Zum Inhalt springen

ADB:Zimmermann, Joseph Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Zimmermann, Joseph Anton“ von J. B. Schmid. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 278–280, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zimmermann,_Joseph_Anton&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 17:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 45 (1900), S. 278–280 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph Anton Zimmermann in der Wikipedia
Joseph Anton Zimmermann in Wikidata
GND-Nummer 104206543
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|278|280|Zimmermann, Joseph Anton|J. B. Schmid.|ADB:Zimmermann, Joseph Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104206543}}    

Zimmermann: Joseph Anton Z. wurde 1705 wahrscheinlich zu Augsburg geboren. Seine akademische Bildung als Künstler erhielt er in Regensburg und Augsburg. Er lebte eine Zeitlang in Straubing, bis er wegen eines leichtsinnigen Streiches die Stadt verlassen mußte. Er hatte nämlich von dem Muttergottesbilde in der Wallfahrtskirche zu Sossau bei Straubing ein silbernes Kettchen in selbstsüchtiger Absicht herabgenommen; obwol er es, wenn auch nicht in unversehrtem Zustande, wieder zurückbrachte, wurde er zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt und außerdem aus der Stadt und dem Rentamt [279] Straubing verwiesen. 1749 wandte er sich nach München, wo er bereits wegen eines Kupferstiches, auf dem eine Festesillumination in Straubing dargestellt war, den Hofschutz erhalten hatte. Bereits am 8. Januar 1752 bekam er den Titel Hofkupferstecher und entfaltete als solcher eine sehr rege Thätigkeit. Zunächst stach er 45 Platten mit den Porträts des kurfürstlichen Hauses. Sodann erhielt er am 7. September 1752 das „privilegium impressorium“ auf ein Werk, das er unter dem Titel „Chur-Bayrisch-Geistlicher Calender“ herausgab. Es enthält eine Beschreibung und Statistik der kirchlichen Verhältnisse einzelner Bezirke und befaßt sich mit den Collegiatstiften, den Prälaturen, Propsteien, Decanaten, Pfarreien, Kammereien, Vicariaten, Beneficien etc. Bei Auswahl der zahlreichen Kupfer wurden neben vielen Porträts auch Wappen von Personen und Klöstern sowie besonders die Statuen, Bilder und Altäre der einzelnen Heiligen, welchen die Kirchen dedicirt waren, berücksichtigt. Auch viele Grabmonumente wurden abgebildet. 1754 erschien der erste churbayrisch geistliche Calender mit Beschreibung des Rentamtes München; 1755 der zweite mit dem Rentamte Burghausen und in den folgenden Jahren die Rentämter Landshut und Straubing sowie zuletzt das Herzogthum Oberpfalz. Dieses Werk hat für die bairische Localgeschichte das größte Interesse, besonders da es sich der Unterstützung von Seite der Behörden zu erfreuen hatte. Es erging nämlich an die Vorsteher der Rentämter ein Generalpatent, demzufolge sie die Vorstände der einzelnen Kirchen und Klöster auffordern sollten, eine genaue Beschreibung ihrer Kirchen und Klöster auf Grund des noch vorhandenen Urkundenmaterials einzureichen, wobei man jedoch zuweilen mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. – Z. muß ein ebenso fleißiger als talentirter Mensch gewesen sein. Er verstand nach dem Zeugniß seiner Frau nicht bloß den Grabstichel zu führen, sondern war auch geschickt als Wachsbossirer, Stuckateur und Elfenbeinschneider. In der Folge stach er mehrere Blätter für die Monumenta Boica und für die Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften. Sein bedeutendstes Werk ist eine höchst interessante Porträtsammlung des bairischen Herrscherhauses, das mit Berthold I. († 948) beginnt und bis zu den Zeitgenossen des Meisters heraufreicht. Es umfaßt über 150 Blätter. Der Titel des Werkes lautet: „Series imaginum augustae domus Boicae. Ad genuina ectypa aliaque monumenta fide digna delin. et aeri incidit Monachii Josephus Ant. Zimmermannus MDCCLXXIII“. Als Vorlagen erhielt er die noch vorhandenen Originale aus den Schlössern München, Dachau, Schleißheim, Neuburg, Ambras sowie einige von den Jesuiten und dem Collegium Gregorianum in Ingolstadt. Er empfing jedoch immer nur je zwei und durfte sie nicht in Oel copiren. Dieses Porträtwerk, das sich viele Jahre hinauszog, war für Z. mit großen Kosten verbunden und er gerieth in finanzielle Schwierigkeiten. So mußte er sogar 1783 gegen einen Vorschuß von 600 fl. sechzig Platten in der kurfürstlichen Hauskämmerei deponiren. Er hatte sie vergeblich zum Verkaufe angeboten, obwol er den sonst üblichen Preis von 70 fl. für eine Platte auf 36 fl. herabgesetzt hatte. – Im Verein mit M. J. Widmer gab er ein anderes interessantes Werk heraus unter dem Titel: „Domus Wittelbachensis Numismatica, Oder Sammlung aller existierenden Münzen und Medallien des durchlauchtigsten wittelsbachischen Stammhauses der ludovizinischen und rudolphinischen Linie: als von Otto dem größern bis zur gegenwärtig glorwürdigsten Regierung Karl Theodors … verfaßt und herausgegeben von M. J. Widmer Subbibliothekär der kurfürstl. hohen Schule zu Ingolstadt und dem kurfürstlichen und landschaftlichen Kupferstecher Jos. Ant. Zimmermann. München und Ingolstadt 1784. Zu finden bey den Verfassern“. Das Werk enthält 34 Kupfer, während anfangs nur 24 geplant waren. Von weiteren Stichen Zimmermann’s sind noch zu erwähnen [280] die Porträts des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Trier, der Akademiker Felix Oefele, Joh. Anton Lipowsky, Peter v. Oesterwald u. A.; ferner vollendete er die von G. Ambling nach P. Candid’s Tapeten gestochene Folge von Monaten. Nach F. de Ponte stach er eine Madonna mit dem Kind und nach einem Unbekannten die Leda mit dem Schwan. Seine Arbeiten sind von ungleichem Werthe. Er lieferte künstlerisch hochbedeutende Stiche, während bei anderen wieder nur zu deutlich die rasche Arbeit sich unangenehm bemerkbar macht. Ueberall aber zeigte er ein eminentes Können und großen Fleiß. Z. starb in ärmlichen Verhältnissen nach längerer schmerzlicher Krankheit in der Pfarrei zu U. L. Frau zu München am 29. November 1797 Nachts ½11 Uhr und wurde am 1. December beerdigt.

Lipowsky, Baierisches Künstler-Lexikon und die Künstlerlexika von Füßli und Nagler; Kgl. Kreisarchiv München u. Pfarrarchiv zu U. L. Frau.
J. B. Schmid.