Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section/H27
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zwei Stunden südlich von Dresden, zwei Stunden nördlich von Dippoldiswalde, zwei Stunden östlich von Tharandt, an der Strasse von Dresden ins Gebirge in einer weiten Schlucht gelegen, aus welcher nordwärts der Göhligberg und südwärts das Oelssergebirge nur sanft ansteigt; letzteres hat man als den Anfang des Erzgebirges zu betrachten. Der Göhlig bildet einen, aus Süden steil ansteigenden Crath, dessen Länge von Ost nach West geht, und welcher gegen Nord nur allmählig, dafür aber auch bis nach Gostriz und Leubnitz ohne Unterbrechung eine Stunde weit abfällt und sich mit seinem Fusse in das Elbthal verliert. Sehr ähnlich ist er seinem westlichen fast eben so hohen Nachbar, dem Horkenberg. Seine Meereshöhe beträgt 1140 pariser Fuss.
Seinen westlichen Abhang bedeckt ein geringer Flügel des Peissenwaldes, wovon der grösste Theil Domaine ist, und aus 300 Acker Flächenraum besteht. Unter demselben streichen die wichtigen Kalklager, weshalb in dessen Nähe mehrere Kalköfen erbaut sind, deren Nutzung wegen der Nähe der Steinkohlenwerke von Bedeutung ist. Der Grund des Peissenbaches trennt die fünf wichtigen Berge – den Göhlig-, Horken-, Kiefernberg, den kleinen und grossen Windberg.
Die Schlucht von Possendorf senkt sich allmählig zu diesem Peissengrunde herab. Die Meereshöhe des Orts beträgt zwischen 850 bis 950 pariser Fuss und seine Form ist nicht, wie man aus der Lage vermuthen könnte, lang gestreckt, sondern fast rund.
Die Lage selbst, abgesehen von den herrlichen Aussichten der umliegenden Höhen ist eben nicht angenehm, der Boden aber noch ziemlich fruchtbar zu nennen.
Die Ortsflur betrug früher nach Höhen berechnet 31¾ und wegen dieser ihrer Grösse treiben die Einwohner meist Oekonomie und Tagelöhnerei; ausserdem hat sich auch die Fabrikation von Strohgeflechten bis hierher ausgedehnt und viele der Bewohner treiben Holz-, Bretter, und Getreidehandel; aber die grösste Zahl bedeutenden Obstbau.
Das Rittergut, nördlich von der Kirche gelegen, ist meistentheils aus Bauergrundstücken gebildet, weshalb es nie mit Rittergutsgeldern belegt war. Erst im Jahre 1716 erhielt es die Schriftsässigkeit und übte beiderlei Gerichte über den Raum der geistlichen Gebäude, über den Gasthof und über die 24 vom Gute abgebauten Häuser, welche zwei Reihen ergaben und unter gleichem Dache fortlaufende Gebäude ausmachen. Das Gut ist nicht eben gross, besitzt aber eine wohl eingerichtete Wirthschaft, gute und vortreffliche Schäferei, Brauerei, Ziegelei und Kalkbrennerei und zeichnet sich durch seine schönen ringsum übersetzten Gebäude in dasiger Umgegend vorteilhaft aus.
Der Ort selbst ist sehr alt und kommt schon in den Urkunden vom 12. Jahrhundert vor.
Bis zum Jahre 1286 war Possendorf Eigenthum und Lehn der Burggrafen von Dohna. Aber im gedachten Jahre räumten diese das Lehen darüber dem Bischof von Meissen ein, welcher dasselbe über einige, von den Burggrafen an das Maternihospital in Dresden geschenkte Güter verloren hatte. Der Bischof belehnte nun den Burggrafen weder mit Bosetendorf, wie es in der darauf beziehenden Urkunde genannt wird. Später kam das Gut an die Familie von Metzradt und dann erhielt es [210] das von Trützler’sche Geschlecht, welche es bis in die dreissiger Jahre dieses Jahrhunderts besassen.
Jetzt ist Herr von Otto damit beliehen, welcher auch Collator über Kirche und Schule ist.
