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An die deutschen Frauen

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Textdaten
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Autor: Gustav Schwab
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Titel: An die deutschen Frauen
Untertitel:
aus: Gedichte. 1. Band, S. 135–137
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[135]

An die deutschen Frauen.

1814.

Nun uns Freiheit ist erstritten
In Gedanken, That und Wort,
Schaffet denn die fremden Sitten
Ihr auch, deutsche Frauen, fort!

5
Ist nur erst aus euern Herzen

Aller welsche Sinn verbannt,
Jenes Locken, Buhlen, Scherzen –
Weicht von selbst der andre Tand.

Rühmt nicht lange hier und dorten

10
Vaterländischen Verein;

All’ auf einmal aller Orten
Sollen deutsche Weiber seyn.

Nicht in hohen Saales Mitte,
In der alten Eitelkeit,

15
Nach der üpp’gen Frankensitte,

Wird die deutsche Tracht geweiht!

Fromm und mild soll sie gedeihen
Still in jedem Kämmerlein,
Wandeln soll sie dann im Freien,

20
Eingeweiht vom Sonnenschein.


[136]
Nicht in stolzem Haargeflechte,

Nicht in Sammt- und Seide-Glanz
Sollt ihr suchen euch das Rechte,
Kinder unsres deutschen Lands.

25
Kränze schweben von den Eichen

Euch von selbst in’s schlichte Haar,
Frische Waldesblüthen reichen
Eurer Brust zum Schmuck sich dar.

Eure lieben Angesichter

30
Sind noch aus der alten Zeit,

Wie sie Maler uns und Dichter
Einst getreulich konterfeyt.

Jene herrlichen Geschlechter
Haben Schönstes auch gekannt,

35
Wählet ihrer hohen Töchter

Edel zierliches Gewand.

Vieles wirkten sie und woben
In dem stillen Frauenkreis,
Also möget ihr erproben

40
Neu den anererbten Fleiß.


Wie sich’s Einmal dann gestaltet,
Biet’ es stets dem Fremden Trutz,
Denn was wechselt und veraltet,
Ist nur eitler, welscher Putz.

[137]
45
Ganz in seine strenge Hülle

Schließ’ es rings die Glieder ein,
Unerforscht, wie euer Wille,
Sollen eure Reize seyn.

Mag der Fremde lüstern spähen,

50
Schweigend, eingehüllt in Zucht

Wird die deutsche Jungfrau stehen,
Unzugänglich, unversucht.

Von des Landes treuen Söhnen
Ehrerbietig angeschaut,

55
Reine Wünsche nur zu krönen,

Wächst sie still heran zur Braut.

Solches singen wir in Liedern
Dichtend euch, ihr Frauen rein!
Wollt es mit der That erwiedern,

60
Deutsch an Leib und Seele seyn!


Wußt’ ein deutscher Mann zu schlagen
Treu und fest die eig’ne Schlacht,
Wiß’ ein deutsches Weib zu tragen
Fromm und rein die eig’ne Tracht!