Alfred Brehm †

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Titel: Alfred Brehm †
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aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 796
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Todesnachricht von Alfred Brehm
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[796] Alfred Brehm †. Ein arbeitsvolles, viel bewegtes Leben hat in dem stillen Renthendorf seinen frühzeitigen Abschluß gefunden, da am 13. November in demselben Orte, wo einst die Wiege des hoffnungsvollen Knaben stand, die Todtenbahre für den verdienten deutschen Naturforscher errichtet wurde. Angegriffen von den Mühen seiner weiten Reisen zog sich Alfred Brehm in seine thüringische Heimath zurück, um hier Erholung zu suchen, aber schneller, als man erwarten konnte, fand er durch den Tod Erlösung von seinen Leiden. Anfang und Ende berührten sich seltsam in diesem Leben, in Thüringens Grün fiel der erste und letzte Blick jener Augen, die einst die Wunder der halben Welt geschaut, vom Pol bis zum Aequator.

Alfred Brehm (geb. am 2. Febr. 1829) hat früh das Studium des Thierlebens begonnen; in das Knabenalter fallen seine ersten Lehrjahre, in denen er der Schüler seines Vaters und des Vaters der deutschen Ornithologie, des „alten Brehm“ war. Früher auch als irgend ein anderer Gelehrter ging er auf weite Reisen, um fremde Länder zu schauen und zu durchforschen; denn schon im achtzehnten Lebensjahre trat er seine erste Reise nach Aegypten an, die fünf Jahre dauerte und eine seltene Vorschule zu seinen akademischen Studien in Jena und Wien bildete. Als junger Doctor hat er später Spanien und den hohen Norden bereist, und die Flitterwochen seiner glücklichen Ehe verlebte er mit der jungen Frau in den Bergen und Schluchten Abessiniens. Nur vorübergehend hielt er sich in Deutschland auf, könnte man sagen; noch in den letzten Jahren ging er über den Ocean nach Amerika und streifte durch die Wüsten Sibiriens, überall Schätze des Wissens hebend.

Und was er gesammelt hatte in all den fernen Ländern, das wurde stets rasch zum Gemeingut seines Volkes; denn er besaß die seltene Gabe einer allgemein verständlichen und hinreißenden Schilderung. Den Lesern der „Gartenlaube“ ist er kein Fremder.[1] Der unvergeßliche Ernst Keil durfte stolz sein, ein naturwissenschaftliches Dreigestirn an sein Blatt gefesselt zu haben, in dem drei Namen weit in die Welt hinausleuchteten: Bock, Roßmäßler und Brehm. Das waren Lehrer und Aufklärer des Volkes von Gottes Gnaden, die nicht so leicht zu finden und schwer zu ersetzen sind.

Brehm ist in der That so populär geworden, daß es nicht nöthig erscheint, seine Verdienste besonders hervorzuheben. Sein Hauptwerk allein, sein „Illustrirtes Thierleben“ wird lange ein unersetzbares Buch bleiben für’s Volk und für die Gelehrten, und es gereicht ihm zum unsterblichen Ruhm, dieses Werk geschaffen zu haben, von dem mit Recht gesagt wurde: „Selbst Könige und Kaiser mit Lorbeerkränzen haben manche Collegen; aber ein solches Werk hat keine Zeit, Zone und Zunge aufzuweisen.“ –i.      


  1. Eine ausführliche, mit einem Portrait geschmückte Biographie A. Brehm’s aus der Feder H. Beta’s hat die „Gartenlaube“ im Jahrgang 1869, S. 20 veröffentlicht.