An den Verfasser Hartknopfs

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Autor: anonym
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Titel: An den Verfasser Hartknopfs
Untertitel:
aus: Thalia – Erster Band,
4. Heft (1788), S. 95–97
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Georg Joachim Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld = Commons
Kurzbeschreibung: anonymes Gedicht an Karl Philipp Moritz, den Verfasser des Werks Andreas Hartknopf. Eine Allegorie (Berlin 1786, Arno-Schmidt-Referenzbibliothek)
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[95]

V.

An den Verfasser Hartknopfs.

Von einem ungenannten Frauenzimmer eingeschikt.


So hab ich endlich dich gesehn, du Mann,
dem innre Kraft und hoher Seelenfrieden
die Stirne wölben! – ach! daß ich hienieden,
nicht eines Weges mit dir wallen kann!

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In meiner Brust, schlägt stark und warm und laut,

ein Herz, ganz mit dem Sinn des Buchs vertraut,
das dir sein Dasein, seine Wirkungskräfte
auf andrer Menschen Geist verdankt!
Wer so wie du, bei ähnlichem Geschäfte,

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den sich gewünschten Zwek erlangt,

trägt seinen Lohn in seinem eignen Busen,
ihm huldigen die Grazien, die Musen
und jedes zum Gefühl gestimmte Herz;
ihn wünscht man sich bei Freude und bei Schmerz,

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beim schnellen Stoß, in ungesehne Graben

beim Pilgrimsgang durch diese beste Welt
zum freundlichen Begleiter zu haben,
der schnell die Hand reicht, eh man fällt.

[96]

Ich! – guter biedrer Mann, – in meinem Theil,

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verdanke dir, die schöne Glük und Heil

verbreitende Idee in deinem Buch – von wahrer Wirksamkeit.
Ich kenn der Menschen viele, denen herzlich leid
es immer ist, daß sie nicht oben an,
auf dem Gebäude, menschlicher Vollkommenheit

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als Künstler stehn. – Sie denken nicht, wie sehr der wilde Sturm,

dem wundernswürdgen, himmelhohen Thurm,
gefährlich ist und nur der sichre Grund,
vom untenstehnden arbeitskundgen Mann,
dicht, fest gemauert, bis zur heutgen Stund,

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das schwankende Gebäude, stüzt und hält

daß es nicht schnell, in Schutt und Staub zerfällt.

Daß unser Glük nicht an dem Zufall hängt, –
daß in den Plan der Vorsicht fest verwebt,
sich alles reihenweise, ordnet, lenkt;

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wie jedem Sterblichen, so lang er lebt

es nuzbar ist – o guter lieber Mann,
wie schön giebst du in deinem Buch dieß an; –
Nimm meinen Dank dafür, – das beste Glük,
geleite dich – und bringt dich dein Geschik,

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zukünftges Jahr, ins Vaterland zurük,

so müssest du in jedem hellen Blik,
es lesen, wie von deinem Buch das kleinste Blatt,
gewürkt, und reichlich Frucht getragen hat.

[97]

Nur eins erbitt ich mir von dir – Laß nicht,

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am fürchterlichen Stein – am Hochgericht,

des Buches Helden bluten. – Laß sie süß,
im Arme ihrer Lieben, und des bessern Lichts gewiß,
hinüber schlummern in das Paradieß.