ADB:Zinzendorf, Renatus Graf von

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Artikel „Zinzendorf, Renatus Graf von“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 356–357, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zinzendorf,_Renatus_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:05 Uhr UTC)
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Zinzendorf: Christian Renatus Graf v. Z., evangelischer Liederdichter, † 1752. Z. war der frühverstorbene Sohn des Grafen Nicolaus Ludwig v. Z., des Stifters der Herrnhuter Brüdergemeinde, und seiner Gemahlin Erdmuthe geb. Gräfin Reuß. Er wurde in Herrnhut am 19. September 1727 geboren und im elterlichen Hause erzogen; 1737–39 erhielt er seine Ausbildung in Jena und fungirte seit 1744 als Gehülfe seines Vaters und als Chorpfleger der ledigen Brüder unter dem Namen Graf Christel. Die Gefühlständeleien des Vaters in dessen extravagant sentimentaler Periode machte er mit und ging ganz in dem Vorstellungskreis der Zinzendorf’schen „Trinitätspoesie“ auf, so daß der Vater in dem Sohne den gebornen Nachfolger in seinem Amte sah. Später indeß bereute er seine sentimental-religiösen Verirrungen, begann aber in der Stille zu kränkeln; sein schwacher Körper unterlag den inneren Kämpfen; in ernster Bußstimmung vermochte er zwar den Weg zu einer relativ gesunden Christuserkenntniß wieder zu finden; aber die Auszehrung setzte seinem Leben ein frühes Ende; er starb am 28. Mai 1752. Diese Katastrophe trat ein, als der Vater (1750–55) seinen Wohnsitz in London hatte. Spangenberg gibt in seinem Leben des Grafen Z. Nachricht, wie tief der Vater den Heimgang des Sohnes betrauerte und wie die ganze Brüderunität seinen Tod beklagte. Seine Lieder beziehen sich meist auf die Passion Christi und auf die Gefühle, die sie im Gläubigen weckt. Zinzendorf gab sie als einen Anhang dem großen Londoner Gesangbuche bei. (Vgl. den Art. Nicolaus Ludwig Graf v. Z., S. 352.) Unter seinen Liedern sind zwei weitverbreitet 1) das Passionslied „Marter Gottes, wer kann dein vergessen“ und das Gemeinschaftslied „Die wir uns allhier beisammen finden“; außerdem dichtete er „Auf ihr nah verbundnen Jesusherzen“; „Für uns ging mein Herr in Todesnöthen“; „Laß mir, wenn meine Augen brechen“, und „Todesblick der mir“ u. s. w. (3. u. 4. Vers des Liedes „Blutge Leiden meines ein’gen Freundes“).

Vgl. Koch, Gesch. d. Kirchenliedes. – Cunz, Gesch. d. deutschen Kirchenliedes, [357] Thl. 2, Lpz. 1855, S. 75 ff. – A. F. W. Fischer, Kirchenlieder-Lexikon. Gotha 1878, S. 486 u. unter den einzelnen Liederanfängen daselbst. – B. Becker, Art. Zinzendorf i. d. Realenc. f. Th. u. K., 2. Aufl. 17, 541.