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All people on board!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Kurt Tucholsky
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Titel: All people on board!
Untertitel:
aus: Das Lächeln der Mona Lisa, S. 356-357
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1929
Verlag: Rowohlt
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck in: Weltbühne, 29. November 1927
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All people on board!


Das ist nämlich so in Berlin:
Einer ist plötzlich für Biographien.
Und aus einem Grunde, grad oder krumm,
gefällt diese Sache dem Publikum.

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Das Publikum mag das Neue gern kaufen …


Nun kommen sie aber alle gelaufen!

Jetzt schießen, mit und ohne Komfort,
die Biographien aus dem Boden hervor:

Kaiser Gustav der Heizbare; Fürstenberg;

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der Herzbesitzer von Heidelberg;

Frau Neppach, Einstein und Lindberghs Sohn
und vom Landgericht III der Justizrat Cohn –
sie alle bekommen ihre Biographie
(mit Bild auf dem Umschlag) – jetzt oder nie!

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Heute so dick wie ein Lexikon,

und morgen spricht kein Mensch mehr davon.

Denn morgen ist da ein neues Glück:
das englische Grusel- und Geisterstück.

Da kommen aber in hellen Haufen

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die Theaterdirektoren gelaufen!

„Die Gräfin auf der Kirchhofswand“,
„Sherlock Piel zwischen Lipp und Kelchesrand“,
„Das Bidet im Urwald“ – oder wie das so heißt,
und plötzlich hat jedes Theater ’nen Geist.

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     „Das kenn Se nich? Das haben Sie noch nicht gesehn –?

     Da müssen Sie unbedingt hingehn –!“

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Und aus einen, ders nicht gesehn hat, spucken …
Morgen sind die Achseln ganz müde vom Zucken:
     „Wenn ich schon Geisterstücke seh –

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 Passé!“

Mal Punktroller und mal Negerplatten;
mal Freud und mal Kreuzworträtsel-Debatten;
mal Tiergeschichten und mal Autorennen;
mal muß man den ganzen Brockhaus kennen –

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     („Frag mich was!“ – Sie mir auch.)

 Und so haben nun
die Berliner immer was zu tun.

Denn so ist das in diesem Falle:

Was einer macht, das machen sie alle.

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Macht einer Film mit Neckarstrand,

dann nehmen das tausend in die Hand.
Schreibt einer ein Buch vom Dauerlauf,
dann greifen das hundert Verleger auf.
Sie begehren immer, die guten Knaben,

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des Nächsten Vieh –

 „Müssen wir auch mal haben!“
Sie möchten niemals die eigenen Sachen.
„Das? das müssen wir auch mal machen –!“

Lasset uns dieserhalb nicht weinen.

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Wo nichts ist, da borg ich mir einen.

Nur ist da eines – o völkische Schmach! –
komisch:
 uns macht keiner nach.