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Abbildung der Schlacht so bey Lützen den 6. Novemb. 1632. Geschechen

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Textdaten
Autor: Matthäus Merian der Ältere
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Titel: ABBILDUNG DER SCHLACHT SO BEY LÜTZEN DEN 6. NOVEMB: 1632. GESCHECHEN.
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Entstehungsdatum: 1632, ermittelt aus Titel
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Drucker: Matthäus Merian
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Quelle: Digitalisat der Bayrischen Staatsbibliothek München
Kurzbeschreibung: Einblattdruck mit der Beschreibung der Schlacht bei Lützen
Blattmaß 60,5 x 104 cm, die eigentliche Schlachtbeschreibung stimmt fast wortwörtlich mit dem Flugblatt Warhafftige Beschreibung der grossen und blutigen Schlacht bey dem Städtlein Lützen überein
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ABBILDVNG DER SCHLACHT SO BEY LIITZEN DEN 6. NOVEMB: 1632. GESCHECHEN.


Glaubwürdiger Bericht vnd Erzehlung /

Was etwa von der vorm Jahr den siebenden Septemb. beÿ Leipzig geschehenen Hauptschlacht biß dato / mit beÿden der Keÿserischen Catholischen /

vnd Evangelisch-Schwedischen vnd ChurSächsischen Armeen sonderliches vorgegangen / mit was Succeß beyder Theil sein Vornemen continuiret / wie sie auch den 6. Novemb.[1] dieses 1632. Jahrs abermal bey Lützen / 2. Meil von Leipzig / miteinander getroffen / vnd nach ergangenen langen Chargiren / vielen Blutvergiessen / vnd grossen Verlust die

Keyserl. grosse Armee durch Beystand Gottes / das Feld zu reumen gezwungen worden /
Da denn /

In was Macht der Keyserl. Generalissimus / Hertzog zu Friedlandt[2] mit sampt dem Ligistischen General / Graff von Pappenheim[3] sich eines / anders Theils Königl. May. zu Schweden / mit dero Armeen praesentiret / welche Regimenter / wie vnd wo sie getroffen / vnd was darneben denckwürdiges vorgangen /

außführliche Meldung nebens geschiehet.

WAser Gestalt es doch jederzeit im gemeinen Wesen zu geschehen pfleget / daß / so offt was Wichtiges vnnd Fürnemes angefangen wird / selbes ohne sondere Mühe vnd darbey vorlauffenden discommoditeten nicht mag vollzogen / vnnd zu Ende gebracht werden: Also darff sich gar niemand verwundern / daß / wie bey andern Händeln allen / also sonderlich bey diesen jetzigen fürnemen Expeditionibus vnd glücklich vnsers Theils angefangenen KriegsAttentaten / nicht allein viel Mühe vnnd Zeit auffgewendet / sondern auch inmittelst viel andere Beschwerungen vnd inconvenientien[4] mit Verderbung schöner herrlicher Städte / Länder vnd Provincien, mit grossen Blutvergiessungen / Vergewaltigungen vnd andern vorfallenden enormiteten, ja mit Verlust vnd Einbiessung so manches tapfferen Heldens / welche / wann es ohne das wäre / der noch kommenden Posteritet[5] mit jhren stattlichen / durch lange Vbung vnd Wolverhalten erlangte Tugenden / in einem vielleicht besseren Statu hätten dienen mögen / nicht ohne sondere alteration[6] gesehen vnnd erfahren werden müssen. Denn wer ein wenig in sich gehet / vnd behertziget / wie vnsere Feinde / die so Römische Catholische genandt / mit vns es gemeynet vnd noch meynen / wie sie das höchste Häupt deß Röm. Reichs / Keyserl. May. vnnd dessen vornembste Glieder auffgewiegelt / vnd wie sie alle jhre Macht daran setzen / jhren einmahl gefasten Propos zu exequiren, der kan leicht sehen / was difficulteten noch im Wege / dz so minder ein gewüntschter eventus allhier auffs eheste zu hoffen / will geschweigen zuerhalten.