Die Pfarrkirche steht fast in des Dorfes Mitte und ist ein ansehnliches, geschmackvolles Gebäude mit einem der höchsten und gefälligsten Thürme in der Gegend. Das Gotteshaus wurde 1596 neu erbauet.
Die Parochie, welche zu der Leubnitzer Adjunctur der Ephorie Dresden bezirkt ist, hat einen grossen Umfang; denn sie begleitet noch 13 meist kleine Ortschaften, nämlich: Wendisch-Carsdorf, Börnichen, Willmsdorf, Quohren, Welschhuse,[VL 1] Klein-Carsdorf, Theisowiz, Gross- und Klein-Kleba, Bärenklause, Babisnau, Bröschen, Rippgen und Hähnigen.
Zum besten armer Schulkinder sind mehrere ältere Legate vorhanden, die der Pfarrer mit Zuziehung des Schullehrers vertheilt.
Dicht bei dem Rittergute steht der sehr grosse Gasthof, dessen Ertrag sehr stark, ja fast zum Sprichwort in der Gegend geworden ist, indem man sagt: es giebt nur ein Possendorf in der Welt.
Früher war dort noch ein Gleitshaus, welches durch die veränderte Gesetzgebung als solches eingegangen ist, aber bei diesem Hause steht eine Windmühle.
Der Ort besitzt auch am Göhligberge und in Süden einige Steinbrüche, und über die letztern trifft man eine reizende Uebersicht des Kreyscher-Thals, nebst den Elbgebirgen im Hintergrund.
Ungleich schöner indessen ist die Aussicht vom Göhlig oder Göhligberge und begreift den Haupttheil der Aussicht, welche man vom Hermsdorfer Berge am Wilisch geniesst, sie ist ziemlich dieselbe, die die Pennereicherhöhe darbietet.
Unaufhaltsam schweift der freudige Blick über dem ganzen weiten und herrlichen Elbthale von Pillnitz bis unter Kötschenbrode; mitten darinnen erglänzen die hohen Thürme und Paläste der Königsstadt und Fülle des Reichthums geht sichtbar von ihr auf die nächsten, durchaus wohlgebauten mit so mancher Villa prangenden Dörfer über.
Der Elbspiegel unter Dresden mit dem Schlosse Uebigau ist aber sowohl an sich, als zum grossen Ganzen eine entzückende Parthie, die demselben erst rechtes Leben und reiche Bedeutung giebt und den Blick unwiderstehlich nach den rechter Hand sich zeigenden Felsencolossen der sächsischen Schweiz drängt.
Jenseits des Stromes schwingen sich, in der mannigfaltigsten Bekleidung die Pillnitzer und Coswiger Weinberge dem Wasser entlang, selbst die Gebirge von Weinböhlau und Oberau sind deutlich zu schauen.
Hoch über alles ragt endlich im Nordost der Keulenberg empor.
Vor der neuen Gerichtsorganisation concurrirten hier verschiedene Gerichtbarkeiten.
Der grössere Theil des Dorfes gehörte ins Amt Dippoldiswalde, ein Theil ins Amt Dresden; der Dresdner Antheil gehörte dem Stadtrathe zu Dresden zu und machte einen Theil des Brückenamts aus, mit 150 Einwohnern, jetzt ist Possendorf dem Gerichtsamte Dippoldiswalde zugewiesen.
