ADB:Weiß, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weiß, Johannes“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wei%C3%9F,_Johannes&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weiß, Georg Fritz
Nächster>>>
Weiß, Johann Paul
Band 41 (1896), S. 571 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Johannes Weiss in Wikidata
GND-Nummer 118766430
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|571|571|Weiß, Johannes|Karl Steiff|ADB:Weiß, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118766430}}    

Weiß: Johannes W., Buchdrucker zu Wittenberg in der Reformationszeit und Prototypograph von Berlin. Ueber seine persönlichen Verhältnisse weiß man nichts. Da aber in der Wittenberger Matrikel unter dem 1. Mai 1520 ein Joannes Weiss de kranach [Kronach] bambergen. dioc. sich eingetragen findet, der später unter den Baccalaureen und Magistern nicht wieder vorkommt, so ist es recht wohl möglich, daß wir hier den späteren Drucker vor uns haben. Trifft dies zu, so war er ein Landsmann des Malers Lucas Cranach, der nach den neueren Forschungen, besonders D. Knaake’s (s. Centralblatt für Bibliothekswesen, Jahrg. VII, 1890, S. 196) mit dem Goldschmied Christian Döring zusammen auch eine Druckerei in Wittenberg besaß. Ja, der Umstand, daß dies in die Jahre 1523–25 fiel und W. in letzterem Jahr seine Thätigkeit als selbständiger Drucker begann, legt die Vermuthung nahe, letzterer möchte der Geschäftsnachfolger seines Landsmannes geworden sein. Doch bestätigt sich dies, soweit uns die Vergleichung der beiderseitigen Drucke möglich war, nicht. Nach Franck (siehe A. D. B. XIX, 278) erscheint W. 1525 anfänglich in Verbindung mit Michael Lotter. Es kann dies aber nicht lange gedauert haben, denn noch in demselben Jahr druckte er für sich allein. Die Thätigkeit, die er fortan entwickelte, hielt sich übrigens in bescheidenen Grenzen – wir haben bis jetzt aus der ganzen Zeit seines Wittenberger Aufenthalts nur 30–40 Drucke zusammenstellen können, darunter viele kleinere Schriften Luther’s -; doch war sie bedeutend genug, um ihm die Ehre zu verschaffen, die Buchdruckerkunst in Berlin einzuführen. Nachdem nämlich Kurfürst Joachim II. von Brandenburg 1539 sich zur Reformirung der Kirchen seines Landes entschlossen hatte, berief er zur Beförderung dieses Werkes unsern W. mit seiner Druckerei nach Berlin, wo bis dahin noch nie eine Presse thätig gewesen war; denn für das früher behauptete Vorhandensein einer solchen in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts hat sich ein Beweis nicht erbringen lassen. Zugleich ertheilte der Kurfürst dem Drucker, der Anfang 1540, wenn nicht noch Ende 1539 eintraf, das buchhändlerische Monopol für sein Land. Das erste Buch, das W. in Berlin druckte, war die „Kirchen Ordnung im Churfürstenthum der Marken zu Brandenburg“ von 1540 (2. Ausgabe, ebd. 1542), der noch im gleichen Jahr die „Reformation Churfürstlicher gnaden zu Brandenburg Cammergerichts zu Cöln an der Sprew“ und einige andere Sachen folgten. Im ganzen zählt Friedländer bis 1544 einschließlich 14 Erzeugnisse der Berliner Presse dieses Meisters auf, darunter namentlich Schriften von Joh. Agricola (Eisleben); Potthast gibt ihre Zahl auf „gegen zwanzig“ an, ohne sie im einzelnen aufzuführen. Nach 1544 verschwindet W. und mit ihm verschwindet der Buchdruck für die nächsten dreißig Jahre aus Berlin. Daß der Meister anderswohin gezogen sei, ist so gut wie ausgeschlossen; höchst wahrscheinlich ist er 1544 oder gleich nachher gestorben.

Vgl. Eichsfeld, Relation vom Wittenbergischen Buchdrucker-Jubiläo, 1740, S. 117 fg. (Die hier verzeichneten Wittenberger Drucke des Meisters finden außer durch Friedländer – s. nachher – namentlich durch Weigel-Kuczynski, Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium, 1870–84, Ergänzung). – Friedländer, Beiträge zur Buchdruckergeschichte Berlins, 1834, S. 6–21. – Potthast, Geschichte der Buchdruckerkunst zu Berlin im Umriß u. Geschichte der Familie v. Decker (unvollendet), S. 6–9. (Das bei Roth-Scholtz, Thesaurus symbolorum etc., 1730, Nr. 470 J. W. zugeschriebene Druckerwappen kann seinem Stil nach überhaupt nicht der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehören.)