Vnd ob nun zwar vorm Jahr es sich ansehen ließ / als wolte die so lange gewüntschte Erfüllung vnserer Hoffnung jhren effect erreichen / in deme die so hochgefürchtete / wol mundirte[7] grosse Armeè deß damals Ligistischen Generals Herrn Graff Johan von Tylli[8] / von dem Glorwürdigsten / nunmehr hochseligsten Könige in Schweden[9] / vnd Churfürstl. Durchl. zu Sachsen[10] bey Leipzig in einer öffentlichen[11] Feldschlacht[12] / geschlagen / auß dem Felde getrieben / vnnd bey nahe gantz ruiniret worden / so ist es doch durch vnserer Feinde wachenden Fleiß vnd vnnachlässige Antreibung dahin kommen / daß sie sich nicht allein damals wiederumb auffs mächtigste recolligiret, sondern auch noch einst das jenige / was vorm Jahr ergangen / fast eben an der Stelle / wiewol nicht ohne sondern Schaden vnd ruin deß meisten Theils dieses löblichen Churfürstenthumbs Sachsen / haben erfahren wollen.

Denn nach dem Graff Johan von Tylli nach verlohrner Schlacht bey Leipzig / sich biß nach den Weserstrom retterirende[13] / daselbst vmb etwas sich recolligiret / vnnd nach gnugsamer Besetzung desselben Passes von dannen sich gewendet / hernach im Monat Octob. bey Aschaffenburg mit den Fuggerischen / Lothringischen vnd Altringischen[14] Volck sich conjungiret / hat er nicht abgelassen dahin zu trachten / wie er den glücklichen Success der Königl. Schwed. May. in Fränckischen Landen / welche sich bereit der stattlichen Würtzburgischen Festung Königshofen / vnd der Stadt Würtzburg selbst damals durch sondere fortun[15], vnd Beystandt deß Höchsten bemächtiget / hindern / vnnd wo müglich wegen bekommener harten Stösse sich an der Königl. Armada revangiren[16] möchte. Aber durch Göttliche providentz vnd hochgepreiste Dapfferkeit Königl. May. in Schweden / hat auch damals sein intent zu nichte werden / vnd vnter deß Ihr. May. nicht allein der freyen ReichsStädt Nürnberg vnd Franckfurt / sondern auch deß gantzen Francken Landes in kurtzem / ohne Spendirung vieles Volcks / theils durch accord[17], theils durch Gewalt Meister vnd Herr werden müssen.

Ja es hat Kön. May. in Schweden nicht gefeyret[18] jhren Feind ferner zu suchen / vnd durch Mannligkeit vnd Tapfferkeit der bey sich habenden Soldatesca dahin zugelangen / daß sie in kurtzem vieler vornemer Städte / Festungen vnd Pässe hin vnd wieder am Rhein / in Beyern / Schwaben / Pfaltz auch Elsas sich impatroniret[19] / vnd dermassen sich verhalten / daß sie nicht allein vber die Ligistische Armee zu vnterschiedlichen mahlen victorisiren[20] / sondern auch deroselben so hochgerühmbten vnd in gantz Deutschlandt gefürchteten General, Graff Johan von Tilly in Person / in der vornemen HauptSchlacht / bey Rain am Lech gehalten / vbermannet vnd ertödtet erfahren können.[21]

Auff Churfl. Durchl. Seiten ist inmittels auch nicht gefeyret / sondern die Expedition in Böhmen / vnd die darinn nicht vnglückliche Fortsetzung vorgenommen / auch in kurtzem ohne sondern Widerstandt die meisten vornembste Städt. / wie auch die Königl. Residentz vnd HauptStadt Praga von Ihrer Excellentz Herrn FeldMarschall Arnimb[22] / im Monat Novembri / eingenommen worden: Ist auch diesem Handel[23] zu consuliren[24] Ihr. Königl. May. in Franckreich[25] mit einer stattlichen Armada herauß gerücket / vnd ingleichen von den NiederSächsischen Ständen eine besondere Armada auffzurichten geschlossen vnd bestellet worden / daß also in vielen nicht geringe sperantz[26] erwachsen / das jenige / was mit so vielen sehnlichen Flehungen / intercessionen[27] vnd anderen güttlichen vnnd bittlichen tractaten man nicht erlangen können / endlich durch billiche vnd von allen Rechten zugelassene Gewalt vnd manu armata erhalten vnd recuperiret[28] werden möge.