[211]
zwei Stunden südwestlich von Dresden im sogenannten Plauenschen Grunde, auf beiden Seiten der Weiseritz gelegen, welche im Sommer nur einen mittelmässigen Bach darstellt. Derselbe trägt aber zur Schönheit des Plauenschen Grundes ungemein viel bei, mag er bei Mühlwehren gleich wie in einem Spiegel das Bild der Felsencolosse verdoppeln, zwischen denen er sich hindurchdringt – oder mag er raschen Laufes in unermesslichen Wellchen gekräuselt, über die bunten Kiesel zum Theil auch über herabgefallene Gneuss- und Syenitblöcke dahineilen – oder in der Mitte des Grundes durch üppige Wiesen, schnell zwar, doch nicht mit Hast sich hinschlängeln – oder endlich hier und da einen wühlerischen, wenngleich niedrigen und von der Kunst herbeigeführten Sturz bilden, unter welchen jener von der Neumühle, über ein vier Ellen hohes, aus Steinen unordentlich ausgeworfenes Wehr einer natürlichen Caterackte sehr ähnlich ist. Der Name Plauenscher Grund führt in der engsten Bedeutung nur der eine halbe Stunde lange bis nahe an Potschappeler Eisenhammer reichende unterste Theil des Weiseritzthales, südöstlich bei Dresden da von jenem Eisenhammer aufwärts das Thal so breit wird, dass es vielmehr einer Aue als einen Grund bildet, dann aber auch deshalb, weil das Dorf Plauen eigentlich nicht wohl dem Thale weiter hinauf den Namen zu geben verdient, sondern zu Bezeichnung eines grösseren Abschnitts des Weiseritzthales vielmehr Potschappel der schicklichste Ort sein dürfte.
Dessenungeachtet wird der Name Plauenscher Grund, der durch fast ganz Europa bekannt ist und noch drüber hinaus, gewöhnlich in weiterer Bedeutung, bald bis nach Hainsberg hinauf bald bis nach Tharandts heiligen Hallen gebraucht.
Der bis Hainsberg reichende Grund wird im Allgemeinen auch nicht mehr der Plauensche sondern der Döhlner Grund oder das Döhlner Thal besonders nach unten genannt. Von Potschappel abwärts nach Döhlen und Deuben benannt; der obere Hauptabschnitt reicht vom Backofen bei Hainsbach bis nach Tharandt und bildet den Heilsberger oder Eckersdorfer Thalkessel und den Tharandter Grund.
Der vorerwähnte untere Theil ist der engste, ja er ist einer Schlucht zu vergleichen, wie das Wasser bei einem Durchbruche sie sich zu bahnen pflegt. Daher wurde der mittlere Theil des Thales, der Döhlner Grund von den Geologen für einen grossen abgelaufenen See erklärt. Ja, der Name Plauen sprechen für diese Erklärung.
Der Döhlner Grund wird zwar von ansehnlichen, doch meist sanft ansteigenden wenigstens nicht felsigen Bergen eingefasst, die grösstentheils einen 1000 bis 1500 Schritt breiten Raum eben lassen: nur in seiner untern Hälfte tritt der Potschappler Berg, der steilste unter allen, weit vor und ist vom gegenüber liegenden Sauberg nur 500 Schritt entfernt, wodurch ein besonderer Abschnitt des Döhlner Grundes entsteht, den man den Potschappler Thalkessel nennen dürfte, und welcher durch den Kulben vom untern Plauenschen Grunde geschieden wird.
Um aber ein gehöriges schönes Bild von diesem Grunde zu erlangen muss man von Dresden aus zu Fusse wandern und weder Eisenbahn noch Wagen benutzen.
Ist der Wandrer über die Plauensche Hofmühle hinaus um eine Ecke herumgebogen, so wölbt sich vor ihm ein enger Kessel in dessen Seite, 100 Schritt vom Wege die wohlgebaute Buschmühle am linken Ufer des Klosters liegt. Hinter demselben steigt das Gebirge zum Theil mit Wein bepflanzt, zum Theil auch zu Weideplätzen benutzt nicht zu steil an, und nur einzeln hängen Klippen. Hingegen erhebt sich der Mühle gegenüber eine 100 bis 140 Ellen hohe einwärts gekrümmte Felsenwand. Das Malerische und das Schauerliche dieser Felsen wird durch die fast schwarze Farbe desselben erhöht, welche der Syenit an der Luft gewinnt.
Nächst der Heegereuthers Wohnung geleitet die Weiseritzbrücke über den Fluss – ein treffliches zum Theil nach der Dresdener Brücke [212] aus Pirnaschen Quadern errichtetes Gebäude von drei Bogen. Am jenseitigen Ufer angelangt, steht der Wanderer mitten im Thalkessel und sieht zur Linken die unterhalb Plauen erhöhete Felskuppe, welche man jetzt als Punkt zu den herrlichsten Aussichten benutzt, während vor 150 Jahren von dieser Höhe Hirsche und Bären in den Abgrund geworfen wurden.
