Am Grabe Ernst Keil’s
Der Märzwind rauscht durch Deine Grabeskränze;
Ich steh’ am Hügelsaum gedankenvoll.
Noch liegt vom Herbst das Laub und Todtentänze
Nun tanzt es mit dem Wind. In Bangniß schwoll
Jetzt naht die Wehmuth sich mit sanft’rem Schritt
Und bringt die Thräne mir und läßt mich klagen –
Millionen weinen meine Thränen mit.
Weiß doch von Deiner Thaten reichem Samen
Und deutsche Zungen segnen Deinen Namen
Am Delaware und Nil, am Rhein und Belt.
Wo Ketten lähmten freie Geistesflüge,
Da funkelte Dein Schwert – der Krieg begann;
Ein Kämpfer warst Du, und Du warst ein Mann.
Für Freiheit nährtest Du, für Menschenrechte
Ein unverbrüchlich heiliges Gefühl;
Für alles edel Schöne, mannhaft Echte
Ein Anwalt warst Du Allen, die da litten
Bereit zur Hülfe, ohne Falsch im Rath;
Weichherzig fanden Dich der Armuth Bitten,
Und Keiner bat umsonst, der würdig bat.
Es weht darüber hin der Frühlingswind.
Mir ist’s, als rief ein Gott mir aus den Zweigen:
„Sieh hin, wie sterblich Eure Besten sind!“
Ich weiß, ich weiß – es wälzt auf blut’gem Raine
Und Trost gewährt dem Herzen nur dies Eine:
Es stirbt der Mensch – unsterblich lebt die That.
Unsterblich auch, was Du vollbracht! Wie Sterne
Steht eingeprägt in Deines Volkes Buch
Was Gutes Du gewirkt hast, Zug um Zug.
Horch! aus dem Grabesschmuck mit leichtem Flügel
Schwirrt eine Amsel – Stille sonst und Ruh’ –
Und von dem frischen thaubeperlten Hügel
Im März 1878.