Oktaven
von Württemberg Maj. im Stuttgarter Museum,
nach Musik und Rede, vor Aufführung des Mozart’schen
Der Herzen Zug, die gern zusammentrauern,
Hat euch zu diesem ernsten Fest verbündet;
Ihr kamt, des Redners Wort in diesen Mauern
Zu hören, das die Sehnsucht neu entzündet.
Euch euer eigenes Gefühl verkündet.
Die Dichtkunst schließt sich an der Töne Klagen:
Was ist ihr Amt, was soll die Muse sagen?
Ihr himmlisch Vorrecht ist, in ew’ges Leben
Der Nachempfindung soll sie Dauer geben,
Die uns vom Guten bleibt, das uns verlassen;
Sie soll sein Bild aus gold’nen Strahlen weben,
Und vor die Augen halten es, die nassen;
Im Glanz des Lebens lassen uns erscheinen.
Die Muse führet uns in jene Zeit,
Wo Kunde kam, daß an des Nordens Enden
Wo sich begann des Himmels Zorn zu wenden,
Und wo sein Winter uns zuerst befreit.
Seht ihr Sie, wo die ersten Feinde fallen,
In jener Freiheit Morgenröthe wallen?
Sie sammelt selbst, Sie wappnet eine Schaar,
Dem Schlachthorn folget Sie, den Pulverdämpfen,
Und steht an Frankreichs Gränze mit dem Zaar.
Jetzt unterliegt der zarte Leib den Krämpfen,
Da kam der Bote von Paris geeilet,
Und sie stand auf und wandelte geheilet.
Den Heldenmuth nach Würdigkeit zu lohnen
Erschien die Liebe von des Himmels Höh’n,
Bis sie sich einen Sieger ausersehn;
Den Königssohn, dem frische Lorberkronen
Um seine jugendlichen Schläfe wehn.
Der Freiheitskämpfer hat die Braut gefunden,
So kam die Fernbewunderte gezogen,
Und ließ sich leuchtend, sehen in dem Land;
Entgegen strömten Ihr des Volkes Wogen,
Es deutete manch ausgestreckte Hand
Doch als ein Segen bringend Zeichen stand.
O dieses wunderschöne Licht aus Norden,
Warum ist’s nicht zur vollen Sonne worden?
Die Fürstin kam, in Ihren Augen brannte
Entflammen half, den Zweifelmuth verbannte,
Den Männern selbst vorleuchtete zum Sieg;
Das Feuer auch, das milde Strahlen sandte,
Aus dem der Geist des Friedens schaffend stieg;
Sah man ihr Herz am ganzen Volke hangen.
Schnell ahnet Liebe, wo es gilt, zu retten,
Leicht war das Wohlthun in der großen Noth;
Doch alle Kräfte so zusammenketten,
Und aufzurichten jene Segensstätten,
Wo Leib und Seele fand ihr täglich Brod: –
Das konnte nicht dem Herzen blos gelingen,
Ein königlicher Geist mußt’ es vollbringen.
Als die vom Sturm ermüdete Natur
Zu diesem Thun das Füllhorn ihrer Güte
Belohnend ausgoß auf die weite Flur,
Und Ihr von Dank entzündetes Gemüthe
Und nun die guten Jahre sollten kommen:
Ward solche Königin von uns genommen.
Den weisen Worten Ihres Mundes auf;
Und leuchtender beschwört’s Ihr Bild herauf,
Und sprechen werden die beredten Thränen,
Die aus der Hütte nehmen ihren Lauf.
Ja, zeuget mir, ihr Armen, Kranken, Wunden!
Und wohin soll nun diese Lieb’ und Treue,
Die schmerzlich uns im wunden Herzen brennt?
Wen haben wir, der sich daran erfreue,
Der den Gefühlen eine Stätte gönnt?
Die Sehnsucht Ihren theuren Namen nennt!
Laßt Ihn die Tiefen unsrer Liebe schauen,
Laßt uns mit Ihm der Herrin Denkmal bauen.
Ein Denkmal bauen Ihrem freien Streben,
Ein Denkmal, das auf ew’ge Zeit Ihr Leben
Verherrliche bei’m kommenden Geschlecht;
Auf Ihrem Grabe soll sich stolz erheben
Des Thrones Würde, wie des Volkes Recht:
In Liebeseintracht Fürst und Volk umschlungen.
Und dann ein Denkmal Ihrem frommen Sinne,
Der mütterlich das ganze Land gepfleget;
Das Armenhaus, die Schule werd’ es inne,
Was Sie geschaffen, was Sie angereget,
Und Ihre Zucht und Ihre reine Tugend
Soll Tempel bau’n im Herzen unsrer Jugend.
Denn unsre Seelen füllet Ihre Nähe;
Und Antwort kommt auf alle bangen Fragen,
Auf alle Zweifel nieder aus der Höhe.
Gehoben sind wir über eitle Klagen:
Jetzt laßt die heiligen Gesänge fließen,
Um Ihres Bildes Glorie sich ergießen.