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Astrologische Geschichtsconstruction im Mittelalter

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Autor: Friedrich von Bezold
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Titel: Astrologische Geschichtsconstruction im Mittelalter
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 8 (1892), S. 29–72.
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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[29]
Astrologische Geschichtsconstruction im Mittelalter.
Von
F. von Bezold.


Das historische Interesse an einer Erscheinung des Geisteslebens ist nicht bedingt durch ihren bleibenden Werth; es genügt, wenn sie auf ihre Zeit gewirkt, wenn sie als ein lebenskräftiges Erzeugniss menschlichen Denkens und Empfindens Ueberzeugungen beherrscht, Handlungen hervorgerufen oder beeinflusst hat. Einen hohen Grad solcher Lebenskraft müssen wir ohne Zweifel der Astrologie zugestehen, deren Macht unter der Herrschaft der Renaissancecultur ihren Höhepunkt erreicht und erst im 18. Jahrhundert, nach den Entdeckungen Newton’s, endgültig gebrochen erscheint. Wie diese jetzt entthronte Wissenschaft ehedem auch Staatsmänner und Feldherren unter ihre Adepten zählte und eine nicht zu unterschätzende politische Rolle spielte, das soll hier nur gestreift werden; mir kommt es ausschliesslich darauf an, ihr Hereinragen in die Geschichtschreibung und Geschichtsphilosophie früherer Jahrhunderte an ein paar Beispielen näher zu charakterisiren. Es bedarf kaum der Erklärung, warum gerade diese Seite der Astrologie von der positivistischen Geschichtsbetrachtung des 19. Jahrhunderts in ein helleres Licht gesetzt worden ist[1]. Denn über den krausen Formen einer [30] Naturbetrachtung, welche auf Schritt und Tritt mit dem Wunder zu hantiren gewohnt war, dürfen wir nicht vergessen, dass ihre Ergebnisse jenen Generationen als Wissenschaft galten, dass insbesondere die Astrologie schon durch die Umständlichkeit und scheinbare Genauigkeit ihrer Berechnungen den Eindruck strengster Wissenschaftlichkeit zu erwecken vermochte. So lässt sich, indem wir in den äusserlich noch der kirchlichen Weltanschauung unterworfenen Zeiten auf astrologische Erklärung des geschichtlichen Lebens stossen, eine gewisse Parallele mit den Bemühungen des modernen Positivismus um die Geschichte und ihre Gesetze kaum von der Hand weisen. Wünschte auch die Naturwissenschaft des späteren Mittelalters in der Regel mit der Kirche Fühlung zu behalten, so widersprach doch eben ihre Anwendung auf das traditionelle Geschichtsbild, wie es seit den grossen Kirchenvätern eine fast geheiligte Gestalt gewonnen hatte, unbedingt dem innersten Wesen des herrschenden Glaubens. Schon der Versuch, jene durchaus transcendentale Eintheilung des geschichtlichen Stoffs nach Weltaltern und Weltmonarchien durch eine kosmische, den Regionen der Gestirne entnommene Periodisirung zu ersetzen, führte über die Grenzen der kirchlich erlaubten Speculation hinaus, wie denn der Ursprung solcher Ideen auch keineswegs innerhalb der christlichen Welt zu suchen ist.

Das Griechische Alterthum hatte eine naturalistische Betrachtung des Völkerlebens angebahnt, welche dem Mittelalter wieder verloren ging und erst auf die klassisch gebildeten Geister der Hochrenaissance von Neuem zu wirken anfing[2]. Als der eigentliche Pfadfinder dieser Rückkehr zum antiken Naturalismus wird mit Recht Macchiavelli bezeichnet. Er bricht vollständig mit dem theologischen System der vier Weltmonarchien, beginnt die neuere Geschichte mit der Völkerwanderung und [31] glaubt im Verlauf der Ereignisse das Walten einer unwandelbaren Gesetzmässigkeit zu erkennen[3]. Aber lange vor dem grossen Florentiner begegnen wir zahlreichen Ansätzen zu einer neuen, unkirchlichen Auffassung der Geschichte, die nun freilich aus anderen Quellen abzuleiten ist. Nicht Altgriechischer Philosophie und Historiographie, sondern Moslimischer Weisheit entlehnten abendländische Gelehrte des 13., 14. und 15. Jahrhunderts den leitenden Gedanken, dass die Schicksale der Menschheit wie des Einzelnen im engsten causalen Zusammenhang stünden mit den Bewegungen der Himmelskörper, also mit regelmässig wiederkehrenden, wenngleich von einem höheren Willen gelenkten Naturerscheinungen. Denn so weit ins Orientalische Alterthum der Glaube an die Macht der Sterne, insbesondere der Planeten zurückreicht, so scheint doch zuerst unter der Herrschaft der Muhammedanischen Araber ein geschlossenes astrologisches Lehrgebäude, sozusagen eine Philosophie der Astrologie sich herausgebildet zu haben, deren Sätze wie auf Naturkunde und Medizin auch auf die Gliederung und Beurtheilung historischen Stoffs Anwendung fanden[4]. Schon im 9. Jahrhundert ist bei Al Kindî, dem Philosophen von Basra, mit dessen Ideen dann sein Schüler Abu Maschar (der Albumasar der Lateiner) zum Ruhm des eigenen Namens gewuchert hat, die auf lange hinaus massgebende Theorie von der Bedeutung der Conjunctionen [32] für das politische und religiöse Leben voll entwickelt. Das in bestimmten Zwischenräumen sich wiederholende Zusammentreffen gewisser Planeten in einem Haus, wie man zu sagen pflegte, war nach dieser Annahme jedesmal von wichtigen Ereignissen begleitet. Den höchsten Werth legte man auf die Conjunctionen der sogenannten oberen Planeten Saturn und Jupiter; man unterschied die kleine, welche alle 20 Jahre stattfand und Thronwechsel, Aufstände und dergl. im Gefolge hatte, die mittlere nach je 240 Jahren, welche stärkere politische Veränderungen, etwa Dynastienwechsel, mit sich brachte, endlich die grosse, bei deren Eintritt nach einem Zeitraum von je 960 Jahren die Welt sich gründlich umgestalten und namentlich neue Religionen entstehen sollten[5]. Damit war das Princip gegeben, alles Irdische ohne Ausnahme, selbst die Religion, in den Zusammenhang des Kosmos und seiner Naturgesetze einzufügen. Mochte die Durchführung dieses Princips bei verschiedenen Astrologen eine etwas abweichende sein, in der Berechnung der einzelnen Perioden oder des aus dem Griechischen Alterthum herübergenommenen „grossen Jahrs“ manche Ungleichheit sich ergeben, mit dem Grundgedanken hat vor Allem jene kühne Folgerung, welche auch in der Religion wie im Staat ein Naturproduct erblickte, nicht nur in der Welt des Islam, sondern mindestens eben so sehr im christlichen Abendland anregend und aufregend gewirkt. Man begreift, wie die Behauptung Moslimischer Astrologen, die Religion des Propheten werde keinenfalls über ein Jahrtausend, vielleicht nicht 600 oder gar nur 300 Jahre dauern, gelegentlich geradezu den Abfall, die Sectenbildung begünstigt hat[6]. Gegen den Einfluss solcher Ideen wehrt sich freilich der bedeutendste Geschichtschreiber oder vielmehr historische Denker des Islam, der Nordafrikaner Ibn Chaldûn († 1406), den man als den ersten Vertreter einer [33] naturalistischen und sociologischen Culturgeschichte bezeichnet hat[7]. In der Geschichtsliteratur des christlichen Mittelalters findet sich wohl Niemand, der ihn in der methodischen Zergliederung des Völkerlebens und seiner Grundlagen erreicht oder übertroffen hätte. Aber weit merkwürdiger als alle Wirkungen des astrologischen Systems auf Muhammedanische Geister bleibt eben immer die Thatsache, dass seiner Anziehungskraft auch unzweifelhaft kirchlich gesinnte Abendländer erlegen sind, obwohl es doch in seinen letzten Consequenzen deutlich genug auf eine Ablösung der unmittelbaren und unumschränkten göttlichen Weltregierung durch Naturkräfte hinzielte.

Scharf genug hatte die christliche Kirche der ersten Jahrhunderte über die Astrologie ihr Verdammungsurtheil ausgesprochen, wobei sie sich mit dem Mosaischen Gesetz und dem Römischen Recht in voller Uebereinstimmung befand. Bei Hippolytus wird geradezu die Ketzerei auf Griechische Philosophie, Mysterien und Astrologie zurückgeführt, und in der That spielen ja astrologische Vorstellungen bei den Samaritern und bei verschiedenen Gnostischen Secten einen höchst bedeutsame Rolle[8]. Entrüstung und Spott athmen die meisten Auslassungen der Kirchenväter gegen jene vermessenen Thoren, die das Schicksal des Menschen aus den Constellationen herausrechnen wollen und sich wohl gar auf den Stern berufen, dessen Licht die Magier nach Bethlehem gewiesen hatte. Mit bitterer Reue blickt Augustinus auf seine jugendliche Vorliebe für eine Kunst zurück, deren Erfindung man gern den gefallenen Engeln zuschrieb[9]. [34] Aber trotzdem wurde den Sternen nicht unbedingt jede vorbedeutende Kraft abgesprochen; Origenes sah in ihren wechselnden Configurationen eine von Gott herrührende, nur für die Engel und seligen Geister lesbare Geheimschrift, ja, er glaubte sogar mit der Griechischen Philosophie an die Beseeltheit der Himmelskörper[10]. Und neben jener Annahme vom teuflischen Ursprung der Astrologie machte sich doch auch eine mildere Auffassung geltend, entsprechend jener Jüdischen Tradition, welche Abraham dem Chaldäer die Kunst der Sterndeutung zuschrieb[11]. Ein so entschiedener Gegner der Astrologie, wie Tertullian, spricht es bei Erwähnung der Magier und ihres Sternes aus: „Heute gibt es nur noch eine Sternkunde von Christus; die Gestirne Christi beobachtet und kündet sie, nicht die des Saturn und Mars und der übrigen Todten. Aber jene Wissenschaft (der Magier) war bis zur Zeit des Evangeliums zugelassen, auf dass nach dem Erscheinen Christi künftig Niemand mehr irgend eine Nativität aus den Sternen zu deuten versuche.“ Ein Satz, dessen sich die Ueberlieferung des Mittelalters als eines feststehenden Urtheils bedient hat[12]. Also auch nach der milderen Auffassung sollte jedenfalls für den Christen die Beschäftigung mit der Astrologie unbedingt verboten sein, obwohl freilich, [35] wie Isidor von Sevilla klagt, die Schönheit und Helligkeit der Gestirne immer noch ihren alten Zauber übte und manche Gemüther zu solch schädlichem Thun verlockte. Eben in seiner Spanischen Heimath hatte bis ins 6. Jahrhundert die astrologisch fundirte Ketzerei der Priscillianisten sich behauptet. Wohl richtete sich der Kampf, welchen die Synoden und die Bussverordnungen der Kirche gegen die „Mathematiker“ führten, offenbar mehr gegen die immer stärker mit Magie versetzte Praxis des Nativitätstellens, als gegen die der Astrologie zu Grunde liegende fatalistische und naturalistische Weltanschauung; als Mathematiker wird in den Bussbüchern Jemand bezeichnet, der durch Anrufung der Dämonen die Seelen der Menschen verstört[13]. Weit gefährlicher war gewiss, wie schon in den Zeiten der Kirchenväter erkannt wurde, jene speculative Seite der Astrologie, weil sie nach dem Urtheil des Origenes nothwendig dahin führte, auch die Geburt, das Leben und Leiden des Erlösers und die ganze christliche Religion als ein Erzeugniss siderischer Kräfte zu betrachten. Hatten doch heidnische Gegner dem jungen Christenglauben das Horoskop gestellt und ihm eine Lebensdauer von nur 365 Jahren ausgerechnet[14]. Solche astrologische Speculation scheint nun wirklich im christlichen Abendland Jahrhunderte lang fast verschollen gewesen zu sein, während im Byzantinischen Reich, vielleicht durch die nähere Berührung mit dem Orient, wenigstens die Weissagung aus den [36] Gestirnen sich lebendig erhielt. Sogar Kaiser verschmähten es nicht, diese Kunst zu üben zu einer Zeit, wo bei den Lateinern höchstens so augenfällige Ausnahmeerscheinungen, wie die eines Kometen oder einer Sonnenfinsterniss, eine abergläubische Beobachtung der Zeichen des Himmels wachriefen[15]. Ganz vereinzelt begegnet uns eine Gestalt wie jener Bischof Gislebert von Luxeuil, der, seines Zeichens Mediciner und überhaupt nicht sehr geistlich gesinnt, mit seinen Klerikern Naturwissenschaften treibt und als „sagax horoscopus“ in der Nacht des 4. April 1095 grosse Wanderungen der Völker prophezeit. Noch galt die Sterndeutung im Occident für eine seltene Kunst, nachdem man sich gelegentlich des ersten Kreuzzugs von ihrer alten Blüthe im Orient überzeugt hatte[16]. Aber schon im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts treffen wir abendländische Angriffe gegen die Astrologie, welche auf ihre zunehmende Bedeutung schliessen [37] lassen. In umfassender Weise nimmt dann Johannes von Salisbury († 1180) die Polemik gegen die „Mathematiker“ auf, „zu denen die Sterne sprechen und die gleichsam aus dem Schooss des Himmels selbst die Wahrheit herunterholen“. Wer dem Mars oder Jupiter mehr Glauben schenkt als ihrem Schöpfer, der ist nach seiner Ansicht ein höchst verderblicher Lügner; er fährt mit Lucifer zur Hölle und zieht die Armen mit sich, die er zum Fatalismus verführt hat. „Sehr viele von ihnen habe ich gehört, viele gekannt, aber ich erinnere mich nicht, dass irgend einer dauernd diesem Wahn ergeben war, ohne dass die Hand des Herrn die gebührende Strafe an ihm vollzogen hätte“[17]. Damals hatte freilich bereits jene folgenreiche Annäherung zwischen christlicher und Arabischer Wissenschaft begonnen, welche neben den Werken des Aristoteles die Philosophie seiner Moslimischen Jünger dem Abendland zugänglich machen und damit einen neuen überraschenden Aufschwung der Astrologie hervorrufen sollte.

