Zum Inhalt springen

ADB:Wettstein, Johann Rudolf (Philologe)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wettstein, Johann Rudolf II.“ von Arnold von Salis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 250–251, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wettstein,_Johann_Rudolf_(Philologe)&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 22:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 42 (1897), S. 250–251 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Rudolf Wettstein (Philologe) in der Wikipedia
Johann Rudolf Wettstein in Wikidata
GND-Nummer 100704514
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|250|251|Wettstein, Johann Rudolf II.|Arnold von Salis|ADB:Wettstein, Johann Rudolf (Philologe)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100704514}}    

Wettstein: Johann Rudolf W. II, Professor, Dr. theol., Sohn des Vorigen, ist zu Basel geboren am 1. September 1647. Um in den alten Sprachen bestmöglich gefördert zu werden, wurde er mit 13 Jahren vom Vater nach Zürich verpflanzt für zwei Jahre, als Schüler des ausgezeichneten Philologen Joh. Caspar Schweizer (Suicerus), und bestand mit Ehren 1663 seine philosophische Prüfung. In Latium und Griechenland nicht Fremdling, sondern Bürger, wollte W. nach seiner Heimkehr, wie die Athenae Raur. sich hübsch ausdrücken, auch in den Vorhof des Königs der Könige eintreten, in dem ein Tag besser ist, als sonst tausend. Er studirte vier Jahre Theologie bei Gernler, Zwinger und bei seinem Vater, hielt seine Dissertation „Ueber die Rechtfertigung des Sünders vor Gott“, und wurde 1668 (3. Juli) Candidat. Ein Jahr vorher noch hatte er Aufsehen erregt dadurch, daß er nicht nur eine Disputation z. Th. in griechischer Sprache hielt, sondern auch, als einer der Opponenten ihn mit einer Fülle ungebräuchlicher Worte in Verlegenheit bringen wollte, dieselben sofort aufgriff und nach ihrer Abstammung und Bedeutung erklärte. Um sich am Opponenten zu rächen, schlug W. ihm nun vor, sie wollten die Disputation in griechischer Sprache fortsetzen, was aber Jener, obgleich einer der besten „Griechen“, ablehnte. Da wiederholte und beantwortete denn W. jeweilen dessen lateinische Sätze griechisch.

Nach einer Studienreise in der Schweiz, in Frankreich, England, Belgien und Deutschland, auf welcher er sich überall in den Bibliotheken umsah und sich Excerpte sammelte – nicht zum Vortheil für seine Augen –, trat er vorerst 1670 als Vicar ein für den an Melancholie leidenden Professor der Logik, Sam. Burckhardt, wurde 1673 (19. Sept.) Professor der Beredsamkeit, 1684 (1. April) der griechischen Sprache, 1685 (2. Juni) Dr. theol. und (10. Juli) Prof. Loc. Comm. et Controv. Theol., 1696 (15. Sept.) Professor des Alten, und 1703 (5. Oct.) des Neuen Testaments. Drei Mal 1689, 1701 und 1709 war er Rector der Hochschule. Er starb an einer Peripneumonie am 21. April 1711. Seine „Leich-Oration“, von Prof. Jac. Christ. Iselin gehalten, wurde gedruckt.

Wie sein Vater, hat auch er sich besonders um die Patristik verdient gemacht, indem er Origenes’ „Dial. contra Marcionitas“ griechisch und lateinisch mit Anmerkungen herausgab (Bas. 1673 u. 1674), sowie die vom Vater aus einer Basler Handschrift hergestellte „Exhortatio ad Martyrium“. Für Joh. Fell hat er den „Nomocanon“ des Photius nach einer Basler Handschrift verglichen. Außerdem sind von ihm erhalten, abgesehen von etwa 24 philosophischen und theologischen Dissertationen (welche Leu S. 370 f. aufzählt): „Orationes IX de Linguae Gr. Pronunciatione“ (1676–1678); „De accentuum Gr. antiquitate et usu“ (1685); „Diss. de fato scriptorum Homeri“ (1684); „De foederibus“ (1674); „Orationes III de fide Helvetica, oppositae libello famoso: la Suisse demasquée“ (1674–1681); „De exilii miseria, de exilii solatio“ (Bas. 1686); „Historia vitae et mortis Joh. Zuingeri“ (1696); ein elegisches Gedicht: „Descriptio Thermarum Fabariensium, carmine elegiaco“ (1672).

Ueber Wettstein’s Leben u. Schriften vgl. Athen. Raur. S. 55, 79. 89, 323, 373. – Leu, Lexicon, S. 369 ff. – Haller, Bibl. d. Schweiz. Gesch. [251] II, S. 393, Nr. 1618. – K. R. Hagenbach, Die theol. Schule Basels. 1860, S. 35.