Wie nun diesen allen / vnnd man vermeynet / sie vnsere Feinde in dessen Betrachtung einsten die schwere Hand Gottes erkennen / vnnd von jhren grawsamen Wüten vnd vnbilligen Vornemen wo nich gar ab / doch nachlassen sollen / so ist doch solches nicht allein in keinem Wege erfolget / sondern von jhnen ferner continuè nur dahin getrachtet worden / wie mit noch grösserer Macht vnd noch viel grewlicher furie sie vns anfallen / vnd so viel an jhnen / jhr wieder so viel gründliche ob- vnd protestationes Anno 1629. außgelassene / die restitution der geistlichen Güter betreffende / Edict[29] vollstrecken vnnd exequiren möchten / gestalt sie zu dem Ende[30] den Hertzoge zu Friedland mit besondern vnterschiedlichen Ersuchungen / stattlichen pollicitationibus[31] vnnd vornemen Vnterhandlungen wiederumb die arma zu ergreiffen / vnd eine newe Armada für Keyserl. May. auffzurichten vnnd zuführen endlich vermocht haben / darzu denn von denen Hispanischen vnd Vngarischen Königen / auch andern vornemen Catholischen Fürsten vnd Herren eine stattliche Summa Geldes deputiret vnnd hergeschossen / vnd damit auch so viel außgerichtet worden / daß in kurtzen nicht allein eine grosse Armada zu Roß vnd Fuß in Mähren / Böhmen / Oesterreich vnd dero Orthen gesamblet / vnterschiedliche Städte vnd Plätze in Böhmen / so zuvor an Churfl. Durchl. zu Sachsen sich ergeben / wiederumb gewonnen / auch endlich nach der vmb wichtiger motiven vnd Vrsachen halber von der Churfl. Armee ergangener deß Böhmischen Landes Quittirung / selbes gantz vnter jhr Joch vnd Contribution gebracht worden / sondern auch Ihr Kön. May. in Schweden nicht wenig vor Nürnberg von selber Friedländischen vnd der dabey gewesenen Bayerischen Armeen discommodiret[32] / vnnd eine geraume Zeit / da sonsten was fürnemes außgerichtet werden können / wegen deß vberauß grossen Vortheils / vnd stattlicher fester Wercke / so der Feind jnnen gehabt / still zu liegen genöhtiget worden[33] biß endlich wegen Vorfallung grossen Mangels an Proviant vnd Futeragi der Keyserl. Generaliss. moviret / auß seinem wolbefestigten Lager sich zu erheben vnnd fort zu rücken[34] / in Meynung das löbliche Churfürstenthumb Sachsen / weil kein sonderlicher Widerstandt von geworbener Soldatesca verhanden / in kurtzen vnter seine Gewalt zubringen / von dannen durch die Churfl. Marck Brandenburg seine verlohrne Länder Mechelburg / Stargard vnnd Rostock wieder zu besuchen vnd einzunemen[35] / sonderlich weil damals die ChurSächsische Armee einen geraumen Weg von dar in der Schlesien / (welches Land sie in kurtzen mit nicht geringem Success[36] theils durch Accord, theils armis vnd mit Gewalt occupiret / die Keyserl. vorhin daselbst logirte Armee gantz ruiniret / vnd biß an Mähren glücklich gelanget) sich befunden / vnd in so schneller Eil zurück nicht commandiret werden mögen.