Nicht unmittelbar aus dem Orient, sondern aus Spanien und Sicilien kam diese Umgestaltung des Westeuropäischen Geisteslebens. Toledo, wo eine förmliche Uebersetzerschule von Christen und Juden sich aufthat, war lange Zeit die vornehmste Vermittlerin zwischen den literarischen Schätzen der Muhammedaner und der wissensdurstigen christlichen Gelehrtenwelt. Ein in Marokko oder Kairo entstandenes Werk, sagt Renan, gelangte damals rascher nach Paris und nach Köln, als heutzutage ein epochemachendes Deutsches Buch über den Rhein[18]. Spanien galt für das gelobte Land aller geheimen Wissenschaft, und so standen auch astrologische Schriften mit in vorderster Reihe, [38] als jene Erschliessung Griechisch-Arabischer Literatur ihren Anfang nahm. Eben mit der Griechischen Philosophie vertrug sich ja die Vorliebe der Araber für die Sternenwelt vortrefflich. Platon hatte die Gestirne als sichtbare Götter bezeichnet und die Hypothese vom Weltjahr aufgestellt, nach welcher beim Ablauf von 10 000 gewöhnlichen Jahren alle Planetenkreise ihre Umdrehung vollendet und die Stelle des Fixsternhimmels, von der sie ausgegangen waren, wieder erreicht haben sollten. Auch Aristoteles verstand sich zur Annahme von Gestirngeistern, welche die Planeten bewegten, und wir werden diese von der Scholastik adoptirte Lehre später bei geschichtsphilosophischen Constructionen wirksam sehen. Indem nun die Arabischen Aristoteliker die naturalistische Seite im System ihres Meisters weiter entwickelten und der grosse Commentator Ibn Roschd (Averroes, † 1198) mit seiner Lehre von der Ewigkeit der Materie und der Wesenseinheit der Vernunft die göttliche Weltregierung und die individuelle Unsterblichkeit entbehrlich machte[19], musste die Neigung, alles Geschehen in den Kreislauf unabänderlicher Gesetze einzuordnen wie von selbst jenem bereits vorhandenen Glauben an den allumfassenden Einfluss der Gestirne sich zuwenden. Und wenn auch die Lehre des Averroes mit dem, was nachmals unter seinem Namen im christlichen Abendland die Geister erregt und die Kirche erschreckt hat, keineswegs völlig zusammenfällt, so steht doch die Arabische Herkunft dieser besonders in Frankreich und Italien verbreiteten naturalistischen Philosophie ebenso ausser Zweifel, wie ihr inniger Zusammenhang mit der Astrologie. „Drei Jahrhunderte hindurch,“ sagt Reuter, „ist die Averroistische Weisheitslehre das Arcanum der Aufklärung in Europa geblieben.“

Bekanntlich wucherten im 12. und 13. Jahrhundert Ketzerei und Unkirchlichkeit jeder Art nirgends so mächtig wie auf Französischem Boden. In der Heimath der Albigenser und Amalrikaner entwickelte sich schon frühzeitig neben dem Platonisierenden Naturalismus eines Bernhard von Chartres ein jedenfalls [39] auf Moslimischen Ursprung zurückzuführender astrologischer Determinismus, dessen Anstössigkeit in der Lehre gipfelte, dass die verschiedenen „Gesetze“ oder Religionen unter der Herrschaft der einzelnen Planeten entstanden seien und ihr Dasein führten. Man dachte sich die Religion des alten Bundes von Saturn, den Islam von Venus, das Christenthum von der Sonne regiert, ebenso die übrigen „Secten“ durch himmlische Constellationen hervorgerufen[20]. Noch im 12. Jahrhundert begannen astrologische Prophezeiungen umzulaufen, wie jene, die für den September 1186 neben gewaltigen Naturereignissen u. a. auch einen übermenschlichen Religionsstifter aus dem Orient ankündigten[21]. Die einmal vorhandene Neigung, „das Werk der Gnade der Natur zuzuschreiben“[22], konnte nur gefördert werden durch das Eindringen Averroistischer Lehren, wie sie etwa seit den dreissiger Jahren des 13. Jahrhunderts an der Pariser Hochschule aufkamen und nicht zuletzt auch von Angehörigen der beiden grossen Bettelorden vorgetragen wurden.

Nichts ist bezeichnender als die Thatsache, dass wir aus den Jahrhunderten des späteren Mittelalters nur vereinzelte Beispiele kirchlicher Verfolgung und Verurtheilung von Astrologen besitzen. Es erklärt sich dies einmal aus der Unentbehrlichkeit ihrer Kunst, die ja selbst Kleriker jeden Standes, vom Bettelmönch bis zum Cardinal, unter ihre Jünger zählen durfte[23], dann aber aus den nicht sehr glücklichen Bemühungen der kirchlichen Wissenschaft zwischen erlaubter und unerlaubter Astrologie [40] zu unterscheiden. Aehnlich ging es ja mit dem Namen des Averroes, unter welchem man sich gewöhnte, alles zusammenzufassen, was einer naturalistischen Weltanschauung gleichsah, so auch jene in Paris gelehrten und verurtheilten Sätze, welche die Schöpfung wie die Auferstehung, den Anfang und das Ende der Welt leugneten und an die Stelle eines göttlichen Willensactes die Urzeugung unter dem Einfluss der Gestirne setzen wollten[24]. Daneben mochte aber die Scholastik den „grossen Commentator“ ihres vergötterten Meisters Aristoteles nicht völlig preisgeben; eben der heilige Thomas, welchem die spätere Dominicanische Malerei so gern den von ihm niedergeschmetterten Averroes zu Füssen legte[25], durfte über all seiner Polemik gegen den Arabischen Naturalismus nicht vergessen, wie viel er von dem verrufenen Ungläubigen gelernt hatte. Nur durch eine seltsame Verkettung von Umständen konnten freilich Thomistische Sätze in das Verzeichniss der 1277 verdammten Averroistischen Lehren gerathen. So wenig wie den ganzen Averroes vermochte die kirchliche Wissenschaft die ganze Astrologie auszumerzen, wie denn Thomas nicht nur jene antike Theorie von der Bewegung der Sphären durch Gestirngeister, sondern auch die Beeinflussung der irdischen Naturvorgänge durch die Planeten bis zu einem gewissen Grade beibehält; dies sollte sich freilich auf das rein physische Gebiet beziehen, aber es erschien doch nicht möglich, der siderisch bedingten Körperlichkeit der Menschen, deren Geschlechtsunterschied ebenfalls auf die Gestirne zurückgeführt wurde, jede Einwirkung auf Sinnesart und Handlungen abzusprechen, so eifrig auch Thomas wie die übrigen Vertreter streng kirchlicher Philosophie sich bemühten, die Willensfreiheit jedem Zweifel zu entrücken[26].

[41] Dieses Bemühen verbindet sich in einer meist Albert dem Grossen beigelegten Schrift[27] mit einer sehr weitgehenden Anerkennung Arabischer Astrologie, namentlich des Abu Maschar, den man wegen seines Nachweises, dass die Geburt Christi von der Jungfrau in den Sternen vorgezeichnet gewesen sei, keineswegs tadeln dürfe; „nicht als wäre die Constellation die Ursache seiner Geburt, wohl aber die Verkündigung derselben; vielmehr war er selbst die Ursache, dass die Art seiner wunderbaren Geburt durch den Himmel verkündigt wurde.“ Und vollends der Englische Franziscaner Roger Bacon, der in kühner Vereinsamung Erkenntniss der Welt durch naturwissenschaftliche Arbeit forderte, bekennt sich, immer unter Verwahrung zu Gunsten der göttlichen Allmacht und der menschlichen Willensfreiheit, ganz offen zu der siderischen Bedingtheit aller Religionen. Sie sind entstanden unter den Conjunctionen Jupiters mit anderen Planeten, bei seiner Vereinigung mit Saturn die Chaldäische, mit der Sonne die Aegyptische, mit Venus die Muhammedanische und mit Mercur die christliche[28]. Man begreift, dass trotz der Gönnerschaft Papst Clemens’ IV. der experimentirende „Zauberer“ und verwegene Kritiker des Autoritätsglaubens schweren Anfechtungen nicht entgehen konnte. Aber mochten die einzelnen Orden ihren Gliedern die Beschäftigung mit den verborgenen Wissenschaften und die Abfassung von „Scripta curiosa“ erschweren oder verbieten[29], wir hören doch [42] nach wie vor von mönchischen Astrologen, Alchemisten und wohl gar Nekromanten. Und der in Frankreich verfolgte Averroismus durfte in Italien sich Jahrhunderte hindurch eines gesicherten und geehrten Daseins an weitberühmten Hochschulen erfreuen.

Mit dem 13. Jahrhundert tritt die Astrologie, wie Jakob Burckhardt sagt, „sehr mächtig in den Vordergrund des Italienischen Lebens“. Ob dabei, wie er annimmt, die Ueberlieferung aus dem klassischen Alterthum noch mitgewirkt hat? Dies könnte jedenfalls nur für die gewöhnliche astrologische Praxis gelten[30], während die astrologische Philosophie der Italiener ihre Arabische Herkunft nicht verleugnet. Zu den Berühmtesten aus jener Toledanischen Uebersetzerschule zählten Gerhard von Cremona († 1187) und Michael Scotus, der Englische Hofastrolog Kaiser Friedrichs II., den Renan geradezu den „Begründer des Averroismus“ nennt[31]. Und der grosse Staufer, sein Sohn König Manfred, sein fürchterlicher Parteigänger Ezzelino, sie sind nur die gewaltigsten Typen eines Geschlechts, dem nichts mehr heilig war, als die eigene Kraft und das unheimliche Licht der am Himmel wandelnden Herren des Schicksals. Ezzelino soll sein blindes Vertrauen auf die Constellationen von seiner „in der Astrologie bewanderten“ Mutter geerbt haben; gleich ihm haben noch lange nachher Italienische Heerführer sich die günstige Stunde zum Ausmarsch oder zum Schlagen von Astrologen ausrechnen und vorschreiben lassen[32]. Der grosse Sterndeuter Guido Bonatti, der abwechselnd Dynasten und Republiken diente, war [43] zugleich ein hervorragender Theoretiker seiner Kunst und wagte in seinem grossen Werk „von der Astronomie“ sowohl sich auf Christus zu berufen, der auch Stundenwahl getrieben habe, als die „Thoren in der Kutte“, die ihm manche Anfechtung bereiteten, auf das Schärfste anzugreifen; denn nur Idioten oder Heuchler konnten sich nach seiner Ueberzeugung der Wahrheit verschliessen, dass dem Astrologen in der That eine volle Erkenntniss der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft möglich sei und dass er jedenfalls unendlich viel mehr von den Himmelskörpern wisse, als die Theologen von Gott[33][WS 1]. Dass nun eine Wissenschaft, deren Aussprüche für Kaiser, Feldherren, grosse Republiken in den Stunden der Entscheidung massgebend waren, auch an den Italienischen Universitäten ihren Platz einnahm, [44] kann gewiss nicht Wunder nehmen, ebenso wenig, dass vor allem die Mediciner als Träger und Apostel einer Weltanschauung auftraten, die ihrer auf sinnliche Erfahrung angewiesenen Disciplin bequeme Anknüpfung und zugleich einen grossartigen Hintergrund bot. Denn Astrologie und Averroismus hingen innig zusammen; ihren eigentlichen Hochsitz hatten sie in der Universität Padua. Dort fanden in Rücksicht auf die Philosophie nicht nur Venedig, sondern auch Bologna und Ferrara ihren geistigen Nährboden, und noch im 16. Jahrhundert genoss der Lehrstuhl der Astrologie seines alten Ansehens[34].

Es wäre sehr überraschend, wenn von all diesem Treiben in der Geschichtschreibung jener Zeiten sich keinerlei Niederschlag zeigen würde. In der That sehen wir nicht gerade die Mehrzahl der Italienischen Chronisten, wohl aber einige der bedeutendsten mehr oder weniger astrologischen Neigungen huldigen. Während in vielen Aufzeichnungen die Vorliebe Friedrich’s, Manfred’s, Ezzelino’s für die Sterndeuterei entschieden verurtheilt oder wenigstens nicht offen gebilligt wird[35], lässt es sich z. B. der Paduanische Notar und Professor Rolandino († 1276) nicht nehmen, einzelne Massnahmen des Kaisers und Ezzelino’s, die nach astrologischer Vorschrift getroffen wurden, kunstgerecht auf ihre Fehlerhaftigkeit hin zu untersuchen; so tadelt er, dass Friedrich bei der Gründung seiner „Siegesstadt“ Vittoria über [45] der scheinbar günstigen Ascendenz die bedrohliche Stellung des Krebses übersehen, dass Ezzelino bei seinem letzten Ausmarsch 1259 den Stand des Mondes im Scorpion und die gefährliche Bedeutung der Ascendenz des Schützen nicht beachtet habe. Freilich fügt er die vorsichtige Verwahrung bei, dass er weder darauf bauen, noch seine Zeit mit dergleichen Dingen verlieren wolle, aber er gibt sich doch mit sichtlicher Befriedigung als einen geschulten Beobachter der Constellationen zu erkennen[36][WS 2].

