Zum Inhalt springen

ADB:Ziani, Marc Antonio

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ziani, Marc Antonio“ von Max Dietz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 147–148, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ziani,_Marc_Antonio&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Zichy, Edmund Graf
Band 45 (1900), S. 147–148 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Marc’Antonio Ziani in der Wikipedia
Marc’Antonio Ziani in Wikidata
GND-Nummer 135098262
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|147|148|Ziani, Marc Antonio|Max Dietz|ADB:Ziani, Marc Antonio}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135098262}}    

Ziani: Marc Antonio Z., Componist, 1653 zu Venedig geboren, ein Neffe des venezianischen Tonsetzers Pietro Andrea Z., hatte sich daselbst frühzeitig als Opern- und Oratoriensetzer bekannt gemacht. Sein Oratorium: „Il giudizio di Salomone“ widmete er dem musikliebenden Kaiser Leopold I. Es glückte ihm, am 1. April 1700 die Vicecapellmeisterstelle am kaiserlichen Hofe zu erhalten. Zu Neujahr 1712 rückte er zum Hofcapellmeister vor und versah dieses Amt bis zu seinem am 22. Januar 1715 zu Wien erfolgten Tode. Sein Nachfolger ward dann Johann Josef Fux. Z. war einer der vielen Italiener, die man aus dem Süden her an den Wiener Hof verschrieb, und welche hier in der in musikalischem Betracht damals ganz verwälschten Kaiserstadt bald zu den einträglichsten und einflußverschaffenden Aemtern und Würden gelangten. Wie die meisten seiner Landsleute war auch Z. ungemein fruchtbar und betrieb das Componiren (meist auf Bestellung) in schwunghafter Weise. Daheim hatte er contrapunktische Studien gemacht, was ihm als Kirchencomponisten zu statten kam. Daneben pflegte er den bel canto nach dem Maaß seiner bescheidenen Begabung und erwies sich hiebei als geschult, aber ohne Neuheit und hervorstechende Eigenart. Hierin stand er hinter seinen Zeitgenossen Lotti und Caldara, denen er überhaupt in keiner Hinsicht gewachsen war, weit zurück. Bei Hoffestlichkeiten war er mit Erzeugnissen seiner Mache rasch zur Hand. So schrieb er 1706 die Cantate „L’Ercole vincitor dell’ invidia“, sowie 1709 die „festa in musica“: „Il Compidoglio recuperato“ zum Namenstag des Kaisers Josef I., 1706 die Oper „Meleagro“ zum Geburtstag dieses Monarchen. Im selben Jahre setzte er zur Feier des Geburtstages der Kaiserin Amalie Wilhelmine das dramatische Schäferspiel „La Flora“ in Musik, drei Jahre später schrieb er zum gleichen Anlaß die Oper „Chilonida“. 1714 stellte er zum Namensfest des Kaisers Karl VI. die Oper „Andromeda“ fertig und zum Namenstag der Kaiserin [148] Elisabeth Christine den ersten Act der im Verein mit Negri und Caldara componirten Oper „L’Atenaide“. Im Hofdienst erwies er sich, wie man sieht, recht verwendbar, nicht so gut vermochte er sich in den Musendienst zu schicken. Seine Opern waren in dramatischem Betracht gänzlich unzulänglich, und nicht nur das, auch in der musikalischen Erfindung schablonenhaft angelegt. Jeder Act einer Lully’schen Partitur enthält mehr Geist, Charakteristik und Empfindungstiefe als die ganze längst verschlissene Dramatik Ziani’s, die überhaupt nie ernst zu nehmen war, sondern nur oberflächliche Unterhaltungslust stillte. Ebenso wenig hat er das Oratorium mit einer werthvollen Gabe bereichert. Das von Köchel erwähnte „Urtheil Salomo’s“, dem er Feuer und glückliche Auffassung der Charaktere nachrühmt, zeigt kaum irgendwo eine aus den ausgefahrenen Geleisen des zeitgemäßen, trockenen, mit kleinen kurzathmigen Motiven hantirenden Modestyls heraustretende Wendung. Z. hatte als Tondichter nichts Eigenes zu sagen, lediglich als Mitläufer einer weit verbreiteten Schule mag sein Name mitgezählt sein.