Die Czechen und die Deutsch-Oesterreicher

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Autor: Die Redaction
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Titel: Die Czechen und die Deutsch-Oesterreicher
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 795
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Czechen und die Deutsch-Oesterreicher.

Unser Artikel in Nr. 42 „Die Deutschen in Oesterreich. Ein Wort für den deutschen Schulverein“ hat bei Freund und Feind Beachtung gefunden, und es sind aus beiden Lagern zahlreiche Zusendungen bei uns eingegangen. Aus den feindlichen geht mit Klarheit das Eine hervor: daß ein ganz besonderer Ingrimm Jeden trifft, der die Maske empor gehoben hat, unter welcher die Unterdrückung des Deutschthums möglichst unbemerkt vom Ausland vor sich gehen soll. Daß aber gerade die „Gartenlaube“ dies vor ihrem Welt-Publicum gethan, mußte auf das Unangenehmste empfunden werden.

Dieser Empfindlichkeit gaben den kräftigsten Ausdruck das Czechenblatt „Národni Listy“ und das Wiener „Vaterland“, das Organ der deutschen Clericalen Oesterreichs. Beide bedrohten die „Gartenlaube“ mit einer Adresse aus ihrem „deutschen Leserkreise“ in Prag und Umgebung mit nahezu hundert Unterschriften. Leider warten wir noch heute vergeblich auf diese Sendung. Dafür wurde uns der Wortlaut jener Adresse von befreundeter Seite mitgetheilt, und zwar durch eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte anerkennende Zuschrift von den Vorständen Prager Turn- und akademischer Vereine, denen wir hiermit Gruß und Dank zurufen.

Die besagte czechische Adresse bezeichnet unsern Artikel in Nr. 42 als „einen mit Gift getränkten Aufsatz über vermeintliche Unterdrückung der Deutschen in Böhmen etc., welche neueste Leipziger Exportwaare die österreichische Regierung mit entsprechend hohem Einfuhrzoll bedecken sollte.“ – Die Hauptstelle aber lautet: „Dieser Artikel muß als ein Verbrechen von jedem Bürger dieses Königreichs betrachtet werden, welches von zwei gleich intelligenten, zu friedlichem Zusammenleben angewiesenen Stämmen bewohnt wird.“ – Sollte man da nicht glauben, die „Gartenlaube“ habe die Zwietracht in Böhmen eben erst erfunden und die Milch der frommen Denkungsart der Deutschen ganz allein in gährend Drachengift verwandelt? – Schließlich droht die Zuschrift mit dem Abfall aller derjenigen böhmischen und mährischen Leser von der „Gartenlaube“, „welche mit den Bestrebungen der germanischen Irredenta nicht übereinstimmen“.

Dieselbe Drohung stößt ein anderes Czechenblatt aus, von welchem ein Ausschnitt uns aus Wien zukam. In demselben ist die Kampfweise eine andere: sie wendet sich gegen den Verfasser des Artikels in Nr. 42, von dem berichtet wird, daß er „berühmte Prachtwerke“, wie ein „Coburger Quäckbrünnle“, einen „Eselsritt“ (soll heißen: „Eselsjagd“) etc. herausgegeben habe. Ob einige humoristische Dichtungen einen Menschen so verdächtigen können, daß er alle Glaubwürdigkeit verliert, ist doch wohl noch fraglich. Nicht fraglich ist’s, daß der Herr Czeche durch seine Anklage nicht glaubwürdiger geworden ist. Erwähnung gethan sei noch einer Anzahl Postkarten, die sämmtlich mit „Ein Deutscher“ unterschrieben sind, ohne daß man einen einzigen Namen dieser „Auch-Deutschen“ erfährt.

Alle öffentlichen Angriffe auf die „Gartenlaube“ in dieser Angelegenheit waren von den deutschen Blättern der Schulvereinsgebiete schon mannhaft gezüchtigt, ehe sie uns vor Augen kamen. Unter andern liegen vor uns: „Grenzbote des nordwestlichen Mährens“ von M. Schönberg; die „Deutsche Zeitung“ in Wien, welche in ihrer Nr. 4606 (28. October) dem Gegenstand einen geharnischten Leitartikel widmet; die „Reichenberger Zeitung“. Dieses Organ für die deutsch-nationale Partei in Böhmen, schließt sein Referat hinsichtlich der „fast hundert Unterschriften der Adresse“ mit den Worten: „Diesen gegenüber stehen aber mehr als zwei Millionen Deutsche in Böhmen, stehen die Millionen deutscher Stammesgenossen in den übrigen Kronländern, die da alle einmüthig bezeugen können, daß durch diese Publication die ,Gartenlaube‘ sich ein großes Verdienst um die Deutschen in Oesterreich erworben hat“. Ebenso äußert sich die „Leitmeritzer Zeitung“ vom 31. October. In Nr. 12 der „Mittheilungen des deutschen Schulvereins“ aber schließt ein Artikel „Noch ein Gruß aus dem deutschen Norden“ mit der Mahnung: „Möge der ,Gartenlaube‘ warmer Appell an das stolze Hochgefühl des verletzten deutschen Herzens uns mehr noch als innige Freude über den Trost in trüben Stunden bereiten, möge er uns auch die Mittel reichlich bieten, um das in Ehren begonnene Werk dem deutschen Namen zur Ehre in würdiger Weise fortzuführen!“

Diese Mahnung richtet sich an die Deutschen des Reichs! Wir bitten unsere Leser dringend, sich dieselbe zu Herzen zu nehmen! Wo eine Ortsgruppe des „Allgemeinen deutschen Schulvereins in Deutschland“ besteht, da trete man ihr bei; wo noch keine besteht, da wird sich doch ein Mann finden, der deutsch genug denkt und fühlt, um eine solche zu gründen, und wo Männer es versäumen, da mögen die deutschen Frauen hervortreten und Frauen-Ortsgruppen bilden, wie in Oesterreich!

Jedermann kann aber auch direct die Mitgliedschaft erwerben. Solche Anmeldungen zum „Allgemeinen deutschen Schulverein“ (zur Erhaltung deutscher Sprache und Sitte) sind zu richten an den Schatzmeister Dr. Bernard, Berlin C, Kurstraße 34/35, oder an den Vorsitzenden des Vereins, Dr. Falkenstein, Berlin NW. Luisenstraße 45. – Der statutenmäßige Jahresbeitrag ist auf 3 Mark festgesetzt.

Wer aber noch weiterer Ueberredung zur Theilnahme bedarf, der erwerbe sich für ein Geringes das letzte (3.) Correspondenzblatt des Vereins (Gebrüder Fickert, Berlin SW. Lindenstraße 70) und schlage S. 16 auf: „Der Kampf gegen die Deutschen im Böhmerwalde.“ Wer das dort Erzählte gelesen, bleibt sicherlich dem Schulverein nicht fern.
Die Redaction.