Etwas weiter öffnet sich am rechten Ufer eine enge und finstere, stets feuchte Felsenschlucht in den Grund.
Weiterhin führt die Strasse um eine Felsenecke herum nach der Königsmühle, einem 1747 von August III. errichteten Gebäude, welches seiner Zeit ein wahres Prachtgebäude genannt werden konnte.
An den Höhen hinter derselben stehen Häuser, deren Bewohner sich von Obstbau nähren. Durch eine Klippe war sonst die Mühle von der Buschmühle ganz getrennt, und von hier nach Dresden zu kommen, war ohne Uebersteigen des Gebirges gar nicht möglich. Als einst August II. den hässlichen Jagdweg des Grundes beklagte, liess Graf Brühl durch 600 Freyberger Bergleute denselben ebenen und von jener Klippe so viel absprengen, dass sich im Grunde hin eine schmale Strasse führen liess.
Ein Felsenhorn bei dieser Klippe wird das Schweizerbett genannt, zur Erinnerung eines Schweizers, welcher bei einer Königl. Jagd hier sein Nachtlager genommen hatte und doch nicht in den Abgrund gestürzt war. Bei der Königsmühle wurde zur Vermählung Augusts das häufig besungene Saturnusfest gefeiert.
Auf den jenseitigen Höhen liegt das Dörfchen Coschüz. Weiterhin wird der Grund wieder sehr enge und man erblickt die Neumühle, der berühmte Vergnügungsort von Dresdens Bewohnern. Von der Neumühle erklimmt der Wanderer die steile Dölzschener Felskuppe, an welche sich die mit Wein bestandenen Höhen des Dorfes reihen, Hier geniesst man eine der herrlichsten Aussichten. Im Thale selbst führt der Weg zu einem Pass, welcher das Coschüzer Vorgebirge mit der Dölzschner Höhe verbindet.
Da, wo er sich nach einer gefälligen Windung des Grundes öffnet, steht am rechten Ufer die Pulvermühle von Potschappel und hier zieht sich ein langer tiefer Wiesengrund in die Nähe von Coschüz hinauf. Rechts hat nun der Wanderer nackte, zum Theil durch die Kunst geglättete Felsenwände, welcher die des 140 Ellen hohen Kulbenberges entgegenstehen.
Der Kulben ist am rechten Ufer der letzte steile und noch beim Flusse emporsteigende Berg; am linken begleitet das Gebirge den Wanderer bis an den Eisenhammer und tritt dann ebenfalls zurück: die ganze Ansicht ändert sich – die Schönheit tritt in Hintergrund, aber die Erhabenheit wechselt mit der Milde.
Eine weite Wiesenfläche mit Alleen und Weiden kündigt das schöne Dorf Potschappel an, welches sich zum Theil wieder an den steilen, hervorspringenden kahlen Syenitfelsen anlegt. Am Fusse dieses schroffen Felsen, welcher einen der schönsten Standpunkte in diesem Thale gewährt und durch Anlagen im englischen Geschmack durch einen tempelartigen Pavillon auf der höchsten Spitze verschönert wird, steht das schöne Herrenhaus mit den grossartigen vielen dazu gehörigen Gebäuden.
Der Sage nach soll an der Stelle des Herrenhauses vor der Reformation ein Nonnenkloster gestanden haben, zu welchem eines Gnadenbildes willen häufig gewallfahrtet worden sei.
Noch ist zwar eine Kapelle, wo es aufgestellt gewesen sein sollte vorhanden, aber vom Kloster selbst sind keine geschichtlichen Nachrichten bis auf unsere Zeiten gelangt.
