ADB:Winkel, Emilie Henriette aus dem

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Artikel „Winkel, Therese Emilie Henriette aus dem“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 431–432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Winkel,_Emilie_Henriette_aus_dem&oldid=- (Version vom 28. April 2024, 07:36 Uhr UTC)
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Winkel: Therese Emilie Henriette aus dem W., Malerin, wurde am 20. December 1784 zu Weißenfels als einzige Tochter eines kursächsischen Officiers geboren. Sie widmete sich der Musik und der Malerei und wurde eine Virtuosin auf der Harfe und erwarb sich als Copistin einen großen Ruf. Zu diesem Zweck lebte sie eine Zeit lang in Dresden und arbeitete fleißig in der Galerie. Im J. 1806 begab sie sich mit ihrer Mutter nach Paris, um sich bei den berühmten Harfenisten Nadermann und Marin im Spiel auf der Pedalharfe unterrichten zu lassen. Außerdem lockten sie die vielen damals in Paris aufgespeicherten italienischen Kunstschätze. Während ihres Pariser Aufenthaltes trat sie David nahe und wurde von ihm in ihren künstlerischen Arbeiten unterstützt. Sie malte damals ein Bildniß Napoleon’s nach Lefèvre und machte es ihrem Gönner und Freund, dem Herzog August Emil Leopold von Gotha und Altenburg, mit dem sie einige Jahre hindurch einen höchst romantischen Briefwechsel unterhielt, zum Geschenk. Vermögensverluste der Mutter bestimmten sie im Herbste des Jahres 1807 nach Dresden zurückzukehren. Schon auf der Rückreise nach Deutschland veranstaltete sie Harfenconcerte und fing nun an, dies öfters zu thun, um sich auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So kam sie z. B. zu Anfang des Jahres 1809 nach Weimar, wo Goethe sie bei sich sah, sie in einem Concert bei Frau Schopenhauer hörte und ihre Gemälde besah. In Dresden bewohnte sie ein einstöckiges Häuschen in dem an der Elbe [432] gelegenen „italienischen Dörfchen“ und stand in regem Verkehr mit dem Maler von Kügelgen. Ihre Hauptbeschäftigung bestand im Copiren von italienischen Gemälden der Galerie. Für den Fürsten Jablonsky in Ostrock malte sie Copien für einen ganzen Saal und für die Kirche von Brockwitz bei Meißen lieferte sie eine Copie nach einem Giovanni Bellini zugeschriebenen Bilde, das den Heiland als Lehrer darstellt. Als ihr später die Galeriedirection Schwierigkeiten beim Copiren bereitete, versuchte sie ihr Glück mit dem Copiren moderner Bilder. Da sich jedoch derartige Arbeiten schlecht verkauften, so fing sie an ihre eignen Copien wieder zu copiren. Ein großer Theil davon wurde von ihr der Kunstschule zu Weimar vermacht, in deren Vorhalle sie hängen. Im vorgerückten Alter hatte sie das Unglück, ihr mühsam erworbenes Vermögen durch den Bankerott ihrer Banquiers zu verlieren. Indessen half ihr die allgemeine Theilnahme und die Unterstützung des Herrn von Quandt, der sogleich eine ihrer Copien ankaufte, über ihre Verlegenheit hinweg. Sie starb zu Dresden in hohem Alter am 7. März 1867. – Therese aus dem W. ist auch als Schriftstellerin aufgetreten. Unter dem Pseudonym Comala lieferte sie Beiträge für Kind’s „Harfe“ und für dessen „Hesperiden“ schrieb sie unter dem Namen Theorosa. Ihre weiteren schriftstellerischen Arbeiten verzeichnet Schindel.

Vgl. C. W. O. A. von Schindel, Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. Leipzig 1825. II, 431–335. – G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon, München 1851. XXI, 531. – L. Seidler, Erinnerungen. Zusammengestellt von H. Uhde. 2. Aufl. Berlin 1875. S. 67–69. – Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit einer jungen Künstlerin (Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg und Fräulein aus dem Winkel). Herausgeg. von Wolf von Metzsch-Schilbach. Berlin 1893. – Ad. Stern, Beiträge zur Literaturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Leipzig 1893. S. 177 ff. – L. Geiger, Dichter und Frauen. Berlin 1896. S. 179–194.