Solch sein Vornemen nun auffs geschwindeste zu effectuiren / hat der Hertzog zu Friedlandt also bald seinen GeneralLeutenant vnd FeldMarschall Heinrich von Holcke[37] mit einer wol mundirten Cavalleria vnd Infanteria sampt etlichen Stück grobes Geschützes vor sich hin commandiret / welcher im Monat Augusto dieses Jahrs in VoigtLande eingefallen / vieler Oerter darinnen alß Adorff[38] / Oelßnitz[39] (welches sie spoliret[40] / niedergehawen / vnd in die Asche gelegt) / Plawen[41] / vnnd entlich auch der Stadt Zwickaw[42] mit Ergebung sich bemächtiget / in dem gantzen Lande mit allerley grawsamen hostiliteten vnd Plünderungen / mit Sengen vnd Brennen / mit Niederhawen vnnd dergleichen barbarischen Vergewaltigungen dermassen vbel gehauset / daß es auch bey den Steinen Erbarmung hätte finden mögen / auch darauff seinen March nach dem Elbstrom zu genommen / vnter wegens Kemnitz[43] / Freyberg[44] / Meissen[45] vnd andere Ort im Monat Octob. nach geschehener conjunction mit dem Gallasischen Volcke[46] / vnterschiedlich an sich gebracht / vnd vnter dessen mit verübten grewlichen enormiteten dem Lande vnwiederbringlichen grossen Schaden zugefüget / biß endlich der Hertzog von Friedland / Keys. Generaliss. mit der gantzen völligen Armee, durch das VoigtLand / auff Altenburg[47] selbst gefolget / vnd von dannen gerade nach Leipzig marchiret / welcher Stadt er sich durch den Vortrab den 17. Octob. erstlich praesentiret / durch einen Trompeter / dieselbe auffordern / vnd den 21. selbes mit schiessen vnd Fewerkugeln jhr dermassen zugesetzet / daß dieselbe endlich den 22. weil sonderlich in solcher Eil kein Succurs[48] zu hoffen gewesen / sich mit Accord ergeben / vnd etlich Volck / so sich daß Castels Pleüssenburg / folgends am 23. Octob. gleichsfals mit Accord bemächtiget / einnemen müssen / da denn gleicher massen / auch der Ligistische General Graff von Pappenheim[49] zu Merseburg[50] ankommen / vnd mit der Friedländischen Armee sich conjugiret / vnnd also Königl. May. in Schweden / so mit wenig Volck durch Thüringen nach der Naumburg[51] in kurtzer Zeit ankommen / mit einander erwartet / wie sie denn folgender gestalt einander begegnet.

Demnach Königl. May. in Schweden mit der Armee den 30. Octob. zur Naumburg angelanget / der General Friedländer aber zu Weissenfelß selbst sich befunden / vnd es allermassen sich ansehen lassen / der Feind in Betrachtung deß etwas festen Passes vnnd vielfältigen Vortheils / so er jnnen gehabt / Standt halten / vnd eines Angriffs erwarten würde / derentwegen auch Ihr. Kön. May. vor Naumburg ein Läger vnnd Retrenchement[52] verfertigen lassen / hat derselbe doch sich flüchtig den 4. Novemb. von Weissenfelß erhoben / Stadt vnd Schloß daselbst geplündert / vnd nach Lützen / 2. Meil von Leipzig / sich gewendet: Welchem aber Königl. May. eylend gefolget / den 5. Novemb. noch 3. Stund vor Tages / von Naumburg auffgebrochen / vnd noch selben Tages nach Mittag dem Feinde sich praesentiret / jhn durch Spielung[53] grosser vnd kleiner Stücke[54] / zu rücke getrieben / etlich Volck erleget vnd eine Stantarda, darauff die Fortuna vnnd der Reichs Adler gemahlet gewesen / von Crabaten[55] vberkommen / vnd wäre es noch 2. Stund Tag gewesen / wäre der Feind mehrentheils ruiniret worden / weil aber die Nacht vnd ein starcker Nebel eingefallen / ist es beyderseits still worden.