Auf der Anhöhe, jenseits der Weiseritz liegen sieben Gärten und Häuslerwohnungen sowie vier herrschaftliche Berghäuser, welche Leissnitz genannt werden und mit den übrigen diesseits des Flusses liegenden Bauerngütern von Potschappel eine Gemeinde bilden, weshalb es Potschappel mit Leissnitz heisst.
Der Name Potschappel war vor Alters nur für diese Häuser im Gebrauch, nach Mehrung deren Zahl verschlang er die ältere Benennung des Dorfes mit.
Nach der Reformation wurden auf alle Fälle die Klostergüter eingezogen und in ein amtsfähiges Gut oder Vorwerk verwandelt, mit welchem zuerst die reiche Ritterfamilie von Theler beliehen wurde, deren Besitzungen von hier über Burgk, Sonnsdorf, Höckendorf bis über Ruppendorf hin ununterbrochen sich erstreckten.
Die Familie von Theler besass dieses Gut bis ins 17. Jahrhundert und leisteten deshalb ein Ritterpferd.
Schon im Jahre 1689 besass es Herr von Haugwitz auf Bärenclause, 1726 kaufte die Familie von Lüttichau das Rittergut, doch gehörte damals nur die eine Hälfte des Dorfes dazu; nach ihr kaufte es der Appelationsgerichtspräsident Graf von Hagen, welcher es 1784 wieder an die Lüttichauische Familie verkaufte, und im 18. Jahrhundert kam es nicht lange an das Geschlecht derer von Güntherode.
Im Jahre 1804 acquirirte es Herr von Schönberg, von welchen es für 340,000 Thaler an die Familie Klett überging.
Jetzt aber gehört es der Potschappeler Actiengesellschaft, die natürlich Alles für ihr Unternehmen befördert, wogegen die Rittergutsöconomen Nebensache geworden.
[213] Die früher hier gestandene Glashütte ist schon länger eingegangen. Sie lieferte blos grüne Hohl- und Medicinalgläser. Ihr Produkt war zwar haltbar und glänzend aber von unangenehmer Farbe.
Vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten zu Potschappel die Dörfer Deuben, Birkigt, Schweinsdorf, Zschiedgen, Kleinburg und Kleinnaundorf.
Im letztern Orte war ursprünglich ein besonderes Rittergut und bestand deshalb dortselbst ein besonderer Dingstuhl, weshalb der Rittergutsbesitzer von Potschappel in seinem Lehnbriefe allemal mit Kleinnaundorf als einem besondern Rittergute belehnt wird.
Jetzt befindet sich die Schäferei daselbst, so wie mehrere Wirthschaftsgebäude.
Bei Schweinsdorf hat das Rittergut bedeutende Kalksteinbrüche mit Kalköfen.
Bekannt und berühmt ist aber Potschappel durch seinen Kohlenbau geworden, welcher hier ächt bergmännisch betrieben wird, und vorzüglich schön durch den Grafen von Hagen in die Höhe gebracht wurde. So ist das Rittergut, welches im Jahre 1784 38000 Thaler gekostet hatte, im Jahre 1804 mit 198000 Thaler verkauft worden.
In einem zwanzigjährigen Besitz hatte sich der Werth um das fünffache erhöht und die Kohlen und Vitriolwerke einen Gewinn von 90000 Thaler abgeworfen.
Durch dieses Verfahren des Grafen von Hagen kam natürlich der Ort in die Höhe. Dreissig Jahre früher war derselbe so nahrlos und arm, dass sämmtliche Wirthschaften im Dorfe für 6000 Thaler feil geboten wurden, während jetzt jeder einzelne Bauernhof einen viel höheren Werth hat.
Seit des neuen Betriebs von der Actiengesellschaft ist nun der ganze Kohlenbau noch viel grossartiger geworden und die nähere Beschreibung gehört nicht hierher, da solche schon durch die ausgegebenen Prospecte der Actiengesellschaft genugsam beleuchtet und das Unternehmen selbst durch öffentliche Blätter in einem so günstigen Lichte geschildert worden ist, dass darüber nichts mehr hinzuzufügen sein dürfte.
