ADB:Wipo
König Konrad’s II., bemerkt aber zugleich, daß Kränklichkeit ihn oft verhindert habe, dem Hoflager zu folgen. Seine Heimath war allem Anschein nach Burgund, und auf den Bischof von Lausanne beruft er sich als Gewährsmann. Bei Konrad’s Königswahl ist er zugegen gewesen und hat uns eine anschauliche und berühmt gewordene Beschreibung davon hinterlassen; damit beginnt die Lebensbeschreibung des von ihm sehr verehrten Kaisers, welche er dessen Sohn Heinrich III. nach der Kaiserkrönung (1046) überreicht hat. Es ist seit Ludwig d. Frommen die erste Biographie nicht kirchlicher Art, einfach chronologisch geschrieben, aber mit Wärme und Lebhaftigkeit, und wenn er, was behauptet ist, schon Jahrbücher zu Grunde gelegt hat, so hat er doch durch seine ausführlichen Nachrichten ein ganz anderes Werk daraus gestaltet. Anschaulich und lebensvoll tritt uns daraus der kraftvolle, unermüdliche Herrscher und Kriegsmann entgegen, der des Reiches Macht und Einheit unerschütterlich aufrecht hielt; nicht ohne einige Schwächen, welche W. nicht verschweigt. Einen tieferen historischen Blick für die geschichtlichen Verhältnisse darf man freilich bei ihm nicht suchen. Er sammelte auch Materialien für die weitere Fortführung der Geschichte, und hoffte, daß ein Nachfolger sie für ein Leben Heinrich’s III. verwenden würde, aber wir wissen nicht, was daraus geworden ist.
Wipo bezeichnet sich selbst als CaplanBesondere Vorliebe hatte W. für Dichtungen in metrischer und in rhythmischer Form, hervorragend ist in dieser sein Klagelied um Konrad’s II. Tod. Für Heinrich III., an dessen Erziehung er wahrscheinlich Antheil gehabt hat, verfaßte er schon 1027 oder 1028 die vortrefflichen proverbia und Weihnachten 1041 überreichte er dem jungen König den Tetralogus in leoninischen Hexametern, in welchem das Lob des Königs sehr geschickt mit Ermahnungen verbunden ist. Dem Gesetz selbst legte er die Mahnung in den Mund, stets Recht und Gesetz als Grundlage des Thrones zu betrachten; bemerkenswerth ist außerdem besonders die Aufforderung, ein Gesetz zu erlassen, daß alle die Söhne der höheren Stände wissenschaftlichen Unterricht erhalten sollten, um später im Gericht die Rechtsbücher verstehen zu können. So hielten es die Italiener, nur bei den Deutschen galt es für schimpflich, etwas zu lernen, wenn man nicht Cleriker werden wollte. Noch andere Gedichte von W. sind uns nur durch Anführungen bekannt; seine Ostersequenz Victimae paschali laudes wird heute noch gesungen.
- Wiponis Opera ed. Bresslau, Hannov. 1878. Uebers. d. Biogr. Konrad’s II. von W. Pflüger, 2. A., bearb. von W. Wattenbach 1888 – Wattenbach, Deutschl. Geschichtsquellen (1894) II, 11–16. – J. R. Dietrich, Die Geschichtsquellen des Kl. Reichenau bis z. Mitte des 11. Jahrh. (Gießen 1897) stellt neue Ansichten über Wipo’s Verhältniß zu den Annalen und die Schicksale seiner gesammelten Nachrichten auf.