Königl. May. haben die gantze Nacht in Bataglia gehalten / vnd waren Willens / den Feind noch etlich Stund vor Tage anzugreiffen / aber wegen deß dicken Nebels / so eingefallen / haben sie deß hellen Tages erwarten müssen: Der Feind aber hat hierzwischen seinen Vortheil wol ersehen / die beyde Graben am Wege / D. tieffer gemacht / vnnd Musquetirer darein geleget / daß sie gleichsamb eine Brustwehr daran gehabt. Nach dem nun Königl. May. das MorgenGebett verrichten lassen / vnnd der Nebel allgemach durch die Sonne vertrieben / ein gutes Zeichen eines schönen hellen Tages geben thäte / haben sie alles Volck zu Roß vnd Fuß redlich zu fechten mit beweglichen Worten ermahnet / zu den Schweden vnd Finnen gesagt: Ihr redlichen Brüder / haltet euch heute wol / fechtet redlich vor Gottes Wort vnd ewren Könige / werdet jhr solches thun / so werdet jhr vor Gott vnd der Welt Gnad vnd Ehre haben / vnd ich will es euch redlich belohnen; werdet jhrs aber nicht thun / so schwer ich euch / daß ewres Gebeines nicht soll wieder in Schweden kommen. Zu den Deutschen aber sagten Ihr. May. Vnd jhr redlichen Deutschen Brüder / Officirer vnnd gemeine Soldaten / ich bitte euch sämptlichen / haltet euch auch Männlich / fechtet redlich mit mir / weichet nicht / wie ich denn mein Leib vnd Blut euch zum besten mit auffsetze / werdet jhr bey mir stehen / so wird vns Gott hoffentlich den Sieg geben / vnd werdet jhr vnd ewre Posteritet[5] es zu geniessen haben / wo nicht / so ist es vmb ewre Religion vnnd Libertet geschehen: Nach solchem sagten Ihr. Königl. May. Nun wollen wir daran / das walt der liebe GOtt / vnnd rufft mit heller Stim: Jesu / Jesu / Jesu hilff mir heute streiten zu deines heiligen Namens Ehr: Zogen also in voller Bataglia nüchtern / ohne Niessung Speiß oder Tranckes / gerade gegen dem Städtlein Lützen zu / da denn zu beyden Seiten deß Feindes Cavallerie sich praesentiret / biß so lange der General Friedländer das FußVolck neben den Windmühlen E. in Bataglie B. gebracht hatte / da sie denn auff der Seiten bey den Floßgraben K. wieder zurück gangen / vnnd sich auff der rechten Hand bey dem Städlein Lützen / in voller Bataglie gestelt / auch zugleich das Städtlein Lützen in Brand stecken lassen / damit an selbigem Orte der Schwedischen Einfall verhindert würde / welche nichts minder vnverzagt in voller Bataglia auff der seiten deß Städtleins vnd Floßgraben gerade zu avanciret / vnd der Keyserl. grossen Armee in guter Ordnung A. sich praesentiret / da denn also bald sie von deß Feindes groben Stücken F. bey den Windmühlen fast ernstlich empfangen / vnd nach dem in gleichen jhre Stücken sie gepflantzet / zu beyden seiten ein 2. Stund lang auff einander gespielet worden / biß zwischen 9. vnd 10. Vhr das Treffen recht angangen; vnnd marchirten also Ihr. Königl. May. mit der Avantgvarde selbst gerade auff den Feind zu / welcher / wiewol er ohne die 2. Graben am Wege D. mit den Musquetirern sonst nicht geringe Vortheil jnnen gehabt / dennoch von der Schwedischen Briggada (12.) alles Schweden angefallen / auß den Graben ein wenig zurück getrieben / vnd der 7. Stücken so bey den Graben / also bald verlustig gemacht worden. Nach diesem ist auch die andere Schwedische Briggada (13. die Gvardie oder das gelbe LeibRegiment genandt) gefolget / welche schnell vber den Graben / vnd auff deß Feindes Briggada (48.) (vngeachtet deß Feindes jede Briggada wol 3. mahl stärcker vnnd mächtiger als der Schwedischen gewesen) mannlich getroffen / dieselbe gantz ruiniret vnd geschlagen / hernach auch auff die andere (49.) mit gleicher ruin vnd Trennung derselben gangen / vnd biß auff die dritte (50.) gelanget: Weil sie aber von so langem chargiren[56] zimblich schwach worden / auch die angefallene deß Feindes Briggada von einer andern Briggada (51.) vnnd 2. Squadronen Reutern (52/58.) secundiret worden / ist sie endlich nach scharffen Treffen mit sampt deß Obristen Winckels Briggada (14.) das blawe Regiment genandt / welche jener secundiren wollen / zurück getrieben / fast gantz ruiniret / vnnd die 7. Keyserliche Stücke wieder dem Feinde zu vberlassen gezwungen worden / in mittels aber hat man die Schwedischen Stücke / so vor den Briggaden sonst gehalten / auff die Windmühlen / da deß Feindes Stücke gepflantzet / (mit denen sonst auff Hertzogs Bernhardt von Weymar Briggada (15.) dermassen gespielet worden / daß dieselbe sich hinder deß Müllers Häußlein N. ein wenig nach der Leng zu rück begeben müssen) zu richten vorgenommen / vnd nicht wenig Schaden beym Gegentheil damit vervrsachet.

