An Daphne

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Amalie von Imhoff
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: An Dapne
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 288 - 291
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1798
Verlag: J. G. Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[288]

An Daphne.

Als noch das Flügelkleid dich liebliche Daphne umwallte,
     Damals zogst du ein Heer williger Sclaven dir auf,
Wenn in der kindischen Hand, die Amor mit Grübgen besäte,
     Futter tragend und Trank, du das Gegitter betratst,

5
Eilte der Zöglinge Schaar mit frohem Flug dir entgegen,

     Raubte die süssere Kost aus alabasterner Hand,
Jubelnd begrüßten sie dich mit ihrem schmetternden Liede,
     Und es erhoben sich dir brütende Weibchen vom Nest.

[289]

Alle vergaßen, daß du den Kerker ihnen bereitet,

10
     Wenn dein zierlicher Fuß über die Schwelle nun glitt.

Und du wähnest sie frey, die gelbgefiederten Kleinen
     Seit dich dem heimischen Heerd Amor und Hymen entführt?
Reizende Daphne, du irrst, was je zu Sclaven du wähltest,
     Löset die Fessel sich nie, die es dir eigen gemacht.

15
Aber es wandelt’ ein Gott, dem alle Götter gehorchen,

     Zu Amorinen sie um, ewig zum Dienst dir geweiht.
Hunderte ringeln dein Haar, in deinen glänzenden Locken
     Birgt sich mancher und hüpft auf der gehobenen[WS 1] Brust;

[290]

Andre umspielen die Hand, die Falten des leichten Gewandes

20
     Schlingt um die Wette die Schaar dir um die schlanke Gestalt.

Flatternd, doch stets dir getreu, um immer bey dir zu verweilen,
     Haben die Flügelchen sie selber sich willig gekürzt.
Gauckelnd umschweben sie dich im magischen Kreis und es weichet
     Nimmer Geliebte von dir fürder die dienende Schaar,

25
Dir als heilige Wächter! die glänzenden Fittiche wehren

     Jedem entweihenden Hauch, der sich dir frevlend genaht;
Hier dem entstellenden Gram, mit bleicher und bebender Lippe,
     Der mit der zuckenden Hand, grausam die Sterblichen faßt,

[291]

Dort der Menadischen Lust, sie schwingt berauschet den Tyrsus,

30
     Reißet im schwindelnden Kreis, wen sie ergreifet, dahin.

Dich nur bewahren sorgsam vor beyden die kleinen Getreuen,
     Halten zum schönen Geleit stets dir die Grazien fest.

F.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegehobenen