ADB:Wencker, Johannes
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Königshofen, Hertzog und Specklin, ist nicht [712] festzustellen. Der zweite Theil des „Zeitregister“ gibt vom Jahre 1300 an Reichs- und Stadtgeschichte in Form von Annalen, die bis zum Jahre 1659, dem letzten Lebensjahre Wencker’s geführt und später in gleichem Sinne von seinem Sohne Jakob bis zum Jahre 1709 fortgesetzt worden sind. Die umfängliche Arbeit war nach Hegel’s Zeugniß, der das Original noch einsehen konnte, werthvoll für die ältere Zeit, wenngleich nicht mehr in dem Maße wie zur Zeit ihrer Abfassung, durch Benutzung der Quellenschriften und Urkunden und gewann an Wichtigkeit in dem späteren Teil, wo der Autor aus der vollen Kenntniß der Dinge, die er seiner amtlichen Stellung verdankte, als Mitlebender berichtete.
Wencker: Johann W., Straßburger Chronist, entstammt einer seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in Straßburg ansässigen Kaufmannsfamilie. Im J. 1590 geboren, erreichte er, nachdem er offenbar eine gute Erziehung genossen hatte, bald die verschiedenen Würden, welche in dem wohlgeordneten Straßburger Stadtregiment dem Patriciersohn vorbehalten waren. 1633 trat er in die Kammer der Fünfzehner ein, die Behörde, welche die innere Verwaltung der Stadt zu leiten hatte, 1640 wurde er Mitglied der Dreizehner, denen die Führung der äußeren Politik oblag, und 1644 wurde er zu der obersten Würde des regierenden Ammeisters berufen, einer Stellung, die er dann in den Jahren 1650 und 1656 wieder erreichte, bevor er im October 1659 aus dem Leben schied. Man gewinnt nicht den Eindruck, als ob er in jenen schwierigen Zeiten, die für die zwischen Frankreich und das Reich in die Mitte gestellte Stadt besonders peinlich waren, eine führende, meisternde Rolle gespielt habe, er scheint eher den Schwierigkeiten möglichst aus dem Wege gegangen zu sein. So wußte er sich der Mission, mit welcher ihn die Stadt bei den Westfälischen Friedensverhandlungen betrauen wollte, zu entziehen, und auch bei andern Gelegenheiten geräth er in den Verdacht kleinlicher Engherzigkeit. Mit Nachhaltigkeit aber und nicht ohne Erfolg scheint er die Interessen seines Handelshauses auch den zerrütteten Finanzen der Stadt gegenüber vertreten zu haben. Rege Theilnahme wandte er frühzeitig geistigen und litterarischen Bestrebungen zu, wir sehen ihn im brief1ichen Verkehr mit verschiedenen Gelehrten, eine umfangreiche Bibliothek vorzugsweise von historischen Werken wußte er sich zu erwerben und im J. 1637 begann er selbst mit geschichtlichen Aufzeichnungen „nicht als eine zierliche Historie oder förmliche Chronik, sondern als ein schlichtes Zeit- und Jahresverzeichniß“. Seine Chronik ist uns leider bei dem Straßburger Bibliotheksbrande verloren gegangen und nur schwer können wir aus den dürftigen Excerpten späterer Benutzer eine ungefähre Vorstellung ihres Inhalts und ihrer Bedeutung gewinnen. In einer Einleitung handelte W. zunächst von dem Ursprung der Stadt und Kirche von Straßburg, von den Stiftern und Klöstern, von der Stadtverfassung, von der Geschichte des Reichs und andrer Länder. Wieviel er dabei seinen Vorgängern entlehnt hat, vor allem- Hegel, Die Chroniken der deutschen Städte VIII, 71. – Mittheilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß, II. Folge, XV. Band.