Es hat auch Anfangs alsobald Ihr. Kön. May. mit etlichen Squadronen Reutern (1/3/5/7/9/11. (welche Squadronen aber gleichfals jhr / deß Feindes / an Macht wol dreymahl vbertroffen) in dem rechten Flügel auff deß Feindes lincken Flügel (45/46/47.) getroffen / vnd denselben dermassen angefallen / daß nicht allein der Hinderhalt (59/60/61.) also bald durch solche furie geschröcket / durchgangen / vnnd die Flucht gegeben / sondern auch Ihr. Königl. May. selbst / weil sie mit (11.) als Schmaländern zu tieff hinein gesetzt / tödlich beschädigt / jhren Geist in armis, so sie allein pro Deo & religione tuend ergreiffen müssen / ritterlich vnd seliglich auffgeben. Nichts desto weniger aber haben sich 2. grosse Trouppen Crabaten (44./62.) so gleich auch an deß Feindes lincken Flügel gehalten / vnterstanden deß Königs rechten Flügel zu hinderschleichen / auch mit jhrer grossen furie vnd gewaltigen Geschrey so weit kommen / daß sie die Bagagi vnd munition Wägen I. erlanget / vnd dieselben / auch etliche von der Cavallerie in disordre gebracht / welche aber also bald von 3. Squadronen Reutern (41/42/43. (vnter welchen auch Obrister Leutenandt von Rölingen darüber in Arm geschossen) secundiret worden / so die Crabaten mit zimlichem Verlust wieder zurück getrieben. Mitler weil solches geschehen / hat auch Hertzog Bernhard mit dem lincken Flügel (16/18/20/22/24/26/27/28/29/30/31/32.) nicht gefeyret[57] / sondern mit denselben vnd bey sich führenden 1. RegimentStücklein vnd commandirten Musquetirern so zwischen der Cavallerie (17/19/21/23/25.) an deß Feindes rechten Flügel (53/54/55/56/57.) einen Angriff gethan / welcher sich an die Windmühlen bey den Stücken F. begeben / aber nach langem Treffen endlich auß dem Felde weichen / vnd die 14. stattliche Stücken den Vnserigen hinderlassen müssen; da denn auch wol zu wissen / daß eben da Hertzog Bernhard angefallen / etliche deß Feindes Munition Wägen P. zwischen den Windmühlen vnd O. Galgen vnversehens mit Fewer angangen / vnd grossen Schaden causiret[58]. Was aber ferner vorgangen / wie nach Ankunfft der Pappenheimischen Armee[59] von Hall her der Ernst allererst recht angangen / welche Regimenter auff einander getroffen / hat man wegen so geschwind einfallender Nacht so eben nicht obseruiren mögen / doch ist gewiß / daß das letzte Treffen schärffer gewest als das erste / denn auch die Flüchtigen bey Ankunfft der Pappenheimischen / sich recolligirt, vnnd wieder an die Vnserigen zu setzen angefangen / daß also dieser Ernst biß vmb 8. Vhr in die Nacht hinein gewehret / vnd doch endlich durch Beystandt Gottes vnnd Tapfferkeit Ihr. Fürstl. Gn. Hertzog Bernhards von Weymar / die Victoria auff vnsere seiten gefallen / in dem der Feind das Feld verlassen / sein Läger anzünden / neben etlicher Bagagi noch 3. Stück Geschütz / so er nicht gar fort bringen können / hinderlassen / vnnd seinen Weg wieder nach Leipzig nemen müssen. Vnd sind auff Keyserl. seiten geblieben / der Apt von Fulda / Graff von Pappenheim / Obrister Lan / Obrister Westumb / Obrister Leutenant Borda / Obrister Leutenant Taxheim / Obrister Leutenant Lampert / Obrister Leutenant Cammerhoff / Obrister de Foves, neben vielen andern Hohen- vnd Niedern Officirern vnnd Soldaten / so nicht zu nennen; Anderseits seynd neben Ihr. Kön. May. General Major Ißler / vnnd Obrister Gerstorff geblieben / benebens Graff von Nilis / Obrister Winckel / Obrister Wildenstein vnd andere mehr verwundet / erstrecket sich die Summa alle[...][60] bey diesem Haupttreffen geblieben / auff 9000. Mann. GOtt dem Allmächtigen sey vor geschechene Victori ewiges Lob vnd Danck gesagt / der wolle nochmals ferner seiner Barmhertzigkeit eingedenck seyn / für vns gegen vnsere Feinde streiten / vnnd vns einmal den edlen so lang gewüntschten Frieden geben vnd restituiren.




