. Seine Vorbildung erhielt er auf der Volksschule seiner Vaterstadt und bezog dann im J. 1836 die Thomasschule zu Leipzig, wo er durch den Einfluß von Männern wie Stallbaum und Jahn für das Studium der Philologie begeistert wurde und als Mitglied des Thomanerchors unter der Leitung Weinlig’s seine musikalischen Fähigkeiten entwickelte. Nach Absolvirung des Gymnasiums bezog er die Universität, wo er auf Wunsch seines Vaters neben seiner Lieblingswissenschaft der Philologie auch [570] die Jurisprudenz zu studiren anfing. Mangel an Mitteln zwang ihn, sich seinen Lebensunterhalt durch Ertheilung von Privatunterricht zu verdienen. Seine Erholung fand er auch auf der Universität in der Pflege der Musik. Er trat dem Universitätsgesangsverein Paulus bei und trat bei den Aufführungen desselben häufig als Solobassist auf. Als er im Sommer 1849 eine Sommerreise nach Dresden und der sächsischen Schweiz unternahm, lernte er bei dieser Gelegenheit den Opernregisseur des Dresdner Hoftheaters Schmidt kennen, der ihn bewog, sich dem Intendanten v. Lüttichau vorzustellen. Da W. diesem gefiel, engagirte er ihn sofort für kleinere Partien und übertrug dem Italiener Barbieri die weitere Ausbildung seiner Stimme. Der Wunsch, auch in größeren Rollen sich versuchen zu können, bestimmte W. im J. 1853 ein Engagement in Görlitz anzunehmen, von wo er als erster Bassist und Baßbuffo an das Theater in Königsberg in Ostpreußen kam. Hierauf absolvirte er Gastspiele in Kassel, Brünn, Stralsund und Rostock und ließ sich im J. 1857 von dem Director Schrammeck für St. Petersburg engagiren. Da sich jedoch das Unternehmen Schrammeck’s zerschlug, sah sich W. genöthigt, eine Zeit lang in Dresden zu privatisiren. Hier sang er ohne vorherige Probe am 1. August 1857 in der Zauberflöte die Rolle des ersten Sprechers und wurde sofort wieder an das Dresdner Kunstinstitut verpflichtet, um ihm fortan bis zu seiner Pensionirung ununterbrochen anzugehören. Er wirkte an ihm sowol als Sänger wie als Schauspieler, in der Oper wie im Trauerspiel, im Schauspiel, Lustspiel und in der Posse und übernahm ebenso gern die kleinsten Rollen, wie er sich auch in den größeren Aufgaben, die ihm anvertraut wurden, und als Oratoriensänger auszeichnete. Neben seiner Kunst blieb er aber unausgesetzt dem Studium seiner Lieblingswissenschaft, der classischen Philologie, treu, der er jede freie Stunde widmete. „Während der Proben auf dem Theater sah man ihn fast regelmäßig, wenn er nicht in Anspruch genommen war, hinter den Coulissen mit der Lectüre eines lateinischen oder griechischen Schriftstellers beschäftigt“. Als Frucht dieser seiner Studien haben wir die Uebersetzung der „attischen Nächte des Aulus Gellius“ anzusehen, die im J. 1875–1876 erschien und ihm die Ernennung zum Doctor der Philosophie durch die philosophische Facultät der Universität Leipzig eintrug. Im engsten Zusammenhang mit dieser Uebersetzung stand die Ausarbeitung eines umfänglichen „Index Gellianus“, dem die große Ausgabe des Gellius von M. Hertz zu Grunde liegt, und der „ein Denkmal staunenerregenden Fleißes und seltener Gewissenhaftigkeit“ darstellt. Trotz seiner wissenschaftlichen Brauchbarkeit und Gediegenheit ist das Werk noch nicht gedruckt, da W. keinen Verleger dafür finden konnte. Nächst Gellius interessirte W. vor allem der Spätlateiner Apulejus von Madaura. Er übersetzte den „goldenen Esel“ und die „Apologie“ dieses Autors, letztere nach dem Text von G. Krüger, konnte aber die Worte selbst nicht mehr niederschreiben, sondern mußte sie auf dem Krankenbette seiner Frau in die Feder dictiren, sodaß das Werk erst nach seinem Tode (Leipzig 1894) im Druck erscheinen konnte, während die Uebersetzung des „goldenen Esels“ noch nicht veröffentlicht ist. – In seinem Leben erwies sich W. als ein tadelloser Charakter von seltener Gutmüthigkeit. Seit dem Jahre 1865 gehörte er dem Freimaurerbunde an, in dem er eine angesehene Stellung einnahm. Er starb am 14. März 1893 zu Niederlößnitz, wohin er sich nach seinem Abgang von der Dresdner Hofbühne zurückgezogen hatte und wurde auf dem Trinitatiskirchhof zu Dresden begraben.

Vgl. Tagebuch d. Königl. Sächs. Hoftheater v. J. 1882. Schauspielfreunden gewidmet v. Friedr. Gabriel u. Fr. Rößler. 66. Jahrg. Dresden 1883. S. 74–80. – Die Apologie des Apulejus von Madaura. Zum [571] ersten Male übers. v. Fritz Weiß. Leipzig 1894. S. V–XIV. Dresdner Geschichtsblätter 1893, hsg. v. Ver. f. die Gesch. Dresdens. Nr. 3, S. 88.