Als Christus der Herr in Garten ging
Als Christus der Herr in Garten ging,
Und ihm sein Leiden bald anfing,
Da trauerte Laub und grünes Gras,
Weil Judas seiner ganz vergaß.
Da kamen die falschen Juden gegangen,
Sie hatten Jesum im Garten gefangen,
Sie hatten ihn gegeißelt und gekrönt,
Sein heiliges Haupt ward sehr verhöhnt.
Da kamen die falschen Juden zum Zorn
Und schlugen Jesum mit scharfen Dorn,
Sie schlugen ihm in einer Stunden
Wohl mehr denn tausend tiefe Wunden.
Sie führten ihn ins Richterhaus,
Mit scharfen Striemen wieder aus,
Sie hingen ihn an ein hohes Kreuz.
Maria beweinte dieses Leid,
Maria hört ein Hämmerlein klingen.
O weh! O weh! mein liebes Kind!
O weh! O weh! meines Herzens Trost!
Mein Kind muß ich verlassen bloß.
Maria kam unter das Kreuz gegangen
Und sah ihr liebes Kindelein hangen
An einem Kreuz, war ihr nicht lieb,
Maria war ihr Herze betrübt.
»Johannes, lieber Jünger mein,
Laß dir meine Mutter befohlen sein,
Nimm sie zu der Handen,
Führe sie von dannen,
Daß sie nicht schaue meine Marter an.«
»Ach, Herr, das will ich gerne thun,
Ich will sie führen also gut,
Ich will sie trösten also schön,
Wie ein Kind seine Mutter trösten thut.«
Da kam ein blinder Jude gegangen,
Voll Zorn und Grimm, von Eifer umfangen,
Der führt ein Schwert in seiner Faust,
Stach Jesum seine Seite aus. –
Nun bücke dich, Baum, und bücke dich, Ast!
Mein Kind hat weder Ruh noch Rast.
Nun bücke dich, Laub und grünes Gras!
Laß dir zu Herzen gehn all das!
Die hohen Bäume, die beugten sich,
Die hohen Felsen, die neigten sich,
Die Sonne verlor auch ihren Schein,
Die Vögelein ließen ihr Rufen und Schrein. –
Nun merket auf ihr Frauen und Mann,
Wer dieses Liedlein singen kann,
Der sing es des Tages nur ein Mal,
Seine Seele wird kommen in des Himmels Saal.