Bericht der Buchstaben vnd Zahlen / so allhier gebrauchet werden.

A. Kön. May. in Schweden Bataglia.
B. General Friedländers Bataglia.
C. Städtlein Lützen.
D. Weg nach Leipzig / allda die beyde Graben / da die Musquetierer jnnen gelegen.
E. Die Windmühlen.
F. Keyserl. Stück 14. bey den Windmühlen / vnd 7. bey den Gräben.
G. Schwedische Stücke / je 5. für einer Briggada.
H. Schwedische RegimentStücklein / so vor den commandirten Musquetirern bey der Cavallerie, an der Zahl 40. gestanden.
I. Königl. MunitionWägen.
K. Der Floßgraben.
L. Dorff Chursitz.[61]
M. Schöltzinger Höltzlein.
N. Müllers Häußlein.
O. Galgen.
P. Keyserl. MunitionWagen.


Schwedische Bataglia.

1. Finnische
3. WestGothische
5. Sörmanländerische
7. Vpländerische
9. OstGothische
11. Schmaländerische †
Cavallerie an der Fronte deß rechten Flügels.
2.
4.
6.
8.
10.
Commandirte Musquetiers zu der Cavallerie an der Fronte deß rechten Flügels.
12. Schweden.
13. Die Guardie oder gelb LeibRegiment.
14. Obr. Winckels oder blaw Regiment.
15. Hertzog Bernhards grün Regiment / mit Obr. Wildensteins.
4. Briggaden.

16. Hertzog Bernhards
18. Hertzog Bernhards
20. Karbergische
22. Wrangels ChurLänder
24. Diesenhausens
26. Courvillische

Reuter an der Fronte deß lincken Flügels.

17.
19.
21.
23.
25.
Commandirte Mußquetirer bey der Reuterey deß lincken Flügels.

27. Stechnitz vnd Frantzosen
28. Steinbachische
29. Brandsteinische
30. Graff von Löwensteins
31. Anhaltische
32. Hoffkirchische

Reuter zum Hinderhalt deß lincken Flügels.

33. Obr. Mitzlaf / Obr. Rossow vnd Obr. Gerßdorffs
34. Gr. von Thurn[62] / vnd Hessisch

2. Briggaden zu Fuß.
35. Eine Squadron Reuter / Obr. Oehmens.

36. Kniphausens
37. Obr. Boosse vnd Hertzog Wilhelms

2. Briggaden zu Fuß.

38. Obr. Ißlers
39. Hessische
40. Beckermanns
41. Bulachers
42. Goldsteins
43. Hertzog Wilhelms

Reuter / zum Hinderhalt am rechten Flügel.


Friedländische Bataglia.

44. Ein Trouppe Crabaten.
45.
46.
47.
3. Squadronen Kürissirer.
48.
49.
50.
51.
4. Briggaden zu Fuß.
52.
53.
2. Squadronen Reuter.

54. Ein Trouppe commandirter Mußquetirer.
55. Ein Squadron Reuter.
56. Eine Briggada zu Fuß.
57. Trouppe Crabaten.

58.
59.
60.
61.
4. Squadron Reuter.
62. Trouppe Crabaten.
63.
64.
Die 2. abgeschlagenen Keyserlichen Briggada.


ENDE.