Und mochten die Bettelmönche den berühmten Bonatti noch so heftig befehden, einer der ersten Vertreter minoritischer Geschichtschreibung, Bruder Salimbene von Parma, ist trotzdem ein begeisterter Verehrer jenes kaiserlichen Astrologen Michael Scotus; „wie wahr der Inhalt seiner (prophetischen) Verse gewesen, konnten Viele sehen; denn auch ich habe es im Einzelnen gesehen und erkannt; und ich habe gelernt und weiss, dass es wahr gewesen ist bis auf wenige Ausnahmen.“ Auch der von Salimbene geschätzte Meister Benvenuto Asdenti, ein erleuchteter Flickschuster zu Parma, schöpfte seine Prophetenweisheit nicht nur aus den Weissagungen des Alten und Neuen Testaments, des Abts Joachim, des Merlin u. A., sondern zum Theil ebenfalls aus den Schriften des Scotus[37]. Ganz durchdrungen von dem Einfluss der Gestirne zeigt sich dann der erste grosse Geschichtschreiber der Florentinischen Republik, Giovanni Villani († 1348). Nicht allein Missernten und Theuerungen, Ueberschwemmungen, Seuchen und Feuersbrünste führt er auf bestimmte Constellationen und Himmelserscheinungen zurück (X, 118. XI, 2; 100; 114), sondern auch die Eigenart ganzer Landschaften und Völker ist ihm durch Planeten und Sternbilder bedingt, wie er z. B. die chronische Unruhe im Florentinischen Staatswesen aus der zweiten (Römischen) Gründung der Stadt unter dem Zusammenwirken von Sonne, Mercur und Mars herleitet (III, 1. XII, 32; vergl. I, 7. I, 60. VIII, 48). Allerdings betont er mehr als einmal, dass die Constellationen der menschlichen Willensfreiheit und vollends der göttlichen Allmacht gegenüber [46] keine genügende Kraft besitzen, aber dabei zeigt er sich derart von der Kunst der „Astrologen, Philosophen und Meister der Natur“ eingenommen, dass er sogar den Versuch wagt, ganz nach Arabischem Muster den nothwendigen Gang der grossen geschichtlichen Ereignisse vorwärts und rückwärts zu construiren. Er unternimmt dies (XII, 41) gelegentlich der im März 1345 eingetretenen Conjunction von Jupiter und Saturn im Zeichen des Wassermannes, welche er unter Zurückweisung abweichender Berechnungen nach seinem Landsmann Meister Pagolo genau angibt[38]. „Diese Conjunction,“ erklärt er, „verkündigt, mit Gottes Zustimmung, der Welt grosse Dinge, nämlich Schlachten, Mordthaten und grosse Veränderungen der Reiche der Völker, und das Ableben von Königen, den Wechsel von Herrschaften und von Secten, und das Erscheinen eines Propheten und neuer Irrthümer im Glauben, und neues Auftreten von Gewalthabern und Durchzug von Kriegsvolk, und Theuerung und Sterben hernach in jenen Klimaten, Reichen, Ländern und Bürgerschaften, deren Beeinflussung den besagten Sternbildern und Planeten zugeschrieben wird“[39]. Und auf den Einwurf, wozu denn hier die Astronomie gut sein solle, empfiehlt er dem verständigen Leser, sich durch rückschauende Betrachtung davon zu überzeugen, dass die gleiche Conjunction auch 1325 und 1305 sich vollzogen habe und dass mit diesen zwanzigjährigen Perioden jedesmal Neuerungen in Florenz und auswärts zusammengetroffen seien, während ungefähr alle sechzig Jahre grössere Veränderungen am Himmel vorgezeichnet würden; er verweist unter anderem auf den Uebergang der Herrschaft Manfred’s an Karl von Anjou (1266). Rechnet man weiter um 240 oder genauer 238 Jahre zurück, so kommt man auf noch gewaltigere Ereignisse, wie die Kreuzzüge und die Normannische Eroberung Siziliens. Endlich bilden 48 Conjunctionen zusammen die „mächtigste Epoche von 960 (953) Jahren; „wer rückwärts forscht, [47] der findet da den beginnenden Verfall des Römischen Reiches beim Eindringen der Gothen und Vandalen in Italien und viele Verstörungen der heiligen Kirche et caetera“. Eine freilich nur leicht entworfene Gliederung der Weltgeschichte, die aber doch vollständig auf der Astrologie beruht und, ohne eben sehr genau zu zählen, zugleich mit wirklich epochemachenden Ereignissen sich in Einklang zu setzen versucht. So kommt Villani, allerdings auf ganz anderen Wegen als später der grosse Realist Macchiavelli, zum Beginn der neueren Geschichte mit der Völkerwanderung. Weiter zurück, zur Erscheinung Christi, wagt er sich nicht; musste ihm doch das furchtbare Schicksal des tiefgelehrten Meisters Cecco d’Ascoli, der wegen häretischen Missbrauchs der Astrologie 1327 zu Florenz verbrannt worden war, in frischer Erinnerung stehen (X, 40). Villani hütet sich, solche verrufene Pfade antichristlicher Speculation zu betreten; nur etwa eine kurze Bemerkung (II, 8), dass die Secte der Sarracenen ungefähr 700 Jahre dauern solle, rührt an jene verfängliche Geschichtsphilosophie, die unter dem Zeichen Arabischer, Averroistischer Wissenschaft an die Entstehung und das Schicksal aller Religionen den gleichen Massstab anlegte, wie an die übrigen Erscheinungen des irdischen Daseins[40].

Matteo Villani, Giovanni’s Bruder und Fortsetzer seiner Chronik (bis 1363), verurtheilt unbedingt jeden Versuch, die Geschichte wie das Einzelleben der Macht der Gestirne zu unterwerfen, gesteht aber zu, dass die Florentiner mit dieser bösen Neigung erblich behaftet seien (I, 2. IX, 1. XI, 3). Die Hinrichtung eines berühmten Astrologen vermochte so wenig wie die Stimme eines Dante und Petrarca die Italiener des 14. Jahrhunderts von ihrem Hang zur Sterndeutung und zum Averroismus zu heilen. Denn mit unerhörter Kühnheit forderten damals Gelehrte von Rang, wie Pietro d’Abano (Petrus Aponensis) und Cecco d’Ascoli das Einschreiten der kirchlichen Justiz heraus. [48] Der Erstere, ein ausgezeichneter Mediciner, der in Constantinopel studirt, in Paris und Padua gelehrt hat, trat in seinem Hauptwerk, dem „Conciliator differentiarum philosophorum et praecipue medicorum“ (1303) ganz offen mit der Arabischen Lehre vom Horoskop der Religionen, auch der christlichen, hervor. Gestützt auf seine Arabischen Gewährsmänner, belegt er die Bedeutung der grössten Conjunction zwischen Saturn und Jupiter (in Perioden von ungefähr 960 Jahren) mit den Beispielen Nebukadnezars, Mosis, Alexanders des Grossen, des Nazareners und Muhammeds[41]. Mag er die Bezeichnung Christi auch einfach ohne Aenderung einer Moslimischen Vorlage entnommen haben, so charakterisirt [49] doch jedenfalls dieser Name wie die Zusammenstellung zur Genüge einen Standpunkt, der durch gelegentlich eingestreute fromme Redensarten vielleicht für manchen Leser verschleiert werden konnte, nicht aber für die scharfen Augen der Inquisition. In der That entging er nur dadurch, dass er vor Beendigung seines Processes (1316) starb, dem Feuertod, welchen sein minder glücklicher Zeitgenosse Cecco d’Ascoli ein Jahrzehnt später (1327) erleiden musste. Cecco war schon in Bologna, wo er die Astrologie lehrte, mit der Inquisition in Berührung gekommen und konnte somit in Florenz, da er von seiner ihm untersagten Kunst nicht liess, nur als rückfällig behandelt, d. h. zum Tode verurtheilt werden. Was bei ihm wie bei dem Paduaner von dem Hereinspielen persönlicher Feindschaften berichtet wird, ändert, auch wenn es richtig sein sollte, nichts an der Thatsache, dass beide wirklich entschlossene Vertreter Averroistischer Anschauungen gewesen sind. Nach dem Wortlaut des Urtheils hätte Cecco das Thema vom Horoskop Christi bis in alle Einzelheiten durchgeführt: weil bei Christi Geburt die Waage im 10. Grad der Ascendenz stand, musste er den Tod am Kreuze sterben, wegen des Steinbocks wurde er in einem Stall geboren, wegen des Scorpions im 2. Grad verfiel er der Armuth, und weil Mercur in den Zwillingen in seinem eigenen Haus stand, besass er eine tiefe, in Gleichnissen verborgene Weisheit[42]. Cecco war seiner Zeit in scharfen literarischen Gegensatz zu Dante getreten, dem er seltsamer Weise die Rolle der Fortuna in der göttlichen Komödie zum Vorwurf macht. Nun zahlte freilich auch der grösste Italiener jener Zeit der herrschenden Vorliebe für astrologische Vorstellungen seinen Tribut, und die Fortuna, die ihm Vergil als unwiderstehliche Beherrscherin des äusseren Menschenschicksals zeichnet, wird den sphärenbewegenden Gestirngeistern oder Engeln an die Seite gesetzt. Aber wie diese Vorstellung der Planetenbewegung eine von der kirchlichen Wissenschaft angenommene war, so entspricht auch sonst die Rolle der Planeten und der Astrologie bei Dante völlig der correct kirchlichen Auffassung. Einerseits weist er dem „grossen Commentator“ [50] Averroes einen ehrenvollen Platz in der Vorhölle zu, andererseits bestreitet er mit aller Entschiedenheit jede Beeinflussung des freien Willens durch die Gestirne und verstösst Michael Scotus, Bonatti und den Schuster Asdente mit den übrigen Sterndeutern in jene Höllenschaar der Weissager, die mit rückwärts gedrehtem Antlitz stumm und thränenvoll einherschleichen[43]. Ganz anders donnert und spottet freilich Petrarca gegen den Frevel der Averroisten, den Unsinn der Astrologen, von welchem er in seiner eigenen öffentlichen Laufbahn ein recht derbes Beispiel erlebt hatte, als ihn mitten in einer feierlichen Rede der Mailänder Hofastrolog unterbrach[44]. Bei Petrarca erscheint aber überhaupt die Befangenheit des Mittelalters in einem Grad überwunden, wie kaum bei einem seiner Zeitgenossen; vergebens hat er sich bemüht, seine Verachtung der Astrologie wenigstens dem Freund Boccaccio mitzutheilen. In dem Vater des Humanismus verkörperten sich die wiedererstandene verächtliche Abneigung des klassischen Römerthums gegen alles Orientalische und der Widerwille einer neu empfundenen Menschenwürde gegen alles Fatalistische.

Noch war aber der Sieg der humanistischen Weltanschauung im weiten Feld. Noch gehörte die Zeit, und wahrlich mehr als je, der Arabischen Philosophie und Astrologie, die ihrerseits von der zunehmenden Popularisirung der Wissenschaft Vortheil zogen und in immer weitere Kreise drangen. In der höfischen Poesie sind ihre Spuren keineswegs sehr häufig, obwohl Französische und Deutsche Sänger gern mit einer gewissen Ehrfurcht von der sternkundigen Weisheit der Saracenen reden; erschien doch schon nach antiker Ueberlieferung einer ihrer Lieblingshelden, [51] Alexander der Grosse, als Sohn und Schüler eines zauberischen Astrologen[45]. Viel stärker tritt natürlich Gelehrsamkeit jeder Art in der masslos anschwellenden Lehrdichtung hervor, die unter den sonderbarsten Vermummungen Moral und Kenntnisse an den Mann zu bringen sucht. War es doch das Zeitalter der namentlich von den Dominicanern gefertigten Encyclopädien; so kann es nicht Wunder nehmen, wenn z. B. Berthold von Regensburg in seinen Predigten die Planeten und Sternbilder allegorisch verwerthet, ohne sich an den heidnischen Götternamen zu stossen[46].

Uns interessirt hier vor allem die merkwürdige Einkleidung, in welcher man das Arabische Horoskop der Religionen sammt der Nativität Christi der gebildeten und gläubigen Lesewelt des Abendlandes mundgerecht machte. Es wurde nämlich diese verfängliche [52] Lehre zu entschiedener Verherrlichung des Christenthums zugespitzt und so einem Römischen Dichter in den Mund gelegt, dem sicherlich nichts weniger anstand, als eine solche Prophetenrolle. Vergil eignete sich ja schon wegen seiner vierten Ekloge vortrefflich dazu, in einem kirchlichen Hymnus und in der göttlichen Komödie seinen Platz zu finden; der Gedanke aber, einem Ovid Erörterungen über die Geburt des Jesuskindes von der Jungfrau, über Dreieinigkeit, Auferstehung des Fleisches und jüngstes Gericht unterzuschieben, ist durchaus barock. Dieses Pseudepigraph, mit dem Titel Liber de vetula[47], welches „zur [53] Zeit des Fürsten Vatatzes“ im Grab des Dichters bei Tomi aufgefunden sein wollte, gibt neben allen möglichen Versuchen einer „philosophischen“ Apologie der christlichen Dogmen und krassem astrologischem Aberglauben die Lehre von den sechs planetarisch bedingten Weltreligionen; der Mosaischen, Chaldäischen, Aegyptischen und „unserer Saracenischen“ sollen noch zwei andere Secten folgen, davon eine, die unter dem Mond stehende, deutlich genug als die des Antichrist gezeichnet wird, während zuletzt alle Völker unter „dem Glauben des Mercur“, d. h. dem Christenthum, sich vereinigen. Den Schluss bildet ein Gebet an die heilige Jungfrau!

