Zum Inhalt springen

ADB:Hagenbach, Karl Rudolf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hagenbach, Karl Rudolph“ von Wilhelm Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 344–345, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hagenbach,_Karl_Rudolf&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hagenauer, Wolfgang
Band 10 (1879), S. 344–345 (Quelle).
Karl Rudolf Hagenbach bei Wikisource
Karl Rudolf Hagenbach in der Wikipedia
Karl Rudolf Hagenbach in Wikidata
GND-Nummer 119152711
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|344|345|Hagenbach, Karl Rudolph|Wilhelm Krafft|ADB:Hagenbach, Karl Rudolf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119152711}}    

Hagenbach: Karl Rudolph H., geb. am 4. März 1801 zu Basel, zeichnet sich als geistvoller Prediger und Dichter, als fruchtbarer theologischer Schriftsteller aus und war längere Zeit das Haupt der Vermittelungstheologie in der Schweiz. – Er erhielt seine Vorbildung auf einer pestalozzischen Lehranstalt, deren Unvollkommenheit ein dürftiger Gymnasialunterricht nicht ausglich, sodaß er nach eignem Geständniß sehr unreif zum Universitätsstudium überging. Er entschloß sich zur Theologie, indem er es als seine Lebensaufgabe begriff, die ewigen Wahrheiten des Heils, wie sie uns im Christenthum gegeben und in der heiligen Schrift niedergelegt sind, mit den Anforderungen der Humanität und einer freien, edlen, von menschlichen Vorurtheilen möglichst unabhängigen Geistesbildung in Einklang zu bringen. Er studirte zuerst zu Basel, dann 1820–23 zu Bern, wo Lücke, und zu Berlin, wo Schleiermacher und Neander anregend auf ihn einwirkten. Er lernte das Christenthum nicht als bloße Lehre, sondern als ein neues Leben aus Gott kennen, das im lebendigen, dem wahren Wissen nicht hinderlichen Glauben an Christum, als den Gottmenschen und Erlöser, begriffen werden muß. Nach seiner Rückkehr leitete ihn Dewette, der unterdeß (1822) nach Basel berufen war, in die akademische Laufbahn ein. In seiner [345] Stellung als ordentlicher Professor seit 1829 verblieb er bis an sein Ende und wußte damit, ohne amtlich veranlaßt zu sein, eine reichgesegnete Wirksamkeit als Prediger zu verbinden. Er diente der Kirche auch als Mitglied des Kirchenrathes und der Erziehungsbehörde, sowie seit 1848 als Vertreter im Großen Rath; dem protestantisch-kirchlichen Hülfsverein, den er mit Dewette 1842 gestiftet, stand er als sehr thätiger Präses vor. Ein Jahr vor seinem Tode feierte er sein 50jähriges Docentenjubiläum unter allgemeiner Theilnahme seines Vaterlandes. Er starb am 7. Juni 1874. – Seine schriftstellerischen Arbeiten sind fast alle aus seiner akademischen Thätigkeit oder verwandten praktischen Bestrebungen erwachsen. Jener gehören die weitverbreiteten, auch in fremde Sprachen übersetzten, sogen. Studentenbücher an: „Encyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften“, 1833; 9. Aufl. 1874. „Lehrbuch der Dogmengeschichte“, 1840, 5. Aufl. 1867. „Grundzüge der Homiletik und Liturgik“, 1863. „Leitfaden zum christlichen Religionsunterricht“, 5. Aufl. 1874. – Aus öffentlichen Vorlesungen für Gebildete seit 1833 entstand allmählich sein Hauptwerk: „Kirchengeschichte von der apostolischen Zeit bis zum 19. Jahrhundert“, zuerst in einzelnen Abtheilungen, dann in 7 Bänden, 1869–72. Die gelungensten Parthieen dieses Werkes sind die, welche die Wechselbeziehung zwischen der christlichen Kirche und der neueren Kultur und Litteratur darstellen. Die anderen kirchengeschichtlichen Arbeiten beziehen sich auf die Schweiz: „Geschichte der Entstehung und Schicksale der ersten Basler Confession“, 1827, 2. Ausgabe 1857. – „M. W. L. de Wette“, 1850. – „Oecolampad und Myconius“, 1859. – „Die theologische Schule Basels, 1860. – Von seinen Predigten ist eine Auswahl in 9 Bänden erschienen, I–VIII 1858 und IX aus dem Nachlaß 1875. – Seine Gedichte, die formell bedeutend, seine Bildung mit christlichem Ernst harmonisch vereinigen, sind in 2. Aufl. 1863 in 2 Bdn. erschienen. – Seinen theologisch vermittelnden Standpunkt hat er nach allen Seiten in dem Kirchenblatt für die reformirte Schweiz vertreten, das er seit seinem Bestehen bis ans Ende 1845–68 mit großer Hingebung, wie mit Erfolg redigirt hat.

Eine Lebensskizze von ihm selbst verfaßt ist mit den Grabreden als „Erinnerung an K. R. Hagenbach“, Basel 1874, abgedruckt.