Anmerkungen

  1. 16. November nach dem Gregorianischen Kalender, der aber in den protestantischen Territorien des Reiches noch nicht eingeführt worden war
  2. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, besser bekannt als Wallenstein
  3. Gottfried Heinrich zu Pappenheim
  4. lat. Unbequemlichkeiten
  5. a b Nachkommenschaft, Nachwelt
  6. Aufregung
  7. mundiert (s.a. montiert): ausgerüstet
  8. Johann t'Serclaes von Tilly
  9. Gustav II. Adolf
  10. Johann Georg I.
  11. offenen
  12. gemeint ist die Erste Schlacht bei Breitenfeld 1631, in der Tilly den schwedisch-sächsischen Truppen unterlag
  13. franz. sich in Sicherheit bringen, sich zurückziehen
  14. nach dem kaiserlichen Feldmarschall Johann Graf Altringer (1588-1634)
  15. Glück
  16. von frz. revanche Rache
  17. accord: Übergabe
  18. feyern, feiern: ruhen
  19. lat., sich als Herr und Gebieter (Patron) in etwas festsetzen
  20. lat. siegen
  21. in der Schlacht Schlacht bei Rain am Lech am 14./15. April 1632 wurde Tilly schwer verwundet und erlag am 30. April seinen Verletzungen.
  22. Hans Georg von Arnim-Boitzenburg, meist nur kurz als Arnim bezeichnet
  23. Handel: Streit
  24. von lat. consulere, beraten, auch Rat einholen.
  25. Ludwig XIII.
  26. lat. Hoffnung
  27. lat. Fürbitte, Fürsprache
  28. lat. wiedererwerben oder -erlangen
  29. das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der reichsrechtlich verbindliche Status quo des konfessionellen Besitzstands einseitig verändert wurde.
  30. Ende: Zweck
  31. pollicitatio (lat.): Zusage
  32. lat. verärgern
  33. die Passage bezieht sich auf das sogenannte Feldlager von Nürnberg, bei der Wallenstein die Truppen Gustavs Adolfs von Juli bis September 1632 in Nürnberg einschloss, diesen aber nicht angriff. Vor dem Abzug Gustav Adolfs kam es zur Schlacht an der Alten Veste bei der die schwedischen Truppen unterlagen
  34. in Wirklichkeit zog zuerst Gustav Adolf am 18. September aus Nürnberg ab, fünf Tage nach ihm Wallenstein
  35. Dies war wohl zu diesem Zeitpunkt nicht die Absicht Wallensteins, vielmehr versuchte er Gustav Adolf durch einen Riegel quer durch Deutschland den Rückweg nach Norden abzuschneiden. Außerdem bot Sachsen eine gute Möglichkeit für Winterquartiere für seine Truppen, die in Kürze benötigt wurden.
  36. Erfolg
  37. Heinrich von Holk
  38. Adorf/Vogtl.
  39. Oelsnitz (Vogtland)
  40. plündern
  41. Plauen
  42. Zwickau
  43. Chemnitz
  44. Freiberg (Sachsen)
  45. Meißen
  46. gemeint sind die Truppen des Generals Matthias Gallas, die von Wallenstein zur Sicherung des Elbüberganges bei Torgau vorgeschickt worden waren
  47. Altenburg
  48. Succurs: Entsatz
  49. Gottfried Heinrich zu Pappenheim
  50. Merseburg, ca. 50 km westlich von Leipzig gelegen
  51. Naumburg
  52. frz., Notwall
  53. Spielung: Beschuß
  54. Stücke: Geschütze
  55. Kroaten, gemeint sind die kroatischen Reitertruppen Wallensteins
  56. franz., hier einen Kavallerieangriff (Charge oder Chok) ausführen
  57. an dieser Stelle endet die textliche Übereinstimmung mit der Flugschrift Warhafftige Beschreibung der grossen und blutigen Schlacht bey dem Städtlein Lützen
  58. causieren: verursachen
  59. dieses Regiment mit ca. 4000 Mann wurde am Morgen des 15. nach Halle gesendet und am selben Abend zurückgerufen, da dieses wesentlich langsamer als die Pappenheimische Reiterei war, griff es erst nach Einsetzen der Dunkelheit in die Schlacht ein, als sich beide Seiten gegenseitig schon stark geschwächt hatten
  60. beschädigt (aller so?)
  61. der Lage nach kann es sich nur um Meuchen handeln, heute ein Ortsteil von Lützen
  62. Heinrich Matthias von Thurn