Arabische Trick-Track-Spieler

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Titel: Arabische Trick-Track-Spieler
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 81, 83
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Beschreibung eines Gemäldes von Leopold Carl Müller
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[81]

Trick-Track-Spieler in einem ägyptischen Kaffeehause.
Nach dem Oelgemälde von L. Carl Müller.

[83] Arabische Trick-Track-Spieler. (Mit Illustration S. 81.) Es giebt kein spielseligeres Volk als die Araber. Selbst ihre Kunst ist ein phantastisches Spiel aus Ornamenten, mit geometrischen Linienverschiebungen, die niemals zum Denken anregen, niemals einer Idee Ausdruck geben, sondern nur den Sinn des träumerisch Dahinlebenden spielend beschäftigen und zerstreuen wollen. Der Araber spielt überall und mit allem. Fehlt es ihm an jeder andern Gelegenheit dazu, so greift er zu der Schnur dicker Bernsteinperlen, die er, wie der Katholik seinen Rosenkranz, im Gürtel trägt, und läßt dieselben langsam durch die Finger gleiten. Die feine, milde Masse des fossilen Harzes schmeichelt den empfindlichen Nerven der Fingerspitzen angenehm, deshalb zieht der Orientale den Bernstein allen anderen Stoffen zu diesem Spielzwecke vor. Wo wir in Marokko, in Tunis, in Aegypten Menschen beisammen sehen, da spielen sie entweder selbst oder schauen einem Gaukler, einem Schlangenbändiger, einem Taschenspieler zu. Die Kaffeehäuser sind angefüllt mit Schachspielern, weniger häufig werden dort Karten hervorgesucht. Es ist wohl kein Zufall, daß die meisten unserer Spiele aus dem Orient stammen. In seiner Spielsucht unterscheidet das niedrige arabische Volk sich durchaus nicht von den höheren Ständen, nur greift ersteres mehr zu einfacheren Spielen, das königliche Schach ist ihm zu hoch. Es ist offenbar ein Kaffeehaus für das niedrige Volk, das wir im Bilde überblicken. Der Wirth führt wohl nicht viel mehr als jenen braunen, schokoladendicken, aromatischen Trunk, der nirgends vorzüglicher bereitet wird als im Orient. Seine Gäste sind an Komfort nicht gewöhnt, selbst die Schale Kaffee, auf deren Abnahme der Wirth anderswo wohl Anspruch machen würde, versagen sie sich, sie treten, auf die orientalische Gastlichkeit vertrauend, nur ein, um zu spielen.

Auf den Teppich gekauert folgen sie mit fast leidenschaftlicher Erregung den Zügen auf dem Trick-Trackbrette. Die in ihre Burnus und Kopftücher gehüllten Gestalten sind so ernsthaft bei der Sache, daß sie auf die anderen Besucher des Kaffeehauses nicht achten. Diese aber zieht das Spiel herbei. Der eine hat seine Nargileh bei Seite gestellt, der Schlauch der Wasserpfeife liegt am Boden, er selber hockt auf einem Hühnerkäfig, um von den Schwankungen des Kampfes nichts zu verlieren. Ein junger Arbeiter sitzt zwischen den Kämpfenden, ein anderer blickt von der gemauerten Bank an der Wand zu ihnen hinunter. Keinen aber interessiren die Spielenden, jeden nur das Spiel selbst, das augenblicklich wohl bei der Entscheidung angelangt ist. Alle semitischen Stämme, die an den Küsten des Mittelmeeres wohnen, theilen mit einander dieselbe Vorliebe für unthätiges, träumerisches Dahinleben und für die leichten Anstrengungen, die ihnen das Spiel gewährt. Bei allen orientalischen Spielen handelt es sich niemals um Einsatz und Gewinn, wie zumeist bei unseren europäischen, sondern allein um die Freude am Spiele selbst. Deshalb behält es hier völlig die harmlose kindliche Art und weit lieber als an den grünen Tischen unserer Spielhöllen bleibt der europäische Fremdling bei diesen malerischen Gruppen stehen, weniger um den von Spitze zu Spitze vorgeschobenen Damenbrettsteinen des Trick-Track zu folgen, als die interessanten Charakterköpfe zu beobachten, die der Spielenden sowohl als der Zuschauenden, wie der Künstler sie hier charakteristisch wiedergegeben hat, indem er einen der hervorragendsten Züge orientalischen Volkslebens schildert.