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Am Strand

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H. P.
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Titel: Am Strand
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 501, 516
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[501]

Photographie im Verlag von Braun, Clément & Cie. in Dornach.
Am Strand.
Nach dem Gemälde von G. Haquette.

[516] Am Strand. (Zu dem Bilde S. 501.) Es ist zur Zeit der beginnenden Ebbe. Gestern wütete ein arges Wetter draußen auf See, turmhoch gingen die Wogen und gar manches Schiff mag da seinen letzten Kampf gekämpft haben. Jetzt aber ist Frieden in Luft und Wasser. Das ist die günstigste Zeit für den Fischfang; denn die schuppigen Bewohner der blauen Tiefe, die sich während des Sturmes in die dunklen und unbewegteren Gründe zurückgezogen haben, kommen jetzt wieder zu den lichteren Regionen empor, um frischen Sauerstoff einzunehmen. Sie gehen während des Aufsteigens und der damit verbundenen Suche nach Nahrnng sehr leicht in die Netze und an die Angeln. Die Angehörigen unseres Flschermädchens benutzen bei ihrem Gewerbe jedenfalls das Angelzeug, denn das schwermütig dreinschauende junge Wesen hat nicht so ganz von ungefähr die Gerätschaften zum Köderfang mitgenommen und sich an den Strand begeben. Der an einem langen Stiele befestigte Haken dient ihr nämlich dazu, den „Pierer“ oder Sandwurm aus dem trockengelaufenen Ebbestrand herauszuholen. Der „Pierer“, Arenicola piscatorum, ist der begehrteste Fischköder; überall wo es an den europäischen Flachküsten Sand giebt, ist darin das regenwurmartige Tier zu Millionen zu finden; man erkennt seinen Stand an den bindfadenförmigen gewundenen Erdhäufchen, die oft zu vielen Tausenden einen Quadratmeter freigelaufenen Erdreichs bedecken. Unser junges Fischermädchen ist eine Belgierin oder Nordfranzösin, denn an der deutschen, niederländischen und auch dänischen Küste benutzt man zum Fang des „Pierers“ ein gabelartiges Instrument, mit welchem der Wurm ausgegraben und zugleich aufgespießt wird. Der Hakenstock dagegen herrscht an der belgischen und französischen Küste. Das hat seinen guten Grund; die Küstengewässer werden hier nämlich reicher und reicher an Krabben und kleinen Schaltieren. Der Hakenstock dient nun beiden Zwecken zugleich; der begehrte Fischköder, der „Pierer“, wird mit ihm aus dem Sande aufgehakt und blitzschnell in den Segeltuchsack befördert, der unserem Strandmädchen auf der linken Hüfte hängt, aber auch mancher fette Taschenkrebs, mancher Seeigel muß sich den Haken gefallen lassen, um hinterher in die Basttasche zur Rechten unserer Fischerin zu wandern und später eine gute Abendmahlzeit abzugeben. H. P.