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ADB:Werner von Habsburg

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Artikel „Werner von Habsburg“ von Wilhelm Wiegand in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 32–33, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner_von_Habsburg&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:01 Uhr UTC)
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Werner, Bischof von Straßburg 1001–1028, stammte aus dem Geschlecht der Habsburger, zu dessen Ahnherren er gezählt werden darf. Von Kaiser Otto III. zum Bischof von Straßburg eingesetzt wurde er erst nach dessen Tode am 4. Mai 1002 ordinirt. Gleich die Anfänge seines Episcopats wurden durch außerordentliche Wirren und kriegerische Unruhen gestört. W., durch freundschaftliche Bande von Jugend an mit dem Baiernherzog Heinrich verknüpft, war für dessen Wahl zum deutschen König mit Energie eingetreten, ihn traf dafür der Angriff des Kronprätendenten, des Herzogs Hermann von Schwaben, der das Elsaß verwüstend durchzog und auch der Stadt Straßburg sich bemächtigte. Mit wechselndem Glücke suchte W. Widerstand zu leisten, kaum entging er einmal der persönlichen Gefangennahme, bis im October 1002 Herzog Hermann sich König Heinrich II. unterwarf. Zur Entschädigung für seine Verluste erhielt W. vom König die alte, reichbegüterte Abtei St. Stephan in Straßburg. Auch später hatte er sich noch mancher Gunstbezeugung von Seiten Heinrich’s zu erfreuen. So verlieh ihm dieser im J. 1014 die Abtei Schwarzach, die freilich nur sehr kurze Zeit im Besitz der Straßburger Bischöfe blieb und im J. 1017 gab er ihm einen sehr umfangreichen Forst- und Wildbann, der das ganze mittlere Elsaß vom Rhein bis zum Gebirge umfaßte. Wir finden W. vielfach in der Umgebung des Kaisers, so Pfingsten 1007 auf den Synoden zu [33] Mainz und Frankfurt bei der Gründung des Bisthums Bamberg, ferner wahrscheinlich als Theilnehmer bei dem Romzug des Jahres 1014, weiter 1016 auf dem großen Reichstag zu Frankfurt, 1018 im Octbr. zu Basel bei der Münstereinweihung, im April 1020 zu Bamberg bei der Weihe des St. Stephansstiftes durch Papst Benedict VIII., Ende 1022 in Westfalen. Am bezeichnendsten für das enge Verhältniß beider und zugleich für die Gesinnung Heinrich’s ist vielleicht jener an die Existenz der Königspfründe am Straßburger Domstift wahrscheinlich sich knüpfende sagenhafte Zug aus des Kaisers Leben, wonach er der Krone entsagen und in die Reihen der Straßburger Domherren eintreten wollte und nur auf Werner’s Gebot davon Abstand genommen habe. Auch die Waffen führte er für den Kaiser, so leitete er 1020 mit einigen alamannischen Großen einen siegreichen Angriff auf Burgund. Nur auf geistlichem Gebiet gerieth er in einen gewissen Gegensatz zu Heinrich, indem er den selbständigen Reformbestrebungen seines Metropoliten, des Erzbischofs Aribo von Mainz, sich eifrig anschloß und mit den übrigen Suffraganen desselben auf der Höchster Synode 1024 Stellung gegen den Papst nahm. Nach des Kaisers Tode wirkte er mit besonderer Rührigkeit für die Wahl des Saliers Konrad des Aelteren, bei dem er sehr rasch die gleiche feste Vertrauensstellung gewann wie bei Heinrich. 1025 im Sommer sehen wir ihn im Gefolge Konrad’s II. am Oberrhein, 1027 begleitete er ihn auf der Romfahrt. Wir finden ihn dann noch bei der Entscheidung des Gandersheimer Streits thätig, bis er Konrad’s Auftrag erhält, eine kaiserliche Gesandtschaft nach Byzanz zu führen und dort im makedonischen Kaiserhause für Konrad’s Sohn, den jungen Heinrich, eine Gemahlin zu werben. Mit glänzendem Gefolge und zahlreichem Troß trat W. die Reise an, aber an Ungarns Grenzen von König Stephan zurückgewiesen mußte er den Weg durch Baiern und über den Brenner wählen, um von Venedig aus nach schwieriger Ueberfahrt Constantinopel zu erreichen. Trotz der günstigen ersten Aufnahme, welche die Gesandtschaft fand, verfehlte sie ihr Ziel, die Verhandlungen schleppten sich hin; bis W. kurz vor Kaiser Constantin’s Tode nach kurzer Krankheit am 28. October 1028 starb. Ohne daß er seinen Herzenswunsch erfüllen konnte, das heilige Land zu betreten, fand er seine letzte Ruhestätte in der oströmischen Kaiserstadt. An Werner’s Namen knüpft sich die Gründung des Klosters Muri im Aargau, wenn auch der Stiftungsbrief von 1027 für unecht erklärt werden muß, ferner spielt er eine wichtige Rolle in der Baugeschichte des Straßburger Münsters, das unter ihm einen umfangreichen Neu- und Ausbau erfuhr. Sind davon auch nur spärliche Reste in der Krypta und anderswo noch erhalten, so gehen doch wahrscheinlich auf ihn die Grundrißmaaße des gewaltigen Bauwerks überhaupt zurück. Für sein lebendiges Interesse an der Wissenschaft und der Bildung des Clerus zeugen seine zahlreichen Büchergeschenke an die Straßburger Domkirche.