Dieses wunderliche Machwerk wird schon von Roger Bacon benützt; im 14. Jahrhundert erschien eine Französische Uebersetzung und die Vorstellung von einer astrologisch begründeten heidnischen Weissagung auf den Erlöser bürgerte sich immer mehr ein, bald mit dem Namen Ovid’s, bald mit dem eines fabelhaften Griechischen Weisen verknüpft, oder auch sämmtlichen Sternkundigen des Orients untergeschoben; so spricht ein vornehmer geistlicher Chronist, der Bischof von Bisignano, Johannes von Marignola, der im Auftrag Kaiser Karl’s IV. schrieb, von der übereinstimmenden Prophezeiung aller Babylonischen, Aegyptischen und Chaldäischen Philosophen und Astrologen, sowie des Ovidius, dass eine unter der Conjunction Saturns mit Mercur geborene Jungfrau, ohne vom Manne berührt zu sein, einen Sohn zur Welt bringen werde[48]. Und wie in jenem Pseudo-Ovid [54] erschienen auch anderwärts gereimte und ungereimte Darstellungen, manchmal geradezu Handbücher der Astrologie, worin ihre Zulässigkeit und Nützlichkeit einem grösseren Publicum auseinandergesetzt wurde; in dem sogenannten Buch Sidrach heisst es, wer diese ursprünglich dem Japhet von einem Engel gelehrte Kunst üben wolle, müsse fest im Glauben an den Schöpfer, von Liebe zu Gott erfüllt, reinen und unbefleckten Herzens sein; sogar das Gebet des Astrologen ist nicht vergessen[49].

Während also der auf der Astrologie ruhende Fluch des christlichen Alterthums sich in sein Gegentheil verwandelte, verkündigten, so schien es vielen, welterschütternde Ereignisse die Macht der Gestirne in einer nicht zu überhörenden Sprache. Freilich sagt Höniger ganz zutreffend: „Mit demselben Rechte wie für die Mitte des 14. Jahrhunderts könnte man an jedem beliebigen Zeitpunkt einen Aufruhr der Natur constatiren“. Aber daran, dass schon vor dem Ausbruch der grauenhaften Epidemie des schwarzen Todes die Gemüther der Menschen unheimlich erregt waren und das Schlimmste erwarteten, hatten nicht ausserordentliche Naturerscheinungen Schuld, sondern die in den Gemüthern jenes Geschlechts vorhandene Wundersucht, welche durch Prophezeiungen aller Art und nicht zuletzt durch astrologische genährt und gesteigert wurde. Seit dem 13. Jahrhundert wirkte der Joachimismus, getragen von den schwärmerischen Minoriten, mit seiner aufregenden Apokalyptik; Arnold von Villanova verkündigte den letzten grossen Antichrist für 1316, das Weltende für 1335[50]. Und nun erschien wieder eine sogenannte [55] Toledanische Weissagung, die im Jahre 1322 alle erdenklichen Schrecknisse für 1329 aus den Sternen lesen wollte. Der Paduanische Notar Albertino Mussato erzählt, wie man schon 1328 in allen Gegenden Italiens den Beginn dieser Schrecknisse zu verspüren glaubte: man war gefasst auf pestbringende Luft und grosses Sterben, Stimmen und Seufzen vom Himmel, unerhörte Sonnenfinsterniss, Erdbeben in sehr vielen Theilen der Welt, Hungersnoth, Ueberschwemmungen, Donner und Blitz, Blutvergiessen, Untergang eines grossen Königs; nur wenige Menschen sollten überhaupt mit dem Leben davonkommen[51].

Damals trafen diese Erwartungen nicht ein; als aber seit 1348 der schwarze Tod seinen Umzug durch Europa hielt, beeilten sich vor allem die berühmtesten Vertreter der Medicin, die Hauptursache des Unheils in der grossen Conjunction des Jahres 1345 zu suchen, welche den Saturn, Jupiter und Mars im Zeichen des Wassermanns vereinigt hatte[52]. Aber auch Erschütterungen des staatlichen und gesellschaftlichen Daseins, wie die Unthaten der „Companien“, der verrufenen Söldnerbanden, oder das Erscheinen [56] der Geissler, führte man auf herrschende Constellationen zurück. Die lebhafte Polemik mancher Geschichtschreiber gegen solche Erklärungsversuche weist gerade darauf hin, dass die Zahl der Gläubigen eine nicht geringe gewesen sein wird. Dagegen nimmt der Westphälische Dominicaner Heinrich von Hervord eine ausführliche astrologische Begründung der Geisslerfahrten nebst Horoskop in seine Chronik auf. „Im Jahre des Herrn 1349,“ so beginnt diese von einem Münsterischen Schulmeister stammende Erörterung, „am 12. Tag des Monats März in der Nacht des heiligen Gregorius zur dritten Stunde nach Mitternacht trat die Sonne in das Zeichen des Widders“; diese Constellation aber „vervielfältigt die Religionen und Secten“[53].

Spätere Epidemien boten der völlig mit Astrologie durchsetzten medicinischen Wissenschaft immer neuen Anlass, die Uebereinstimmung dieser irdischen Vorkommnisse mit den Bewegungen der Gestirne, ihren kosmischen Ursprung aufzuweisen. Ein so strenggläubiger Fürst wie Karl V. von Frankreich lebte ganz in solchen Ideen; er gründete unter Zustimmung der Universität Paris ein mit astronomischen Büchern und Instrumenten ausgestattetes astrologisch-medicinisches Colleg. Vergebens erhob der geistreiche Nicolas Oresme († 1382), eine Zierde des Französischen Clerus und der zeitgenössischen Wissenschaft, seine Stimme gegen den Missbrauch der Astrologie und ihre verderbliche Beliebtheit bei den Fürsten und Grossen; vergebens kämpfte an seiner Seite ein berühmtes Mitglied der Universität, der selbst astronomisch geschulte Heinrich von Langenstein († 1397), gegen die „Conjunctionisten“ und ihr unwissenschaftliches und irreligiöses Treiben; vergebens verdammte die Pariser theologische Facultät im Jahre 1398 jenen astrologischen Determinismus, der den Einfluss der Himmelskörper nicht auf die Körperlichkeit des Menschen beschränkt, sondern auch auf das seelische und geistige Leben ausgedehnt wissen wollte[54]. Eben diese Ansicht, dass alles in dieser Welt, Leben und Tod, jede Handlung der Menschen durchaus [57] unter dem Zwang der himmlischen Einflüsse vor sich gehe, hatte einige Zeit früher ein Deutscher Kirchenfürst, Bischof Albert von Halberstadt, offen sogar vor Laien ausgesprochen[55]. Und aus jener in Frankreich geführten Polemik erfahren wir, mit welchen Gründen manchmal die Verehrer der Astrologie zu erhärten suchten, dass sie auf gut christlichem Boden stünden; man berief sich auf Gott selber, der die Geburt seines Sohnes durch eine Constellation anzeigen liess, oder wohl gar auf einen Brief über die Bedeutung der Constellationen, den Christus noch zu Lebzeiten an den Apostel Paulus geschrieben habe[56]! Nach wie vor ergaben sich nicht nur Laien der verschiedensten Stände, sondern auch hochstehende Führer und Lehrer der Kirche dem Zauber einer entschieden paganistischen, aber durch Aristoteles und seine Arabische Gefolgschaft legitimirten Weltanschauung.

Nur so erklärt sich uns die überraschende Thatsache, dass ein Mann wie Peter von Ailli seine Abhandlung von der Uebereinstimmung der astronomischen Wahrheit mit der Geschichte schreiben und jene Lehre des Albumasar von der Entstehung aller Religionen sich aneignen konnte. Dieser gefeierte Gelehrte und kirchliche Diplomat, seit 1397 Bischof von Cambrai, seit 1411 Cardinal, fand neben der Fülle von Arbeit, die ihm die brennenden Fragen des Schismas und der Kirchenreform auferlegten, immer noch Zeit, der ihm oft vorgeworfenen Beschäftigung mit astrologischer Speculation nachzuhängen. So entschieden er auch gegen die „abergläubischen Astrologen“ Front macht und die unbedingte Unterwerfung des menschlichen Willens unter den Einfluss der Gestirne bestreitet, so erscheint trotzdem in den Augen des Nominalisten, dessen Philosophie sich auf „das natürliche Licht“ angewiesen sah, die Astrologie geradezu als eine „natürliche Theologie“[57]. Es überrascht auf den ersten Blick, dass Ailli während der Vorbereitung und Einleitung des grossen Konstanzer Concils sich die Zeit nahm, wiederholt und ausführlich über die astrologische Auffassung der Weltgeschichte zu schreiben und für ihre Berechtigung einzutreten. Aber nachdem die Synode zu Pisa statt einer Beendigung des Schismas [58] die Zahl der sich bekämpfenden Päpste auf drei erhöht hatte, lag für den gewiegten Kenner der astrologischen Literatur die Versuchung doppelt nahe, über die Zukunft der schwer bedrängten Kirche sich aus der von Gott selbst herrührenden Zeichenschrift des Himmels Raths zu erholen, um so mehr als manche Stimmen bereits andauernde Friedlosigkeit und Zerstörung der Religion verkündigten[58].

Ailli, der freilich jene Ansicht Roger Bacon’s von der siderischen Bedingtheit der christlichen Religion zu widerlegen oder vielmehr einzuschränken sucht, verfasste im Jahre 1414 nicht weniger als fünf Schriften zu Gunsten der Astrologie, wovon eine ganz besonders die „Concordia astronomice veritatis et narrationis hystorice“ erweisen will und eine astrologisch construirte Uebersicht der Geschichte von der Schöpfung bis zum Abfassungsjahr gibt, nicht ohne in vorsichtiger Weise auch die kommenden Jahrhunderte zu berühren. Seinen principiellen Standpunkt bezeichnet das zwischen unbedingter Zustimmung und Verwerfung vermittelnde Urtheil, dass die Constellationen doch nicht allein vorbedeutende Zeichen, sondern auch „in gewissem Sinne“ Ursachen der kommenden Ereignisse seien[59]. Ganz folgerichtig wahrt er daher den Gestirnen ihren Einfluss auf die Entstehung und das Schicksal aller Religionen, soweit dieselben [59] sich innerhalb der natürlichen Grenzen vollziehen. Eine solche natürliche Seite habe aber neben der wunderbaren und übernatürlichen, die der Constellation nicht unterliege, auch das Christenthum, und es sei also dem Glauben keineswegs zuwider und mit der natürlichen Vernunft übereinstimmend, sich mit der Nativität Christi zu befassen, von deren Gestaltung allerdings „die natürliche Güte seiner Complexion“ abhängen konnte[60]. Der Cardinal trug kein Bedenken, seine Ansicht unter Berufung auf Albumasar und Albert den Grossen sogar von der Kanzel herab zu verkündigen, freilich nicht ohne zuletzt vor Missbrauch der Astrologie zu warnen und an „jenen höchsten Astronomen und erhabenen Schöpfer der Gestirne“ zu verweisen[61].

Auf Grund eines recht dürftigen historischen Wissens[62] versucht [60] nun Ailli sich den gesetzmässigen, mit den kosmischen Vorgängen verknüpften Gang der Geschichte klar zu machen. Gegeben war durch die Astrologie, deren Erfindung er mit Josephus den Urvätern zuschreibt, vor allem der Einfluss der uns bekannten Conjunctionen und ausserdem der sogenannten Revolutionen des Saturn, wobei auch noch die Herrschaft der einzelnen Planeten über bestimmte Länder und Völker in Betracht zu ziehen war. Die gangbaren Vorstellungen von den sechs Weltaltern und den vier Weltmonarchien, welch letztere Ailli übrigens nach dem von Hieronymus abweichenden geographischen Schema des Orosius aufführt, sollen nicht etwa ganz beseitigt werden, aber sie erscheinen doch auf die Seite geschoben über dem Bemühen, die grossen epochemachenden Ereignisse auf Erden mit der Flammenschrift des „Himmelsbuches“ in Einklang zu bringen. Seltsam genug mischt sich die transcendentale Eintheilung mit der natürlichen in dem Einfall, die vier Perioden vor und unter dem Gesetz, unter der Gnade und der Bosheit (des Antichrist) nicht nur mit den vier Lebensaltern des Menschen, sondern auch mit den vier Vierteln des Thierkreises in Berührung zu setzen; darnach ist die Jugend oder der Frühling der Welt warm und feucht, ihr Mannesalter oder Sommer warm und trocken, ihr Alter oder Herbst kalt und trocken, ihr Greisenstand oder Winter kalt und feucht. „Wie der Mensch altert durch Saturn und Mars, so wird auch diese vergängliche Welt durch jene Planeten altern und zuletzt ihren Kreislauf in dem feurigen Zeichen des Widders vollenden. Und desshalb wird sie auf Gottes Gebot durch Feuer zu Grunde gehen“[63]. Die rein astrologische Würdigung der Geschichte wird nun freilich ausserordentlich dadurch erschwert, dass neben den grössten auch die mittelgrossen und grossen Conjunctionen, neben den Revolutionen der Planeten auch die verschiedenen Zeichen des Thierkreises und die verschiedenen Triplicitäten mit hereinspielen, woraus sich natürlich ein starkes Durcheinander von Combinationen und Zeitabschnitten ergibt, ganz abgesehen von der Unsicherheit einer Rechnung, die von der Erschaffung der Welt ausgeht.

