Abschied (Goethe)
Erscheinungsbild
[241]
Abschied.
Zu lieblich ists, ein Wort zu brechen,
Zu schwer die wohlerkannte Pflicht,
Und leider kann man nichts versprechen
Was unserm Herzen widerspricht.
5
Du übst die alten Zauberlieder,Du lockst ihn, der kaum ruhig war,
Zum Schaukelkahn der süßen Thorheit wieder
Erneust, verdoppelst die Gefahr.
Was suchst du mir dich zu verstecken
10
Sey offen, flieh nicht meinen Blick!Früh oder spät mußt ichs entdecken,
Und hier hast du dein Wort zurück.
Was ich gesollt, hab ich vollendet,
Durch mich sey dir von nun an nichts verwehrt,
15
Allein verzeih dem Freund der sich nun von dir wendet,Und still in sich zurücke kehrt.
GOETHE.