ADB:Wetzel, Johann Christian Friedrich

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Artikel „Wetzel, Johann Christian Friedrich“ von Carl Haeberlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 257–259, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wetzel,_Johann_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 19:08 Uhr UTC)
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Wetzel: Johann Christian Friedrich W., Mag. phil., Rector des Lyceums zu Prenzlau in der Ukermark, geboren am 1. November 1762 zu Rhinow b. Rathenow in der Mittelmark, † am 10. Februar 1810 zu Prenzlau. [258] Sein Lebenslauf, über den ausführlichere Nachrichten nicht vorliegen, bietet ebensowenig Hervorragendes und Eigenartiges, wie seine etwa 30 Nummern zählenden, selbständigen Schriften. W. studirte in Halle und wurde, erst neunzehnjährig, im J. 1781 Lehrer an der dortigen lateinischen Schule, von wo er 1787 als Lehrer an die mit dem Bunzlauer Waisenhause verbundene Erziehungsanstalt berufen wurde. Sein litterarisches Debut begann er mit einem Aufsatze „Ueber einige Stellen in Xenophons Denkwürdigkeiten des Sokrates, in einem Schreiben an den Herrn Professor Schneider in Frankfurt a. d. O.“ im Braunschweigischen Journal von 1790. Daran schloß sich „Ein praktischer Beytrag zur Methodik des Hebräischen Sprachunterrichts, in einem Schreiben an den Hrn. Prorektor Moritz zu Hirschberg“ (ebd. 1791), sowie verschiedene Abhandlungen über die lateinische, griechische und hebräische Sprache im Braunschweigischen und Schleswigschen Journal von 1790–1792 nebst zwei historischen Aufsätzen in der Schlesischen Monatsschrift von 1792. Ueber die Schul- und Erziehungsanstalt vor Bunzlau berichtete W. in den Schlesischen Provinzialblättern 1791. Nachdem er mit einer Inauguraldissertation „Animadversiones quaedam generaliores in Psalmos eorumque versionem recte instituendam“ (Francof. ad Viadr. 1792) promovirt hatte, wandte er sich der Bearbeitung desjenigen Schriftstellers zu, dem er bis an sein Lebensende treu geblieben ist, nämlich Cicero. Den Reigen seiner zahlreichen Ausgaben der Werke dieses Redners, welche später zumeist im Rahmen der Braunschweiger Encyklopädie der lateinischen Classiker erschienen sind, eröffnete „M. Tullii Ciceronis Cato Major et Laelius, seu de senectute et amicitia, dialogi et paradoxa, perpetua annotatione et excursu illustr.“ (Liegnitz 1792); es folgten: „Brutus“ (Halle u. Braunschweig 1793 u. 1795); „Epistolae“ (1794); „De oratore“ (1795); „Academica“ (1799); „Orationes selectae XIV“ (1800 resp. 1801); „Scripta rhetorica minora“ (in zwei Voll. 1807). – Ostern 1793 kam W. nach Berlin als Lehrer an dem Pädagogium der königl. Realschule. Hier gab er 1794 eine „Kurze lateinische Grammatik“ heraus und arbeitete an dem Hecker’schen „Lateinischen Lesebuche aus Originalschriftstellern gesammlet“ mit. Aber schon 1795 wurde er zum Rector des Lyceums in Prenzlau ernannt, wo er im Alter von 47 Jahren starb. Außer Cicero hat er noch Caesar „ad exemplar Oudendorpii“, Varsaviae 1797), Horaz („ad exemplar Bentleii“, 1799), Nepos („ad exemplar Bosii“ I, 1801, unvollendet) und Justin („textum Graevianum passim refinxit“, 1806) herausgegeben. Diese Ausgaben wurden zu ihrer Zeit sehr geschätzt, besonders die kritischen und historischen Anmerkungen, die ein umfangreiches Wissen verriethen; auch in der Textgestaltung band sich W. keineswegs sklavisch an die Arbeiten seiner Vorgänger. Eine hebräische Grammatik verfaßte W. 1796, eine griechische Sprachlehre 1798; in einem Programm gab er 1797 einen „Rückblick auf unser Jahrzehend“; praktisch-pädagogische Zwecke verfolgte eine „Kurze Anleitung zum gründlichen Studium der Theologie auf Universitäten“ (Berlin 1796) und „Sittenlehren der griechischen Weisen, ein Lesebuch für Jünglinge“ etc. (Liegnitz 1800). Originell war sein „Handwörterbuch der alten Welt- und Völkergeschichte“ in drei Theilen (Liegnitz 1804; eine Weltgeschichte nach dem Alphabet; Thl. III: Alterthumskunde in Tabellen; mit neuem Titel Leipzig 1823), sowie eine „Kurze, auf Analogie zurückgeführte, Griechische Sprachlehre“ (Liegnitz u. Leipzig 1802), welche W. nach den Ideen der Holländer Hemsterhuys, Lennep und Leeuwarden für Anfänger ausgearbeitet hatte, allerdings ohne die Irrthümer und die falsche Methode des Letzteren zu vermeiden. Endlich sei noch erwähnt, daß W. der Hauptantheil an dem für Schulzwecke nützlichen, unter Joh. Gottlieb Schneider’s Namen erschienenen Griechischen Wörterbuche zufällt.

[259] Vgl. Neuestes gelehrtes Berlin hsg. von Val. Heinr. Schmidt u. Dan. G. G. Mehring, II, Berlin 1795, S. 263–264. – Hamberger-Meusel; D. gel. Teutschland Bd. 8, 1800, S. 479–480; Bd. 10. 1803, S. 812; Bd. 16, 1812, S. 207–208. – Biographie universelle ancienne et moderne T. 50, Paris 1827, S. 428–429 (mit unrichtigen Daten: Professor à Bunzlau 1782, mort à Berlin; auch in Kayser’s Bücherlexikon VI, 220 steht fälschlich † 17. Februar 1810). – Eckstein, Nomenclator philol., S. 615.