So beruhen die grössten Conjunctionen von 960 Jahren, wie [61] Ailli selbst erklärt, nur auf annähernder Richtigkeit der Daten. Sie zählt sechs solcher Conjunctionen vor der Geburt Christi, die nach der sechsten fällt; für die siebente wird das Jahr 735, für die achte das Jahr 1693 der christlichen Aera ausgerechnet[64]. Drei derselben fallen vor die Sündfluth, die vierte in die Zeit Abrahams und des Ninus, die fünfte in die Zeit des beginnenden Jüdischen Königthums, die sechste ungefähr ins Jahr 225 vor Christus, in die Zeit der Römisch-Karthagischen Kämpfe. Die Geburt Christi selbst trifft ja, wie wir bereits gesehen haben, nicht mit einer solchen Conjunction zusammen, sondern wie das Erscheinen Alexanders des Grossen, Mani’s, Muhammed’s mit den Umwälzungsperioden des Saturn. Am meisten interessirt uns die Gliederung der nachchristlichen Zeit, die nun vollends von dem hergebrachten theologischen Schema abweicht. Dabei fallt einmal die zeitliche Ausdehnung des Planeteneinflusses auf, die mit der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit zusammenhängt, den Zeitpunkt der entscheidenden Conjunctionen wirklich ganz genau festzustellen. So wird bei der siebenten grossen Conjunction von 735 „oder da herum“ u. A. neben der Einnahme Spaniens durch die Sarazenen Karl Martell, die Bekehrung der Deutschen durch Bonifacius, der bilderstürmende Kaiser Constantin aufgeführt. Zwischen der siebenten und achten müssen dann die Revolutionen des Saturn herhalten, um bedeutsame Abschnitte zu ermöglichen, die jedesmal vor oder nach Vollendung von zehn solcher Umwälzungen vermerkt werden. Da gruppiren sich z. B. um das Jahr 1189 Papst Innocenz III., die Einnahme von Constantinopel durch die Lateiner, die Bekehrung der Livländer, das Römische Concil, Kaiser Friedrich I., die Einnahme Edessas und des heiligen Grabes durch die Moslems, eine Sonnenfinsterniss, die Ermordung des Thomas Becket, der Historiker Petrus Comestor, Verfasser einer vielgebrauchten Bearbeitung der heiligen Geschichte, die Gründung der Bettelorden, der Beginn der Tatarenherrschaft. Dieses Zusammentreffen möglichst vieler merkwürdiger Thatsachen, ohne den Versuch, etwa einen beherrschenden [62] Zug jenes Zeitraumes herauszuheben, macht einen nicht minder kläglichen Eindruck als die chronologische Verschwommenheit eines Systems, welches doch vorgeblich auf naturwissenschaftlicher Grundlage ruhte. Die „res mirabiles ac miserabiles“ der neuesten Zeit übergeht Ailli, mit Ausnahme verschiedener grosser Conjunctionen des 14. Jahrhunderts, die nach seiner Ansicht zu dem Eintritt des Schismas in Beziehung stehen[65].

Die nächste (achte) grösste Conjunction berechnet er auf das Jahr 1693; nicht ganz hundert Jahre später, im Jahr 1789, vollenden sich dann wieder zehn Revolutionen des Saturn. „Wenn die Welt bis auf jene Zeiten Bestand hat, was Gott allein weiss, so werden dann grosse und wunderbare Veränderungen der Welt und Umgestaltungen eintreten, ganz besonders in Bezug auf die Religion und Secten. Denn mit der besagten Conjunction und jenen Revolutionen des Saturn wird noch eine Revolution oder Umdrehung des oberen Himmelskreises, d. h. der achten Sphäre zusammentreffen, aus welcher, wie aus den anderen angeführten Thatsachen, eine Veränderung der Secten zu erkennen ist.“ Diese Stelle Ailli’s ist in neuester Zeit zuweilen als eine zufällig geglückte Prophezeiung der Französischen Revolution aufgefasst worden, aber schon der Umstand, dass wie immer die Zeitbestimmung nur eine annähernde und überdies das Zusammenwirken dreier zeitlich getrennter Vorgänge, der Jahre 1693, 1764 und 1789 vorausgesetzt ist, schliesst natürlich selbst jene angebliche Uebereinstimmung mit dem geschichtlichen Verlaufe aus. Ausserdem bezieht sich der Ausdruck „leges et sectae“ nach Ailli’s Sprachgebrauch nicht auf staatliche und religiöse, sondern nur auf religiöse Dinge, so dass wir dem gelehrten Cardinal nicht einmal ein zufälliges Errathen künftiger Ereignisse zugestehen dürfen[66].

[63] Wenn Ailli schon zu Lebzeiten wegen eines Studiums, das weder seinem Stand noch seinem Alter gezieme, angegriffen wurde, so erreichte diese Kritik nichts Anderes, als dass er sich und seine geliebte Kunst auf das eifrigste vertheidigte[67]. Ueberhaupt vermochte weder die kirchliche Wissenschaft noch auch der erstarkende Humanismus dem Wachsthum der Astrologie zu steuern, die sich während des 15. Jahrhunderts und zumal nach der Erfindung des Bücherdrucks in immer weitere Kreise verbreitete. Wohl erging das eine und andere Urtheil gegen astrologische Speculation und Superstition, aber der Canoniker Zanino de Solcia in Bergamo, der neben anderen seltsamen Irrlehren wie Cecco d’Ascoli das Erscheinen und Schicksal Christi aus der „zwingenden Gewalt der Gestirne“ erklärte, wurde nicht verbrannt; vielmehr milderte Papst Pius II. noch den auf ewiges Gefängniss lautenden Spruch des Inquisitors. Auch der Französische Astrolog Simon de Phares, der in sehr unliebsame Berührung mit dem Erzbischof von Lyon gerieth und durch seine Berufung an das Parlament nur ein entschiedenes Verdammungsurtheil gegen seine „teuflische“ Kunst erreichte, scheint immerhin dem Aeussersten entgangen zu sein[68]. Ueberall nisteten sich astrologische Vorstellungen ein, im Kalender und in der Medicin, in den populären Weissagungen und im Sprachgebrauch des Volkes selbst.

[64] Der Dichter Hermann von Sachsenheim († 1458) prunkt mit seiner Wissenschaft von dem „grossen Jahr“ oder Weltjahr des „Astronomus“ Platon; allerdings legt er sie einem Heiden in den Mund:

„Nach sechs und drissig tusent jaren
So sicz wir aber wider hie.“

Die mit der Kaisersage zusammenhängende Prophezeiung des Gamaleon lässt ganz nach Orientalischer Anschauung die einzelnen Jahrtausende von den Planeten regiert werden; jetzt stehe man im siebenten und letzten, unter der Herrschaft des Mondes, vor dem Ende der Welt[69]. Am Tisch der Herzöge von Oels sagt 1470 einer ihrer Räthe, die Zwietracht der Gegenwart sei ein göttliches Verhängniss, „und nach der Erklärung der Astronomie wollen es die Planeten so“, was dann freilich Herzog Conrad der Schwarze nicht zugibt. Und im nämlichen Jahr beobachtet der Berner Stadtschreiber Frickart bei der Schultheissenwahl den Himmel; er fand da „böse widerwärtige Zeichen um das Gestirn dieser Stadt drohend Unruhe und Aufruhr“[70]. Frickart hat dies in sein Geschichtswerk aufgenommen, wie uns auch sonst häufig genug in den historischen Aufzeichnungen der Zeit Spuren des herrschenden Wahns begegnen, selbst bei Geistlichen, wie bei dem Lübecker Dominicaner Hermann Korner, oder dem Wiener Theologen Thomas Ebendorffer, der freilich die Astrologie mit einem Gemisch von Interesse und Misstrauen betrachtet[71]. Ueber den gleichen [65] Widerstreit kommt ja die apologetische Literatur meist ebenso wenig hinaus; so beruhigt sich Alfonso de Spina bei dem Compromiss, dass die Gestirne zwar nicht „necessarie et sufficienter“, wohl aber „dispositive et contingenter“ die Sitten der Menschen und die Zukunft beeinflussen[72].

Wenn trotzdem astrologische Einwirkungen in der Geschichtschreibung des 15. Jahrhunderts keineswegs so stark hervortreten, als man eigentlich erwarten sollte, so liegt es am nächsten, sich an die Polemik zu erinnern, welche aus den Reihen des Humanismus gegen Arabische Philosophie und Sterndeuterei eröffnet worden war. An erster Stelle ist hier Pico von Mirandola zu nennen: indem er das Unwissenschaftliche der Methode und die Unverlässigkeit der Resultate der Astrologie klarstellt, legt er das Hauptgewicht auf ihre religiösen und moralischen Consequenzen, vor welchen Gott, Freiheit und Unsterblichkeit nicht bestehen können. Jene besonders anstössige Abhängigkeit der Religionen von den Planeten wird auch von Männern wie Marsilio Ficino und Battista Mantovano auf das lebhafteste bekämpft. Die Literatur des Deutschen Humanismus bietet gleichfalls scharfe Ausfälle gegen die Astrologen, deren Berechnungen, wie Gengenbach sagt, „bim burenschů“ zuzutreffen pflegen[73].

[66] Aber wir dürfen desshalb noch lange nicht den Schluss ziehen, dass die Mehrzahl der Humanisten zumal in Italien nach Petrarca’s Vorgang die Astrologie wirklich ganz verworfen hätte. Dagegen spricht schon der Umstand, dass z. B. selbst die Polemik eines Ficino doch mit einem sehr starken Rest von astrologischem Glauben gepaart erscheint, dass der nämliche Gelehrte, der den Missbrauch der Sternkunde einzuschränken sucht, doch mit Genugthuung vermerkt, wie sowohl er als Pico unter Saturn im Zeichen des Wassermanns geboren seien. So finden wir bei dem Deutschen Konrad Celtis den seltsamsten Widerstreit zwischen scharfer Kritik und unverwüstlicher Verehrung der Astrologie[74]. Bekanntlich huldigten ihr verschiedene Mitglieder von Lorenzo’s Platonischer Akademie; Cristoforo Landino, der Commentator des Dante, verkündigte für den November 1484 wegen der Conjunction des Jupiter und Saturn eine grosse Reformation der Kirche. Ein Giovanni Pontano, ein Pomponazzi, Sterne am Himmel der Italienischen Dichtung und Wissenschaft, bewegen sich offen im astrologischen Ideenkreis. Leon Battista Alberti bringt die kirchliche Architektur des Mittelalters, Lionardo da Vinci die Entstehung [67] der versteinerten Seethiere in Zusammenhang mit dem Einfluss der Gestirne. Im Deutschen Humanismus des 16. Jahrhunderts bezeugen dann so erlauchte Namen wie Pirkheimer und Melanchthon die fortdauernde Macht der Astrologie[75]. Wir könnten vielleicht richtiger geradezu von einem Wachsthum ihres Ansehens sprechen. „Niemals,“ sagt Sprengel, „war die Astrologie ausgebreiteter, nie wurde sie als eine sehr nützliche Wissenschaft so allgemein gelehrt und erlernt, als im 16. Jahrhundert“[76].

Es ist nicht meine Absicht, diese Studie hier weiter zu verfolgen; nur ein hervorragendes Beispiel astrologischer Geschichtsconstruction soll noch seine Stelle finden, ein Beispiel aus der vornehmsten Gesellschaft des Deutschen Humanismus. Denn zu ihr müssen wir ohne Zweifel den berühmten Abt Johannes Trithemius zählen, den gelehrten Berather des Kaisers Maximilian und des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, eine Gestalt, welcher schon zu Lebzeiten der Ruf des Wunderbaren anhaftete; Trithemius, dessen Phantasie sich bis zur Geschichtsfälschung, bis zur freien Erfindung nicht vorhandener Quellen hinreissen liess, konnte sich unmöglich dem Reiz der geheimen Wissenschaften entziehen. So wenig die Betheuerungen seiner Wahrheitsliebe ihn gehindert haben, literarischen Betrug zu üben, so wenig lässt er sich durch seine wiederholte scharfe Verurtheilung der Astrologie[77] davon abhalten, eine Periodisirung der Weltgeschichte auf Grund des Planetensystems zu skizziren und dem Kaiser Maximilian zuzueignen[78] („de septem secundadeis, id est intelligentiis sive spiritibus [68] orbes post deum moventibus libellus sive chronologia mystica“). Freilich will er die von alten Philosophen und dem „conciliator medicorum“ (Pietro d’Abano) vertretene Ansicht, dass die Welt von den sieben Planetengeistern regiert werde, nur überliefern, nicht selbst behaupten, wie er auch schliesslich sich erbietet alles, was etwa dem Glauben der Kirche zuwiderlaufe, als erdichteten Aberglauben preiszugeben. Aber trotzdem entwirft er, anscheinend nicht nach einer älteren Vorlage, sein Geschichtsbild ganz nach astrologischen Grundsätzen, denn die Engel, welche er über die einzelnen Planeten setzt und je 354 Jahre 4 Monate regieren lässt, führen die Herrschaft doch durchaus im Geist ihres jeweiligen Sterns, so dass z. B. Mars Krieg und Umsturz, Venus Luxus und Wollust hervorruft. Auch die Regel, dass die bedeutendsten Wirkungen jedes Planeten nicht im Anfang, sondern erst nach der Mitte seiner Regierungszeit stark hervortreten, erinnert stark an jenen zeitlichen Spielraum, mittelst dessen die astrologische Geschichtsbetrachtung sich über die Unmöglichkeit hinweghalf, die Hauptereignisse auf Erden genau mit den entscheidenden Abschnitten der Gestirnbewegungen zusammentreffen zu lassen[79].