Potschappel gehört unstreitig unter die merkwürdigsten Dörfer Sachsens und steht an Lebhaftigkeit den schönen Fabrikdörfern der Oberlausitz nicht nach.
Die Einwohner, deren Zahl sich auf 600 beläuft, sind zur Hälfte nach Döhlen, zur andern nach Pesterwitz gepfarrt und müssen unter dem Gerichtsamte Döhlen jetzt Recht leiden.
nur anderthalb Stunde von Dresden entfernt gelegen und von den vielen andern Orten gleichen Namens in den verschiedenen Kreisen Sachsens wohl zu unterscheiden, weshalb es auch Cunnersdorf bei Kaitz genannt wird und in das nahe Dorf Plauen gepfarrt ist.
Das grosse und weit in die Ferne blinkende Rittergut liegt 750 bis 780 pariser Fuss überm Meere unter 51° 0. 12 bis 14″ der Breite und unter 31° 21° 52 bis 54″ der Länge. Darunter verbreitet sich meistens im Nordosten das Dörfchen bis an einem der Büsche hin, welcher die Bergwände vom nahen südöstlichen Ufer des Kaitzbaches bekleiden; steiler als diese ist die gegenüberliegende Gütterseeer Höhe, welche 907 pariser Fuss Seehöhe erreicht. Nach Süden steigt das Land sehr allmählig bis zum Gipfel des wegen seiner Aussicht hochberühmten Horkenberges, d. h. bis zu 1038 Fuss Seehöhe an.
Der Name des Orts mag in wenigen einzelnen Fällen auch vom serb. Koinza (die Kiefer) oder auch von der Göttin Cuna (Kwina) abgeleitet werden können, bedeutet aber in der Regel Kunersdorf d. h. Konradsdorf.
Das Rittergut, welches sich durch seine herrlichen Gebäude, durch [214] seine schönen Wirthschaftsräume besonders auszeichnet, hat eine gute Schäferei und vorzüglich schöne Waldungen.
Es gehörte früher und lange Zeit hindurch der Grafenfamilie Vitzthum von Eckstädt. Im Jahre 1827 acquirirte dasselbe Herr Schönherr in Dresden, bei welcher Familie das Gut sich noch befindet.
Der Boden ist gut und fruchtbar und der Wiesewachs vortrefflich zu nennen, und der Cunnersdorfer Grund mit seinen Mühlen ist weithin bekannt.
Cunnersdorf hat ausser dem Rittergute keine namhaften Gebäude, indem die Bewohner blos aus Gärtnern und Häuslern bestehen.
Eingepfarrt ist der Ort nach Plauen, während er früher in die Frauenkirche zu Dresden gewiesen war.
Die Kirche zu Plauen steht auf dem höchsten Punkte des an die Plauensche Höhe sich lehnenden Dorfes und ist ein altes, doch ansehnliches Gebäude.
Vor der Reformation stand an der Stelle der jetzigen Kirche eine blosse Kapelle, deren Pleban von dem Nonnenkloster in Seuslitz gesetzt wurde, welches aber im Jahre 1329 das Patronatrecht dem Dresdener Rathe abtrat.
Diese Kapelle wurde zwar von den Hussiten zerstört, aber der Rath erbauete sie wieder, und Bischof Dietrich X. von Meissen weihete sie dem Erzengel Michael und versah sie mit vierzigtägigem Ablass.
Die jetzige Kirche hat seit 1800 ihre gegenwärtige verbesserte Gestalt.
In Urkunden heisst der Ort Plow, Plowen, Plowendorf und kommt schon im Jahre 1315 unter den Besitzungen des Maternispitals in Dresden vor, in welchem Jahre Markgraf Friedrich jenes Hospital den Nonnen zu Seusliz abtrat.
Der damalige Pleban des Orts, Uhlmann, tritt als Zeuge in der darüber ausgefertigten Urkunde auf.
Mit dem Spitale, welches im Jahre 1329 das Kloster an den Rath zu Dresden abtrat, kam auch das Dorf Plauen unter diese Behörde und ist stets unter derselben geblieben.
