Zum Inhalt springen

ADB:Wilbrandt, Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wilbrandt, Christian“ von Heinrich Klenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 476–477, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilbrandt,_Christian&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wilbrand (1. Artikel)
Band 42 (1897), S. 476–477 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Wilbrandt in der Wikipedia
Christian Wilbrandt in Wikidata
GND-Nummer 117580325
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|476|477|Wilbrandt, Christian|Heinrich Klenz|ADB:Wilbrandt, Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117580325}}    

Wilbrandt: Christian Ludwig Theodor W., Aesthetiker (Vater des Dichters Adolf W.), geboren am 15. März 1801 zu Neukirchen, † am 25. Juni 1867 zu Doberan. W. war ein Sohn des aus dem Lauenburgischen stammenden Pastors Johann Christian W. zu Neukirchen bei Wittenburg in Mecklenburg-Schwerin und der Sophia Magdalena, einer Tochter des Pastors Johann Christoph Bühring zu Kieth. Sein Vater starb schon am 30. October 1801 im 50. Lebensjahre; seine Mutter am 12. April 1820, als er nach vollendetem Gymnasialunterricht, den er seit Michaelis 1818 in Schwerin genossen hatte, im Begriffe stand, die Universität zu beziehen. Sein um 10 Jahre älterer Bruder Konrad, welcher 1813 als Feldprediger bei der Landwehr gestanden, 1815 die Pfarre zu Großen-Laasch erhalten hatte und seit 1818 Seminar-Inspector in Ludwigslust war (er wurde 1821 Pastor in Lübtheen, wo er 1828 starb), bei dem die Mutter ihre letzten Jahre verbracht, wird sich des Knaben und Jünglings angenommen haben, der sich nun in Berlin dem Studium der Philosophie und Philologie unter berühmten Lehrern mit großem Fleiße und glücklichem Erfolge widmete. Michaelis 1823 fand er die erste Anstellung als Oberlehrer am Gymnasium zu Heiligenstadt, an welchem außer ihm nur noch ein protestantischer, sonst lauter katholische Lehrer unterrichteten. Von dort wurde er Ostern 1825 als Adjunctus und Oberlehrer an die Landesschule Pforta berufen. Michaelis 1828 kehrte er in die Heimath zurück, und zwar als ordentlicher Lehrer an der Großen Stadtschule zu Rostock. Hier wurde er am 23. März 1837 der Nachfolger des Michaelis 1836 nach Marburg berufenen Dr. Victor [477] Aimé Huber als ordentlicher Professor der Aesthetik und neueren Litteratur. Seine Vorlesungen betrafen Aesthetik oder „Philosophie der Kunst“, Geschichte der Philosophie, griechische Dramatik, Geschichte der deutschen Nationallitteratur, alt- und mittelhochdeutsche Dichtungen (besonders den Parcival Wolfram’s von Eschenbach) und Shakespeare. Vor allem machte er sich um die Rostocker Universität durch die Gründung des philosophisch-ästhetischen Seminars verdient, welches im Februar 1839 eröffnet wurde und als ein Vorläufer des von Bartsch und Bechstein geleiteten deutsch-philologischen Seminars zu betrachten ist. Am 1. Juli 1846 wurde W. zum Rector der mecklenburgischen Landes-Universität und nach Ablauf des Rectoratsjahres 1847 abermals gewählt. Als Rectoratsprogramm ließ er den Versuch einer Wiederherstellung des alten Hildebrandsliedes erscheinen unter dem Titel: „Hildibracht und Hadhubracht, das Bruchstück eines altdeutschen Sagenliedes, aus handschriftlicher Verderbniß in die Urform wiederhergestellt und erläutert“ (Rostock 1846). Früher hatte er ein Schulprogramm veröffentlicht „Ueber den König Oedipus des Sophokles“ (Rostock 1836). Weitere Schriften hat er nicht drucken lassen. – Bald nach seiner Anstellung als Lehrer in Rostock hatte er sich mit Charlotte Wendhausen (geboren am 16. März 1807, † am 19. April 1878) verehelicht, welche ihm im ersten Jahre seines Professorats, am 24. August 1837, den Dichter Adolf W. gebar.

Das Jahr 1848 riß W. in die politische Bewegung hinein. Er betheiligte sich als Mitglied an der „Mecklenburgischen constituirenden Versammlung“, sowie an der Abgeordnetenkammer des Jahres 1850. Wegen seines Verhaltens nach Wiederaufhebung der Constitution wurde er am 7. Juli 1852, zugleich mit dem ordentlichen Professor der Geschichte Dr. jur. et. phil. Karl Türk und dem außerordentlichen Professor der Theologie Dr. theol. et phil. Julius Wiggers, der Professur enthoben und im folgenden Jahre in den „Rostocker Hochverrathsproceß“ (siehe den Art. „Moritz Wiggers“) verwickelt. Er hatte eine zweijährige Untersuchungshaft zu erleiden und wurde zu einer Freiheitsstrafe verurtheilt, von welcher er jedoch Befreiung erlangte. Zehn Jahre darauf starb er in Doberan, wo er Heilung von schwerer Krankheit gesucht hatte.