[69] Trithemius setzt den ersten Zeitraum der ersten grossen Periode von 2480 Jahren unter die Herrschaft des Orifiel-Saturn; es ist die culturlose „bestialische“ Zeit, worauf dann Anael, der Geist der Venus, die Anfänge verfeinerten Daseins, aber damit auch den Abfall von Gott und der „natürlichen Einfachheit“ heraufführt; Musik und Frauenliebe sind besondere Merkmale dieses Planeten. Zachariel-Jupiter lässt den Staat entstehen, Raphael-Mercur Schrift, Handel und Schifffahrt, Gabriel, der Engel des Mondes, die Städte, Michael, der Engel der Sonne, die Monarchie, während der fünfte Planet, Samael-Mars, seinem wilden, zerstörenden Charakter gemäss die Kriege hervorruft. Soweit verläuft alles in schönster Ordnung, bis auf die Sündfluth, die Trithemius erst dem Mars, dann aber mit grösserer Wahrscheinlichkeit dem Zeitalter des Mondes zutheilt. Schwieriger wird freilich die Wahrung der charakteristischen Einflüsse der einzelnen Planeten schon mit der zweiten grossen Periode (2725–245 v. Chr.). Am besten behaupten noch Orifiel-Saturn und Samael-Mars ihre Bedeutung; unter Saturn’s erster Regierung wird die Welt geschaffen, unter seiner zweiten der Babylonische Thurm gebaut, unter seiner dritten Christus geboren, während Mars erst die Sündfluth, dann die Zerstörung Trojas bringt und in seiner kommenden dritten Regierung gleichfalls wieder eine tief eingreifende Umwälzung hervorrufen wird. Das Interessanteste an der ganzen Eintheilung ist die Nothwendigkeit, in welche sich der astrologische Historiker versetzt sieht, die Erscheinung Christi aus ihrer beherrschenden Stellung in der Chronologie zu entfernen. Freilich erklärt es Trithemius für eine besonders „schöne Anordnung der göttlichen Vorsehung“ und für eine bedeutsame Bekräftigung seines Geschichtsbildes, dass der Weltschöpfung unter Saturn die Erlösung und Erneuerung der Welt unter seiner dritten Herrschaft entspreche; es sei damit gleichsam eine Rückkehr zur ursprünglichen Unschuld jenes ersten Saturnischen Zeitalters eingetreten[80]. Auch die Stiftung der Bettelorden unter der [70] dritten Regierung des Samael-Mars will Trithemius als einen Beweis dafür betrachten, dass alles nach dem Willen der Vorsehung geschehe.

Uebrigens ist ihm die Periodisirung der nachchristlichen Zeit weit besser geglückt als dem Cardinal Ailli, obwohl sich dieser mit seinen astrologischen Berechnungen ungleich viel mehr gequält hat. Die dritte grosse Periode umfasst die Jahre 245 v. Chr. bis 2235 nach Chr., und ihr erster Abschnitt erstreckt sich von den Punischen Kriegen bis zur höchsten Blüthe des Römischen Kaiserreichs unter Trajan, wobei gegen Ende besonders der Zusammenbruch des Jüdischen Staates hervorgehoben wird; erst im Jahr 1880 sollen nach der Ansicht des Verfassers die Juden ihre Freiheit wieder erlangen. Es folgt der zweite Abschnitt von 109–463 nach Chr., eröffnet mit den Christenverfolgungen, abgeschlossen durch die siegreichen Heerfahrten der Gothen, Vandalen und Hunnen, welche das Römische Reich zertrümmern. Der nächste Abschnitt (463–817) umfasst das Emporkommen der Fränkischen Herrschaft und des Islam und führt uns bis zum Reich Karls des Grossen, dessen Anfänge dann freilich Trithemius mit seiner unübertrefflichen Gedankenlosigkeit erst in die nächste Regierung des Zachariel-Jupiter (817–1171) verlegt. Sie begreift in sich die Zeit vom Verfall des Karolingischen und der Gründung des Deutschen Reichs bis auf Friedrich Barbarossa, der nach der Angabe des Trithemius von 1153–1186 die Krone trug! Hierauf tritt von Neuem Samael-Mars die Herrschaft an, deren Ende (1525) in nächster Zeit bevorsteht. In ihren Anfang fallen die Kämpfe Barbarossa’s mit den „Römischen Grossen“, das Schisma des Reichs unter Philipp und Otto, die Anfänge der Tataren. Nach einem [71] flüchtigen Ueberblick über die letzten Jahrhunderte, wobei der leichtfertige Geschichtschreiber Kaiser Friedrich II. 33 Regierungsjahre zumisst und Ludwig den Baiern die Krone von den „Römischen Päpsten“ erlangen lässt, verlegt sich Trithemius aufs Prophezeien, und zwar mit einem beinahe verdächtigen Glück. Denn er erklärt mit grosser Bestimmtheit, dass noch vor dem Jahr 1525 eine gewaltige neue Secte erstehen und die alten Religionen zerstören werde; wie unter der ersten Regierung des Mars die Sündfluth, unter der zweiten die Zerstörung Trojas eingetreten ist, so „wird diese dritte Revolution des Mars nicht vollendet werden ohne Prophetie und Stiftung einer neuen Religion“[81].

Der geheimnissvolle Ton, in welchem diese Prophezeiung vorgetragen wird, die Andeutung, dass vielleicht das vierte Thier (Daniel VII, 7 ff.) ein Haupt verlieren werde, versetzen uns in mittelalterliche Luft zurück, während im Uebrigen die Geschichtsphilosophie des unzuverlässigen Polyhistors durchaus der Renaissance angehört. Wer von den vier Weltmonarchien und von der christlichen Aera absieht, in der Urzeit dem Heidenthum gleich viel oder mehr Platz einräumt als dem auserwählten Volk, wer den ersten Menschen ein thierisch rohes Dasein zuschreibt, weder das Paradies als Anfang noch den Antichrist als Schluss des geschichtlichen Verlaufs erwähnt, der kehrt doch weit entschiedener als etwa Ailli sich von der alten kirchlichen Weltanschauung ab und man begreift jene vorsichtige Schlusswendung des Verfassers vollkommen. Woher freilich Trithemius seine auch von der landläufigen Astrologie abweichende Theorie genommen hat, wüsste ich nicht zu sagen; ich vermuthe, dass sie wesentlich das [72] Erzeugniss seiner eigenen frei spielenden Phantasie ist. Und doch bezeichnet das seltsame Büchlein des humanistischen Abts in gewissem Sinn für die astrologische Geschichtsconstruction des Mittelalters einen Abschluss. Trotz der ungeheueren Verbreitung der Astrologie im 16. Jahrhundert zeigen die hervorragenden Historiker der Zeit, selbst wenn sie wie Carion und Melanchthon dem Glauben an die Macht der Sterne ergeben waren, keine Beeinflussung ihrer geschichtlichen Arbeiten durch diesen Glauben. Nach wie vor herrscht vielmehr die verbrauchte Lehre von den Weltmonarchien, während die Ansätze zu einer naturalistischen Geschichtsbetrachtung im Geist der Antike, die genialen Winke eines Macchiavelli und Paracelsus zunächst auf unfruchtbaren Boden gefallen sind. Erst Jean Bodin hat diese neue Richtung zielbewusst verfolgt; doch während er das transcendentale Geschichtsbild der Kirche zu zerstören suchte, verirrte er sich selbst zurück auf die Abwege der Arabischen Astrologie und ihrer Conjunctionenlehre. Und er war noch lange nicht der Letzte, der Vergangenheit und Zukunft aus der Sternenschrift des Himmels deuten wollte. Aber das Fortleben astrologischer Speculation im 16. und 17. Jahrhundert darf nicht als blosser Anhang dieser Betrachtung behandelt werden; es ist ein Capitel für sich.