Das Uebrige von Plauen und dem sogenannten Plauenschen Grunde haben wir bei der Beschreibung Potschappel schon erwähnt.
Seinen Namen erhielt der Plauensche Grund sehr unpassend von dem Dorfe Plauen, was der Wanderer von Dresden aus zuerst berührt, ehe er in den Grund selbst eintritt, übrigens geht diesem Ort der Grund nur wenig an, man müsste denn an die, zu demselben gewöhnlich gezählten im Grunde hin zerstreut liegenden Mühlen denken.
Die ganze Gegend, und somit auch Cunnersdorf ist fruchtbar und obstreich und die Bewohner finden in Potschappel Arbeit und Unterhalt.
Cunnersdorf gehörte vor der Reformation ebenfalls zum Kloster Seusliz und wurde erst nach der Reformation zu einem selbstständigen Rittergute erhoben. Der Ort selbst ist nicht gross, indem in 20 Häusern 150 Einwohner leben, die dem Gerichtsamte Dresden zugewiesen sind. Aber desto schöner ist die Lage des Orts, dessen emporragender sind die schönen Rittergutsgebäude, die man weit, weit hin erblickt.
Die nicht weit von hiesigem Orte dem kleinen Orte Bürkigt gegenüber gelegene Gütterseeer Höhe und der nahe Zschiedgenberg, auf dessen Gipfel die alte Schanze oder Warte fusst, gewähren vortreffliche Aussichten theils in den Weisritzgrund, theils in die Ferne. Vom Zschiedgenberg ist sogar die Tafelfichte sichtbar.
Ueberall überhaupt giebt es für das Auge zu sehen und im heissen Sommer für den Mund zu schmecken. Die obstreiche Flur erquickt durch ihre Früchte Mund und Herz, und man darf sich nicht wundern, wenn Jung und Alt ihre Spaziergänge mit besonders freudiger Stimmung hierher und zurück in die Heimath wenden.
Der Eindruck, den die Natur auf das jugendliche Herz hier macht, bleibt für das ganze Leben und die Erinnerung daran wird nie verlöschen.
[215]
auch Kayditz genannt, unweit dem Ursprunge des Kaitzbaches, welcher sich aus mehreren Gerinnen bei Kleinnaundorf bildet, an der nach Dippoldiswalde führenden Chaussee, eine Stunde südlich von Dresden entfernt gelegen, zwischen Nöthnitz, Mockritz, Räcknitz, Plauen, Coschütz und Boderitz in einem von nur mässig steilen Höhen gebildeten Grunde, der dagegen weiter in Südwesten, wo die Ober- und die Mittelmühle abgesondert stehen, enger tiefer und romantisch sich gestaltet; die Niedermühle befindet sich am westlichen Rande des quadratförmigen, 400 Schritt langen und breiten Dorfes.
Dessen Mitte bildet das Rittergut mit seinem drei Etagen hohem, zwölf Fenster breitem Herrenhause.
Dieses Gut ist meist aus zusammengekauften Bauerngütern (sechs Höfen) gebildet und hatte vor der Ablösung in das Rittergut Nöthniz 20 Hofetage zu leisten.
Das Rittergut hat eine bedeutende Oeconomie, grosse Schäferei, Ziegelei und Brauerei.
Der Ort selbst wird jetzt eigentlich in Alt- und Neu-Kaitz getheilt.
Den Ostrand des ursprünglichen Orts bestreicht die Chausse nach Dippoldiswalde und jenseits und längs derselben hat man 14 Häuslerstellen unter dem Namen Neu-Kaitz angebauet, welches im Jahre 1813 völlig in Feuer aufging.
Das Rittergut war lange Zeit in den Händen der Winklerschen Familie. Jetzt besitzt dasselbe ein gewisser Herr M. Brendel, welcher mit einer geb. Winkler verheirathet ist.
Ausser dem Rittergute hat der Ort keine besonderen nennenswerthen Gebäude. Eingepfarrt ist derselbe nach Leubnitz.
