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ADB:Wölfelin

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Artikel „Wölfelin“ von Wilhelm Wiegand in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 790–791, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:W%C3%B6lfelin&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:38 Uhr UTC)
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Wölfelin, Schultheiß von Hagenau zur Zeit Kaiser Friedrich’s II., ist nach dem Stande der Quellenüberlieferung eine nur in den äußersten Umrissen erkennbare geschichtliche Gestalt. Nicht einmal die Dauer seiner Amtswirksamkeit können wir mit Sicherheit bestimmen, wir wissen weder genau, wann er in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts das Schultheißenamt angetreten hat, noch wann er es verloren hat. Es scheint, daß die Schlußkatastrophe seines Lebens 1235 eingetreten ist. Die Erinnerung an ihn hat sich wesentlich an die Thatsache geknüpft, die zugleich sein geschichtliches Verdienst ist, daß er die städtische Entwicklung des Elsaß mit aller Energie gefördert hat. Ihm wird die Erhebung einer Reihe von elsässischen Ortschaften zu Städten, wie Colmar, Kaisersberg, Schlettstadt und jenseits des Rheins Neuenburg zugeschrieben, er soll zugleich für die Sicherung des staufischen Besitzes an den Vogesen durch Anlage von Burgen, wie Kronenberg, Landsberg u. A. gesorgt haben. Jedenfalls scheint er eine außerordentliche, über seine engeren Amtsbefugnisse hinausgreifende, schon die spätere Landvogtei vorzeichnende Stellung sich errungen zu haben, die dem aus niedrigen Verhältnissen hervorgegangenen Mann zum Theil als eigenes Verdienst angerechnet werden muß, zum Theil wol aber auch aus der verworrenen politischen Lage erklärt werden darf. Für den in der Ferne weilenden Kaiser führte sein junger Sohn Heinrich [791] das Regiment und gerade im Elsaß lagen die staufischen Interessen mit denen anderer Fürsten, wie z. B. der Bischöfe von Straßburg, in stetem Widerstreit. Dazu kam noch der Alles vergiftende Gegensatz der kaiserlichen und päpstlichen Partei. Diese Umstände hat W. offenbar auch für sich selber ausgenutzt, da ihm die Quellen übereinstimmend den unrechtmäßigen Erwerb eines großen Besitzes, das rücksichtslose Zusammenscharren von Geld und Gut zum Vorwurf machen. Grade dies scheint aber auch die Ursache seines Sturzes und seines Endes gewesen zu sein. Als Kaiser Friedrich 1235 nach Deutschland heimkehrte, soll er W. gefangen genommen und ihm seine Schätze abgepreßt haben. Dann soll ihn seine eigene Frau ermordet haben, damit er nicht auch ihren Besitz noch dem Kaiser ausliefern müsse. Sein tragisches Geschick erinnert in mancher Hinsicht an dasjenige des burgundischen Landvogts Peter von Hagenbach, nur daß dessen Gestalt im hellem Licht der Geschichte steht und von der Volkssage umrankt ist.

Annales Marbacenses i. Mon. Germ. SS. XVII, 178 und Richeri Gesta Senoniensis ecclesiae SS. XXV, 302 ff. – Regesta imperii V ed. Böhmer-Ficker.