An die deutschen Frauen
Nun uns Freiheit ist erstritten
In Gedanken, That und Wort,
Schaffet denn die fremden Sitten
Ihr auch, deutsche Frauen, fort!
Aller welsche Sinn verbannt,
Jenes Locken, Buhlen, Scherzen –
Weicht von selbst der andre Tand.
Rühmt nicht lange hier und dorten
All’ auf einmal aller Orten
Sollen deutsche Weiber seyn.
Nicht in hohen Saales Mitte,
In der alten Eitelkeit,
Wird die deutsche Tracht geweiht!
Fromm und mild soll sie gedeihen
Still in jedem Kämmerlein,
Wandeln soll sie dann im Freien,
Nicht in Sammt- und Seide-Glanz
Sollt ihr suchen euch das Rechte,
Kinder unsres deutschen Lands.
Euch von selbst in’s schlichte Haar,
Frische Waldesblüthen reichen
Eurer Brust zum Schmuck sich dar.
Eure lieben Angesichter
Wie sie Maler uns und Dichter
Einst getreulich konterfeyt.
Jene herrlichen Geschlechter
Haben Schönstes auch gekannt,
Edel zierliches Gewand.
Vieles wirkten sie und woben
In dem stillen Frauenkreis,
Also möget ihr erproben
Wie sich’s Einmal dann gestaltet,
Biet’ es stets dem Fremden Trutz,
Denn was wechselt und veraltet,
Ist nur eitler, welscher Putz.
Schließ’ es rings die Glieder ein,
Unerforscht, wie euer Wille,
Sollen eure Reize seyn.
Mag der Fremde lüstern spähen,
Wird die deutsche Jungfrau stehen,
Unzugänglich, unversucht.
Von des Landes treuen Söhnen
Ehrerbietig angeschaut,
Wächst sie still heran zur Braut.
Solches singen wir in Liedern
Dichtend euch, ihr Frauen rein!
Wollt es mit der That erwiedern,
Wußt’ ein deutscher Mann zu schlagen
Treu und fest die eig’ne Schlacht,
Wiß’ ein deutsches Weib zu tragen
Fromm und rein die eig’ne Tracht!