Bis zum Jahre 1760 war Kaitz mit Nöthnitz, Pohlis[VL 2] und Rech[VL 3] in die Dresdener Frauenkirche gewiesen. Die Kirche zu Leubnitz wurde im Jahre 1286 von der Markgräfin Elisabeth gestiftet und gehörte unter das Kloster Zelle. Das Kloster hatte seinen besonderen Klosterhof hier.
Bei Ausbesserung des Thurmes im Jahre 1666 fand man in dem zinnernen Knopfe desselben ein bitteres Klagschreiben des Bruders Anton von Zelle gegen Luthers Lehre.
[216] Dass auf dem Kirchhofe zu Leubnitz der berühmte Landmann Pahlitzsch ruht, ist in diesem Album schon näher und ausführlicher erwähnt worden.
Im Norden von Leubnitz fliesst der Kaitzbach sehr nahe.
Der Kaitzbach quillt in grosser Höhe zwischen dem Wind- und Horkenberg in und bei Kleinnaundorf, bildet den schönen engen Cunnersdorfer Grund mit den Kaiditzer Mühlen, bespielt Kaitz und Mockwitz und geht nahe bei Leubnitz vorüber, giebt den Landgraben rechts ab, der über die grüne Wiese, Gruhna und Striessen nach der Dresdener Vogelwiese geht, und fliesst durch Strehlen und den grossen Garten in Dresden, wo er meist unterirdisch in das Hafenbassin der Brühlschen Terrasse geht.
Sonderbar, dass an diesem Kaitzbach oder Katzbach eine Schlacht geliefert worden, die nicht dannach benannt wird, während zur nämlichen Zeit eine andere vorfiel, die nach der Katzbach (in Schlesien) benannt wird, wie wohl sie weniger an dieser als vielmehr an der wüthenden Neisse geschlagen wurde.
Kaiditz oder Kaitz raint mit dem berühmt gewordenen Dorfe Räcknitz, welches durch die Schlacht von Dresden und durch den Fall Moreaus berühmt geworden ist, obschon eigentlich dieser General mehr in der Nähe von Zschärknitz[VL 4] fiel.
Moreau sah nämlich, wie Napoleon den linken Flügel der Oesterreicher umging, eilte zum Kaiser Alexander fand ihn auf der Zschärknitzer Höhe hinter einer preussischen Batterie, meldete ihm die Gefahr und stürzte mit dem Pferde plötzlich zusammen; denn eine Kanonenkugel aus einem Hohlwege herauf zerschmetterte ihm beide Beine, die er sich ruhig ablösen liess. Man trug ihn übers Gebirge nach Laun in Böhmen, wo er am 2. September 1813 starb. Fürst Repnin liess ihm das einfache, mit Bäumen umpflanzte Denkmahl setzen und darunter die Beine eben da begraben, wo Jener sie verloren hatte den übrigen Leichnam begrub man den 4 November 1819 zu Petersburg. Seinen Heldensäbel erhielt der König von Schweden als sein liebster Waffengefährte.
Von Räcknitz aus führt der Bischoffsweg, den Cuno angelegt haben soll, nach dem Dorfe Plauen.
Nach dieser kleinen Abschweifung kehren wir wieder zu der eigentlichen nachträglichen Beschreibung von Kaitz zurück, obschon diese ganze Begebenheit mit Kaitz im engen Zusammenhange steht, da bis in dessen Nähe die obenerwähnte Schlacht sich ausdehnte.
Kaitz hat hinsichtlich seiner Grösse eine bedeutende Schule, da noch vier Orte der Parochie eingeschult sind.
Uebrigens ist noch bemerkenswerth, dass die Einwohner von Kaitz, sowie der Besitzer zu Mockeritz am 16. Nov. 1670 die Freiheit erlangt haben, des Montags und Freitags den freien Mehlhandel und am Montage, der Mittwoche und Freitags den freien Brothandel in der Stadt Dresden, auf öffentlichen Markte, jedoch mit Enthaltung des Hausirens treiben zu dürfen.
Kaitz ist mit seinen Häusern und seinen 200 Einwohnern in das Gerichtsamt Dresden gewiesen.
Anmerkungen der Vorlage
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