An Wilhelm Friedrich Hitzig
Wilhelm Friedrich Hitzig.
Sag, sind wir denn beide so völlig verrostet,
Und haben doch hybläischen Honig gekostet,
Laufen in Prosa zu Fuß durch die Zeiten,
Und könnten auf Jamben und Sechsfüßen reiten,
Und lassen verschimmeln des Punsches Citronen?
In Steinbrunners-Gestalten[1] gewoben,
Haben uns des Proteus[2] Engel umschwoben?
Wie? Sind wir auf dem Belchen gewesen,
Und als die Säustel[3] den Augen entschwanden,
Haben wir das Halleluja verstanden,
Das krachende Eichen und stürzende Tannen,
Dem Niegesehnen zu singen begannen,
Statt im äther’schen Luftball zu sitzen,
Und unter des Himmels vergoldeten Nägeln
Im lieblichen Schwanken des Reimes zu segeln?
So reim’ dich denn, oder
Apostel Johannes
Auf Befehl eines Mannes
Auf einmal ein Büchlein
Verschlang, wie ein Küchlein,
Mir auch keine Sorgen.
– – – – – –
– – – – – –
– – – – – –
– – – – – –
– – – – – –
Mich dauert der Arme in seiner Verblendniß.
Gott helf’ ihm in Gnaden
Und heile den Schaden.
Mit Liebe und Freude, (der Luftballon steiget,
Lang schwankt er gefährlich,
Und hob sich beschwerlich),
In selige Schöpfergefühle verloren,
Hat er einen neuen Trabanten geboren,
Wenn’s erlaubt ist zu sagen, daß nur die Lyceen
Um die verkohlte Sonne am Neckar sich drehen,
Als Monde sich um die Lyceen bewegen.
Mit Reizen der Jugend geziert,
Von freundlichen Horen geführt,
Tritt Lahr in die kreisenden Bahnen.
Du hattest mir einst von dem Büchlein geschrieben,
Nach welchem du selber Physik hast getrieben,
(Heißt’s Krüger, heißt’s Brünnig, ich weiß es nicht mehr,)
Als du noch in deinem wohlthätigen Schein
Genossest die Ehr’.
So ein Büchlein, das hätten wir gern,
Für den neuen lachenden Stern,
Und suchen wohl eins,
Das kurz und jugendlieb wär.
Drum möchte Herr Sander das deine gern sehn,
Eh’ er kauft eine Katz in dem Sack,
Und weil er demnächst wird ins Oberland gehn
So trags doch, o Lieber,
Nach Lörrach hinüber.[5]
Herr Special Krey wird so gütig dann seyn,
Und mit Aufschrift und Siegel des Amtes es weihn;
Durch die Turn- und Taxischen Posten,
An das Specialamt in Hochberg lauft ein!
Was da haben die Männer in Baden gemacht?
(Auch ich hab’ Träum’ und Gesichter).
Ein paar schöne romantische Lichter.
Da lagen die Auen gedehnt,
Nach denen das Heimweh sich sehnt.
Hingegen Herr Fein,
Da sagte Herr Ewald: „O schont
Des Leuchtens! Ich bin ja der Mond!“
Will’s so nicht behagen,
Will ich anders es sagen.
Er erspäht in der neblichten Ferne
Jerusalems leuchtende Sterne.
Da thürmte sich Fein in Gewittern auf,
Und umhüllte die flimmernden Sterne,
Und blitzte mit Bengels Laterne.
Da löste Herr Ewald den Wetterdunst auf,
Und stürzte, ein Platzregen, nieder,
Da strahlten die Nachtlichter wieder.
Auch diesmal fast dunkler gemacht,
Soll Ewald und Fein es entgelten!
Den andern, den ließ ich nicht schelten.
O wehe mir Armen! Ich tauche schon nieder,
Immer tiefer
In die Wolkenschicht nieder.
Lebe wohl, o Proteuser! Der Urgeist umgeb’ dich!
Das Lispeln der heilgen Buchen umschweb dich!
- ↑ Steinbrunner ein Bauer, welcher Hebel und Hitzig auf einer Reise im Schwarzwalde auf den Belchen begleitete. Steinbrunners-Gestalten, das heißt: Gestalten solcher Wegweiser im Schwarzwalde.
- ↑ Proteus heiß hier so viel: als schöpferischer Urgeist.
- ↑ Mit dem Worte Säustel bezeichnet Hebel große Steine, welche, als er den Belchen bestieg, damals an dem steilen Berg hinabrollten. Den Ausdruck entlehnte er von dem Wegführer Steinbrunner, der die Größe der Steine mit der der Säustel, d. i. der Schweinställe verglich.
- ↑ Im Jahr 1803 wurde nämlich auf Sanders Vorschlag und nach seinem Plane das Pädagogium zu Lahr errichtet.
- ↑ Hitzig war damals Pfarrer zu Rötteln bei Lörrach.