Anmerkungen

  1. Vgl. Aug. Comte, Cours de philosophie positive, 4. Aufl., Paris 1877, III, 280; VI, 206 ff.; hierzu W. E. Lecky, Geschichte des Ursprungs und Einflusses der Aufklärung in Europa (übers. von Jolowicz, Leipzig 1868) I, 215 f.; F. A. Lange, Geschichte des Materialismus I³ (Iserlohn 1877), 154 f. Ueber die culturgeschichtliche Bedeutung der Astrologie im Allgemeinen vgl. Schleiden, Studien (2. Aufl., Leipzig 1857) p. 224; S. Günther, Ziele u. Resultate der math. histor. Forschung (Erl. 1876) p. 124 ff.; A. Häbler, Astrologie im Alterthum (Jahresbericht des Gymn. zu Zwickau 1878/79); L. Mabilleau, Etude hist. sur la philosophie de la renaissance en Italie (Paris 1887), p. 246 ff. („L’idée maîtresse qui sert de principe à cette science illusoire est profondément et vraiment philosophique“.)
  2. Vgl. R. Poehlmann, Hellen. Anschauungen über den Zusammenhang zwischen Natur und Geschichte, Leipzig 1879; G. Ellinger, Die antiken Quellen der Staatslehre Macchiavelli’s (Zeitschr. für die gesammte Staatswissenschaft XLIV, 1888).
  3. Vgl. z. B. R. Rocholl, die Philosophie der Geschichte (Göttingen 1878) p. 40; F. X. v. Wegele, Geschichte der Deutschen Historiographie (München 1885) p. 481; O. Lorenz, die Geschichtswissenschaft I (Leipzig 1886), 221 ff.
  4. Auf die Frage, woher die Arabische Cultur ihre astrologischen Elemente bezogen habe, vermag ich natürlich nicht einzugehen. Man hat an Persischen Ursprung gedacht und in der That kennt die Sekte der Mazdakiten eine Gliederung der Weltgeschichte in zwölf Perioden, deren jede von einem Sternbild des Thierkreises beherrscht wird (Casartelli, La philosophie réligieuse du Mazdéisme sous les Sassanides, Paris 1884, p. 90). Aber auch die Secte der Mandäer, deren eigentlicher Ursprung in der altbabylonischen Religion gesucht wird (Kessler in Herzog’s Realencyclopädie IX², 217), setzt über die 7 Epochen des auf 480 000 Jahre berechneten Daseins der Erde die 7 Planeten. Ueber die Stellung des Talmud zur Astrologie vgl. Joël, Der Aberglaube und die Stellung des Judenthums zu demselben I (Breslau 1881), 93 ff.; A. Schmiedl, Studien über Jüdische, insbesondere Jüdisch-Arabische Religionsphilosophie (Wien 1869) p. 297 ff.
  5. Vgl. M. Steinschneider in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft XXVIII (1874), 627 ff.; O. Loth, Al-Kindî als Astrolog (Morgenländische Forschungen, Festschrift für Fleischer, Leipzig 1875, p. 261 ff.); A. v. Kremer, Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen, II (1877), 448 f.; Notices et extraits des manuscrits de la bibliothèque imp. XX. 1, 205 ff.
  6. Vgl. Steinschneider in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft XXV, 395 Anm. 1; XXVIII, 629; 632.
  7. Vgl. F. Wüstenfeld in den Abhandlungen der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften XXIX (1882), 26 ff.; F. de Rougemont, Les deux Cités I (Paris 1874), 415; A. v. Kremer, Ibn Chaldûn und seine Culturgeschichte der Islamischen Reiche (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, phil.-hist. Classe XCIII, 1879, p. 581 ff); seine scharfe Polemik gegen die Astrologie, die er als religions- und staatsfeindlich, sowie als unwissenschaftlich brandmarkt, in den Notices et extraits XIX. 1, 231 ff.; XXI. 1, 240 ff. Allerdings bemerkt über seine guten Grundsätze der Geschichtschreibung Wüstenfeld: „Schade, dass er sie selbst nicht befolgt hat“.
  8. Vgl. A. Hilgenfeld, Die Ketzergeschichte des Urchristenthums (Leipzig 1884), p. 18; 63; 151 f.; 265; 314; 507; 521.
  9. Vgl. Origenes, Contra Celsum lib. V. (Migne, Patrol. graeca XI, 586 f.); Commentar. in Genesim cap. I, 14 (ebd. XII, 51 ff.); Contra haeres. lib. IV. (ebd. XVI, 3055 ff.); Tertullianus, Apol. adv. gent. cap. 35; De idololatria cap. 9 (Migne, Patrol. latina I, 459; 672); Lactantius, Divin. institut. lib. II, 17; Epit. c. 28 (ebd. VI, 336; 1036); auf der Polemik des Origenes basiren grösstentheils Ambrosius, Hexaemeron lib. IV, 4 (ebd. XIV, 206 ff.), Basilius der Grosse, Homil. VI. in hexaem. (Patrol. gr. XXIX, 127 ff.), Procopius von Gaza (ebd. LXXXVII, 91 ff.). Vgl. auch Joh. Chrysostomus, In Matth. homil. VI. (ebd. LVII, 61 ff.); Augustinus, Confess. IV, 4 ff.; V, 4 ff.; VII, 8 ff.; de Civitate Dei V, 1 ff.
  10. Vgl. Redepenning, Origenes’ Leben II, 350; O. Zöckler, Gesch. der Beziehungen zwischen Theologie und Naturwissenschaft I (1877), 163; 239.
  11. Vgl. Flav. Josephus, Antiquit. Jud. VII, 2. VIII, 2 (ed. Niese I, 108; 167); citirt z. B. bei Isidor von Sevilla, Etymolog. III, 25. Dagegen lässt Georgius Cedrenus den Abraham in Aegypten die Astrologen ihres Wahnglaubens überführen (Corpus histor. Byzant. III a, 53 ff).
  12. Vgl. Tertull., De idololatria cap. 9; Isidor von Sevilla, Etymol. VIII, 9; Alkuin, De dialectica (Patrol. lat. CI, 464); Ivo v. Chartres, Panormia VIII, 66 (ebd. CLXI, 1319); Johannes von Salisbury, Policraticus I, 12. Auch nach der Ansicht mancher Valentinianer hätte der Stern bei der Geburt Christi „das Ende des bisherigen astralen Fatalismus“ bedeutet. Hilgenfeld p. 514.
  13. Vgl. Maury, La magie et l’astrologie dans l’antiquité et au moyen-âge (4. Aufl., Paris 1877) p. 104 Anm. 4; die dort angeführten, zum Theil nicht richtig datirten Synodalbeschlüsse beziehen sich auf blosse Divination („auguria, sortes, incantatores“), während die astrologische Speculation begreiflicherweise von verschiedenen Spanischen Synoden (Toledo 446, Braga 563, Hefele, Gesch. der Concilien II, 289 f., III, 14) bekämpft wird. Ferner Wasserschleben, Die Bussordnungen der abendländischen Kirche (Halle 1851); Schmitz, Die Bussbücher und die Bussdisciplin der Kirche (Mainz 1883); die Behauptung p. 234, die mathematici würden niemals auf Fränkischen Synoden erwähnt, ist durchaus nicht richtig. Ratherius von Verona stellt (Praeloquiorum lib. I, 4, Patrol. lat. CXXXVI, 152) die mathematici als Schlangenbeschwörer neben die Psylli und Marsi. Dagegen zeigt Liudprand von Cremona einmal (Antapodosis I, 11) eine scherzhafte, der spätlateinischen Komödie Querolus entnommene Verwendung astrologischer Kunstausdrücke, die er aber einem Byzantiner in den Mund legt.
  14. Vgl. Origenes im Genesiscommentar (s. o.); Augustin, De civ. dei XVIII, 54.
  15. Vgl. z. B. die Vita Hludowici Imp. von dem sogen. Astronomen (Mon. Germ. SS. II, 642 f.; 646 f.); Rodulfus Glaber III, 3; 9; IV, 9; V, 1; 3); die Beispiele liessen sich ohne Mühe häufen. – Ueber die Astrologie bei den Byzantinern vgl. J. H. Krause, Die Byzantiner des Mittelalters (Halle 1869), p. 396 ff. Die berühmten Orakelverse Kaiser Leo’s VI., des „Philosophen“, die Gibbon auf Astrologie zurückführt, lassen allerdings in dem Text bei Migne, Patrol. Gr. CVII, 1121 ff. davon nichts merken. Wenn aber Byzantin. Geschichtschreiber des 10. Jahrh. davon sprechen, dass „Astronomie und Weissagung“ bei den Persern noch in Blüthe stehen sollen (Corpus scriptorum hist. Byzant. XXIX c, 111; 626), so war diese Blüthe damals auch in Konstantinopel selbst zu beobachten ; vgl. z. B. über Nikephoros: Leo Diaconus, Hist. IV, 6; X, 6 (ebd. XVI, 64; 168 f.). Eine Weissagung, welche die Dauer der Sarazenenherrschaft auf 336 Jahre berechnet, bei Leo Grammaticus (ebd. XVII, 152 f.). Scharfe Bekämpfung der offenbar auch in Byzanz zunehmenden Bedeutung der Astrologie z. B. bei Anna Comnena († 1148, ebd. VII a, 290 ff.), und namentlich bei dem Staatsmann, Theologen und Historiker Nicetas Choniates († nach 1206, vgl. Migne, Patrol. gr. CXXXIX, 381; 432 f.; 572; 1343 ff.).
  16. Vgl. Ordericus Vitalis, Hist. eccl. V, 4; IX, 2; über die angebliche Weissagung der Mutter des Emirs Kerboga vom Sieg der Christen (1098): Anonymi Gesta Francorum et aliorum Hierosolymitanorum (ed. Hagenmeyer, Heidelberg 1890) XXI, 9 (p. 327 ff.). Abt Guibert von Nogent sagt in seinen Gesta Dei per Francos: „scientia scilicet astrorum, quae quo apud Occidentales tenuior extat et rarior, eo apud Orientales, ubi et originem habuit, continuo usu ac frequenti memoria magis fervere cognoscitur“ (Recueil des hist. des croisades. Hist. occidentaux. IV, 246; vgl. auch III, 814; IV, 193).
  17. Vgl. Honorius Augustodunensis, Libellus de libero arbitrio (Pez, Thesaurus anecdotorum II, 1, 237 ff.; Hildebertus von Le Mans (Tours), Mathematicus (unvollendetes Gedicht, Migne, Patrol. lat. CLXXI, 1365 ff.); Johannes Saresberiensis, Policraticus I, 12; II, 18–20; 24–26.
  18. Vgl. Jourdain, Recherches critiques sur l’âge et l’origine des traductions latines d’Aristote, Paris 1819; Renan p. 200 ff; V. Rose, Ptolemäus und die Schule von Toledo (Hermes VIII, 1874, p. 327 ff.). Ueber Spanische Astrologen Jüdischen Stammes, wie Abraham ben Chijja und Abraham ibn Esra (12. Jahrh.) vgl. G. Karpeles, Gesch. der Jüd. Literatur (Berlin 1886), p. 499; 531 ff.; Steinschneider in der Zeitschr. der Deutsch-Morgenländischen Gesellschaft XVIII, 123; 161; Zeitschrift für Mathematik und Physik XII, Literaturzeitung p. 1 ff.
  19. Vgl. Ritter, Gesch. der Philosophie VIII, 130 ff.; 161; E. Renan, Averroès et l’Averroisme, 3. Aufl., Paris 1866; H. Reuter, Gesch. der relig. Aufklärung im MA. II, 49 ff.; F. A. Lange, Geschichte des Materialismus I³, 153 f.; 175 f.; K. v. Lasswitz, Gesch. der Atomistik I (1890), 171 ff.
  20. Vgl. Reuter II, 128 ff.; K. Werner in den Wiener Sitzungsberichten LXXV (1873), 130 f.; 161. Nach einem altarabischen Völkerhoroskop gehörte Rom der Sonne, Arabien der Venus; vgl. Morgenl. Forschungen a. a. O. p. 286.
  21. Vgl. Rigordus, De gestis Philippi Augusti Francorum regis, bei Bouquet, Recueil des historiens des Gaules XVII, 22 f.; vgl. ebd. 67 f.; 363 f.; Vincentius von Beauvais, Speculum historiale XXIX, 41. Der Erzbischof von Canterbury schrieb desshalb ein dreitägiges Fasten aus, Bouquet XVII, 666; hiezu Zeitschr. der Deutsch-Morgenl. Ges. XXIX, 164. Ein Beispiel von 1239 bei Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora III, 538.
  22. Bouquet XXIII, 138: beim Aufhören einer Ueberschwemmung 1236 wird dem Urtheil der Astrologen, „qui opus gratiae voluerunt attribuere naturae“, die kirchliche Auffassung entgegengesetzt.
  23. Vgl. H. Ch. Lea, A hist. of the inquisition of the middle ages III (New-York 1887), 438 ff.
  24. Vgl. Renan p. 267 ff.; Reuter II, 165 ff.; 349 ff.
  25. Vgl. Renan p. 301 ff.; H. Hettner, Italienische Studien (1879) p 107; 143.
  26. Renan p. 236 ff.; K. Werner, Thomas von Aquino II, 236 ff.; 286 ff.; Wiener Sitz.-Berr. LXXIV (1873), 337 f.; selbst ein so heftiger Bekämpfer des siderischen Determinismus wie Wilhelm von Auvergne will doch den Planeten eine Beeinflussung der Temperamente, allerdings nur im guten Sinn, gewahrt wissen, ebd. 335 f. Ueber die Bevorzugung des Commentators Averroes bei Thomas vgl. auch Ehrle im Archiv für Lit. und Kirchengesch. des MA. V (1889), 607. Vincentius von Beauvais formulirt im Speculum naturale III, 34 seine Ansicht dahin: „Sic ergo secundum quod animus hominis inclinatur et dependet ad naturam et complexionem, sic etiam habet in eo vim constellatio, videlicet secundum quid et non simpliciter; aliter enim periret casus et liberum arbitrium et consilium“.
  27. „Speculum astronomiae, in quo de libris licitis et illicitis pertractatur“ (Alberti Magni Opera V, Lyon 1651, p. 686 ff.); die schon frühzeitig gegen Albert’s Autorschaft erhobenen Bedenken (vgl. Janus, Zeitschr. für Gesch. und Lit. der Medicin I, 1846, p. 138), sucht J. Sighart, Albertus Magnus (Regensburg 1857), p. 341 ff. zurückzuweisen; vgl. auch Jourdain in der Revue des quest. hist. XVIII, 139; Steinschneider in der Zeitschrift für Mathematik und Physik XVI, 357 (über die benützten Autoren); der Letztere erklärt sich dann gegen die Autorschaft Albert’s, aus dessen Zeit die Schrift jedoch stamme, in der Zeitschr. der Deutsch-Morgenl. Gesellsch. XXV, 386.
  28. Vgl. E. Charles, Roger Bacon (Paris 1861), p. 46 ff.; H. Siebert, R. Bacon (1861) p. 47 ff.; Saisset in der Revue des deux Mondes II, 34 (1861), p. 369.
  29. Vgl. Revue des questions histor. XXVI (1891), 124 f.
  30. J. Burckhardt, Die Cultur der Ital. Renaissance II³ (Leipzig 1878), 279; Jourdain in der Revue des questions historiques XVIII (1875), 138. Bei dem hervorragendsten Römischen Astrologen, Julius Firmicus Maternus, findet sich (Matheseos lib. III, 1) allerdings auch ein Horoskop der Welt und eine ganz oberflächliche Gliederung der Menschengeschichte, die sich aus der von Saturn beeinflussten rohen Urzeit bis zu der schliesslichen Verfeinerung und sittlichen Verschlechterung unter Mercur entwickelt, indem fünf Planeten (ohne die Sonne) der Reihe nach mit dem Mond in Conjunction treten; vgl. Häbler p. 35 f. Von einer Einwirkung dieser Theorie auf das frühere Mittelalter ist mir bisher nichts bekannt.
  31. Renan p. 208 ff.; Reuter II, 271 f.
  32. Vgl. Burckhardt II³, 283 f.; M. Jähns, Gesch. der Kriegswissenschaften I, 281; 360; ein frühes Beispiel aus dem 12. Jahrh. bei Hugo Falcandus (Muratori, Rer. italic. scriptores VII, 295).
  33. Ueber Bonatti, der nach dem Urtheil des Dantecommentators Rambaldi da Imola seine Wissenschaft so klar darstellte, „quod visus est velle docere feminas astrologiam“, vgl. neben der Monographie von Boncompagni (Della vita e delle opere di G. B., Rom 1851), Burckhardt a. a. O. 348 f.; Perrens, Hist. de Florence I, 545 Anm. 3; C. Sutter, Johann v. Vicenza (Freiburg 1891), p. 86 ff.; Zeitschr. der Deutsch-Morgenl. Gesellsch. XVIII, 189 ff. (wo Steinschneider die Ansicht vertritt, auch dieser „Fürst der Astrologen“ habe nur nach Uebersetzungen, nicht nach Arabischen Urtexten gearbeitet; bezeichnend ist es jedenfalls, wenn Bonatti von Abu Maschar sagt: „qui flos Latinorum, licet studuerit Athenis“, de astron. tractatus X, Basel 1550, col. 631). Die Stelle von der Stundenwahl Christi im Tractatus electionum cap. 1, ed. Basil. col. 386; über die „fatui intunicati“ und seinen besonderen Feind, den Dominicaner Johann v. Vicenza ebd. 18; 190; 210 f.; gegen die theologischen Widersacher col. 5: „Et potest eis dici, quod ipsi etiam nesciunt totam theologiam, nihilominus tamen praedicant tota die. – – – Non enim potest sciri de astronomia ita parum, quin sit multum respectu eius, quod potest sciri de theologia. Maius enim est prima causa respectu coeli quam sit coelum respectu grani sinapis, et astrologus scit de coelo plus quam granum sinapis, et ipsi nesciunt [!] de Deo respectu ipsius, quantum est granum sinapis respectu coeli. Restat ergo, quod astrologi sciunt plus de astronomia quam ipsi de theologia; multo fortius igitur possunt iudicare quam ipsi praedicare“. Die Prophezeiung B.’s über den künftigen Untergang der Bettelorden citirt schon Tiraboschi VII, 287. Pico von Mirandola sagt in seinen Disput. in astrologiam II, 5: „Mitto, quam temerarie, quam blaspheme de divina Francisci familia loquatur et divini amoris miraculum Martis opus fuisse fabulatur“. B. berührt die siderische Abhängigkeit der Religionen („Secten“) mehrfach, z. B. col. 100 (Saturn und das Judenthum); eine für die von der Römischen Kirche anerkannten Orden verhängnisvolle Constellation ist angeführt col. 601.
  34. Vgl. G. Libri, Hist. des sciences mathém. en Italie II, 53 f.; E. Renan, Averroès³ p. 322 ff.; Mabilleau, Etude hist. sur la philos. de la renaissance en Italie (Paris 1881), p. 91 ff. Im Etat für die verschiedenen Fächer an der Universität Florenz erscheint der Lehrstuhl der Astrologie meist neben den Hauptdisciplinen ziemlich bescheiden dotirt (so z. B. 1451 neben 440 fl. für bürgerliches, 300 für kanonisches Recht, 350 für Rhetorik und Poesie: für Astrologie 40 fl.; immerhin doppelt soviel als für Institutionen oder Logik), vgl. Gherardi, Statuti della università di Firenze (Documenti di storia ital. VII, Flor. 1881, p. 261; auch sonst zu vgl.); unter den astrol. Professoren erscheint auch ein Bischof von Philadelphia aus dem Dominicanerorden, p. 294. Ueber Professoren der Astrologie an der Universität Piacenza vgl. Muratori XX, 940.
  35. Scharfe Verurtheilung in den Annales S. Justinae, Mon. Germ. SS. XIX, 166 f.; 170 (dominus igitur sit nobis adiutor, et non timebimus, quid nobis faciant Mars, Jupiter et Saturnus); 175; vgl. Muratori, Script. rer. ital. VII, 83; 90; 149; IX, 660; XV, 329; eine gewisse Hochachtung vor den „Philosophen“ (Astrologen) mit Missbilligung von Ezzelino’s Aberglauben verbunden bei Guil. Ventura von Asti, ebd. XI, 153; 155; 156 f.
  36. Vgl. Mon. Germ. SS. XIX, 73; 85; 137 f.; die Kritik des Rolandino wiederholt später (15. Jahrh.) der Mediciner und Chronist Jacobus Malvegius von Brescia, Muratori XIV, 930 ff.
  37. Vgl. Chronica fratris Salimbene Parmensis (Parma 1857), p. 169 f.; 176 ff.; 284; 301 ff.
  38. Vgl. Tiraboschi X, 132 ff.; Filippo Villani, le vite d’uomini illustri fiorentini (ed. 1847, p. 48; 122 f.).
  39. Diese Vertheilung der Länder, Völker und Städte unter beherrschende Gestirne geht auch schon ins Orientalische Alterthum zurück (vgl. die Polemik hiegegen bei den Kirchenvätern und z. B. auch beim Pseudo-Bardesanes, Fragmenta histor. graec. V, 2 (Paris 1872), p. 81 ff.) und wird von den Arabern aufgenommen, vgl. oben S. 37 Anm. 2.
  40. Nach den obigen Ausführungen kann man wohl kaum mit Burckhardt II³, 286, und G. Voigt, Wiederbelebung des klass. Alterthums I² (Berlin 1880), 75 Anm. 1 den Giov. Villani als einen ernstlichen Gegner der Astrologie bezeichnen; dass mit seiner Betonung der göttlichen Allmacht und menschlichen Willensfreiheit, die „andächtige und gläubige“ Vertiefung in astrologische Forschungen im Widerspruch steht, wird übrigens schon bei Burckhardt in den Anmerkungen (II³, 350) hervorgehoben.
  41. Die berühmte Stelle im „Conciliator differentiarum“ lautet vollständig (nach der Venetianer Ausgabe von 1476, diff. 9, fol. 67): „Ex coniunctione namque Saturni et Jovis in principio Arietis, quod quidem circa finem 960 contingit annorum, tunc enim secundum ascendens coniunctionis dominum eius, secundum etiam locum coniunctionis eorum ex domibus aut secundum fortunas vel infortunas locum ascendentis et coniunctionis aspicientes, variatur non solum natura humana fortitudine aut debilitate, longevitate aut e contrario: immo et totus mundus inferior commutatur, ita quod non solum regna, sed et leges et prophete consurgunt in mundo, significative saltem seu casualiter in quibusdam, volentes prioribus, q. neglectis reliquas condere, sicut apparuit in adventu Nabuchodonosor, Moysis, Alexandri Magni, Nazarei et Machometi“. Weiterhin spricht er von den mitteren und kleineren Conjunctionen der 240, 60 und 20 Jahre; vgl. oben Giov. Villani! Ueber Pietro d’Abano vgl. Tiraboschi X, 97 ff.; Renan p. 326 f.; Burckhardt II³, 9; 75; Lea III, 440 f.; hier wird zu der obigen Stelle beigezogen: „Albumasar de magnis coniunctionibus“ Tract. III, diff. 1 (Augsb. 1489), wo ich aber nichts hieher Gehöriges finden kann; dagegen möchte ich zum Vergleich folgende Stelle aus Album. Tract. II, diff. 8 (fol. D 6) anführen; „quia complete sunt 10 revolutiones Saturni in diebus Daribindar, fuit apparitio Alexandri filii Philippi nobilis et remotio vicis Persarum; et quia complete sunt ei 10 revolutiones alie ex revolutione sua, apparuit Jesus filius Marie, super quem fiunt orationes, cum permutatione secte; et quia complete sunt 10 revolutiones alie ex revolutione sua, apparuit Meni et venit cum lege, que est inter paganos et Nazarenos; et quia complete sunt 10 alie revolutiones ei ex revolutione sua, venit propheta cum lege in aurorum [!] manifesta“. Ich will damit nicht sagen, dass P. d’Abano seine Stelle gerade diesem Text des Albumasar entnommen habe, aber aus einer ähnlichen Arabischen Vorlage stammt sie jedenfalls, entweder wörtlich oder verarbeitet. – Ueber Pietro als Mediciner vgl. H. Haeser, Lehrb. der Gesch. der Medicin I³ (Jena 1875), 703 f.; über seine philosophische Bedeutung Mabilleau p. 92 ff.; 110; 252 ff.
  42. Vgl. Tiraboschi X, 110 ff.; E. Frizzi im Propugnatore X, 1 (Bol. 1877), 468 ff.; P. Scheffer-Boichorst, Aus Dante’s Verbannung (Strassburg 1882), p. 60 ff.; Lea III, 441 ff.; 655 ff.; Döllinger, Beiträge zur Sektengesch. II (München 1890), 585 ff.
  43. Die Stelle über Fortuna: Inf. VII, 67 ff.; über den Einfluss der Gestirne: Purg. XVI, 67 ff.; über die himmlischen Intelligenzen: Parad. VIII, 97 ff.; (vgl. auch Convito II, 6; ebd. 14 wird Albumasar citirt); über Averroes und die Astrologen: Inf. IV, 144; XXI, 115 ff. Vgl. Burckhardt II³, 270; K. Witte, Danteforschungen II (1879), 173 ff.; über Dante’s Hoffnung auf eine die von ihm angekündigte grosse Umwandlung befördernde „Wendung der Gestirne“ Döllinger, Akadem. Vorträge I, 100 f.; 115; Weissagungsglaube und Prophetenthum (histor. Taschenbuch V, 1, 1871) p. 315 f.
  44. Vgl. L. Geiger, Petrarca (Leipzig 1874) p. 87 ff.; 267 Anm. 11; Koerting, Gesch. der Literatur Italiens im Zeitalter der Renaissance I (Leipzig 1878), 311; II (1880), 370.
  45. Vgl. R. Schröder, Glaube und Aberglaube in den altfranzösischen Dichtungen (Erl. 1886) p. 112 ff.; von Deutschen Dichtern vgl. z. B. Wolfram von Eschenbach, Parcival V, 454; 489 ff.; 782; Ulrich von Eschenbach, Alexander (Bibl. des literar. Vereins LXXXIII, 222 ff.); über Pseudokallisthenes und die Alexandersage des MAs. J. Zacher, Pseudokall. (Halle 1867) p. 113 ff.; P. Meyer, Alexandre le Grand I u. II (Paris 1886).
  46. Vgl. die Ausgabe von Pfeiffer I (1862), 48 ff. Auch die heilige Hildegard († 1079) verwendet übrigens schon vielfach die Planeten (Migne, Patrol. lat. CXCVII, 403 ff.; 751 ff.; 775 ff.). Der Englische Dominicaner und Professor Robert Holkoth († 1349) verfolgt in seinen „praelectiones in librum Sapientiae regis Salomonis“ (Ausg. 1586, lectio 61) den mit der Sonne verglichenen Christus auf seinem Wege durch die zwölf Zeichen des Thierkreises: Zur Zeit des Paradieses stand die Sonne der Welt im Widder, um mit der Austreibung der ersten Menschen in das Zeichen des grimmen Stieres, mit der Menschwerdung als „germanus hominis“ in das Zeichen der sich umarmenden Zwillinge zu treten u. s. w. Den Schluss dieser seltsamen Allegorie bildet der Eintritt in das Zeichen der Fische am jüngsten Tag! Noch charakteristischer ist freilich die bekannte Stelle in dem Schreiben der Cardinäle zu Perugia an den neugewählten, in Frankreich weilenden Papst Clemens V. vom 8. Juni 1305: „In sede Petri residebitis fortior, lucebitis clarior – – –. In sua namque domo est unusquisque planeta potentior“. Natürlich begegnen astronomische und astrologische Kenntnisse neben vielen anderen im Meistergesang; vgl. z. B. Heinrich v. Meissen (Frauenlob, Ausg. Ettmüller 1843) p. 13; 207 f.; K. Bartsch, Meisterlieder der Kolmarer Handschrift (Bibl. des lit. Vereins LXVIII) p. 63; 225; Michel Beham im Cod. germ. Monac. 291, fol. 243 b ff.; 298 b. In eine ganz astrologische Atmosphäre geräth man bei dem dichtungsbeflissenen Rath Karl’s IV., Heinrich v. Mügeln, vgl. Schröer in den Wiener Sitzungsberr. LV (1867), 454; 474; 478 ff.; Steinmeyer in der Allg. Deutschen Biogr. XXII, 454 f.
  47. „Ovidii Nasonis Pelignensis de Vetula libri III“ (zuerst gedr. Rom um das Jahr 1470; mir lag die Kölner Ausgabe von 1479 vor; vgl. Grässe, Trésor de livres rares V, 80), mit einer „prefatio sive argumentum Leonis protonotarii sacri palacii bizantei sub Vatachio principe“. Es lag nahe, in diesem Protonotar Leo, der das Buch in Konstantinopel auf Befehl des Vatatzes (!) veröffentlicht haben will, den Verfasser zu suchen (vgl. P. Leyser, hist. poetarum et poematum medii aevi, Halle 1721, p. 2089); auch an einen gewissen Pamphilus Maurilianus ist gedacht worden (vgl. Fabricii Bibl. lat. ed. Ernesti I, 465; hiezu Grässe, Lehrbuch III, 1092; Bartsch, Albrecht von Halberstadt p. x f.) sowie an Hermann den Lahmen. Letztere Vermuthung von Bartsch (Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittelalter, Quedlinburg 1861, p. viij) beruht aber auf einem Irrthum, denn nicht in der von ihm angeführten Handschrift zu Montpellier, sondern nur in einer sie betreffenden Anmerkung des Catalogue général des Mss. des bibl. publ. des départements I (Paris 1849), 433 ist gesagt, der neben der Vetula in der Handschrift enthaltene „liber de rythmomachia“ werde von Trithemius dem Hermann zugeschrieben, was aber gleichfalls eine Verwechslung ist. Der Katalog notirt nun allerdings zu der Prefatio der Vetula, sowie zu einem Introitus ad Vetulam jener Handschrift: „XIIe siècle“, doch wird sich diese Bestimmung nicht halten lassen gegenüber den sonst bekannten Handschrr. der Vetula, die nach Cocheris’ Mittheilung nicht über das 13. Jahrh. zurückgehen, und vor allem gegenüber den inneren Merkmalen des Gedichts, die auf das 13. Jahrh. weisen (Kenntniss des Abacus von Fibonacci!). Endlich hat H. Cocheris, der eine Französische Uebersetzung der Vetula aus dem 14. Jahrh. herausgab („La Vieille ou les derniers amours d’Ovide, poëme Français du 14e siècle, traduit du latin de Richard de Fournival par Jean Lefèvre“, Paris 1861), den Kanzler der Kirche zu Amiens Fournival, der auch sonst Ovid nachzuahmen suchte, als Verfasser unseres Pseudepigraphs nachgewiesen. Uebrigens wurde die Autorschaft Ovid’s schon frühzeitig angezweifelt. So sagt Robert von Holkoth († 1349) in seinen Praelectiones in librum Sapientiae regis Salomonis (lect. 61): „An sit liber Ovidii, deus novit“; vgl. Gobelinus Persona, Cosmodromium IV, 10 (Meibomius, Script. I, 132 f.): Peter von Ailli, Tractatus de legibus et sectis cap. 4: „bene consideranti perspicuum est, librum illum non ab Ovidio, sed ab alio longe post adventum Christi fuisse scriptum“); Pico della Mirandola, In astrologiam disp. I (Opp. ed. Basil. 1561, I, 419). Aber noch im 16. Jahrh. gab es Stimmen, die sich zu Gunsten der Echtheit hören liessen (vgl. Meibomius I, 351 Anm.; Krause in den Jahrbb. des Vereins für Meckl. Gesch. XLVII, Schwerin 1882, p. 111 ff.). Dass der Verfasser „mit Abumaschar’s Kuh pflügt“, bemerkt ganz richtig Joh. Friedr. Mayer in seinen „Disputationes tres, utrum fata religionum, regionum et urbium dependeant ab astris“ (Hamburg 1700), wo aber II, 3; 5 irrig Pseudo-Ovid’s „nostra fides“ unter der Venus (Islam), die doch als eine monotheistische und sinnliche Paradiesesfreuden verheissende charakterisirt ist, als Römische Religion, die kommende Religion des Mondes (Antichrist) als Islam gedeutet wird.
  48. Vgl. Konrad von Megenberg, Das Buch der Natur, ed. Pfeiffer (1861), p. 61; Reinfrid von Braunschweig (Bibl. des literar. Vereins CIX, 1871) Vers 18 630 ff.; 21 314 ff. (der Grieche „Savilôn“ als astrolog. Prophet); Chronicon Johannis Marignolae (Dobner, Monum. hist. Boemiae II, 253; vgl. auch 106).
  49. Ueber das Buch Sidrach („filosofo et astrologo che visse 857 dopo la morte di Noe“, heisst es in einer Hs.) vgl. Opuscoli di autori siciliani XII, 138 ff.; Bartoli, Il libro di S. testo inedito del sec. XIV, Bologna 1868. Ferner gegen Ende des 14. Jahrh. John Gower, Confessio amantis, deren 6. und 7. Buch ausführliche Erörterungen über Magie, Alchemie und Astrologie enthalten (Ausgabe London 1857, Bd. III; u. a. p. 109 ff. die Vertheilung der verschiedenen Länder unter beherrschende Planeten). Dagegen behandelt der grösste Dichter dieser Zeit Chaucer, obwohl er selbst eine Abhandlung über das Astrolabium schrieb, in den Canterbury Tales und auch sonst (Legenda Hypermnestre) die Astrologie entschieden mit Ironie. Ueber die Skepsis Wiclif’s, („in speculacione talium theologizant speculativi inaniter“), vgl. Joh. Wyclif Tractatus de benedicta incarnacione (London 1886), p. 140.
  50. Vgl. Döllinger, Weissagungsglaube und Prophetenthum (Histor. Taschenbuch V, 1 (1871) p. 337 f.).
  51. Vgl. über den Umlauf der Prophezeiung in Italien Alb. Mussatus, Ludovicus Bavarus (Böhmer, Fontes I, 183 f.), in Böhmen Chronicon Aulae Regiae II, 22 (Fontes rer. austr. I, 8, 464 ff.). Das Nichteintreffen astrologischer Vorhersagungen vermerkt wiederholt Johannes von Winterthur (Ausg. von G. v. Wyss, Zürich 1856) p. 104; 220 f. Eine Prophezeiung der Astrologen von Paris und Montpellier vom Jahr 1342 (für 1344), die aber nicht eintraf, gibt der Prager Domherr Franz in seiner Fortsetzung der Königsaaler Chronik (Fontes rer. austr. I, 8, 568); derselbe zeigt sich trotzdem mehrfach als einen eifrigen Anhänger und Kenner der Astrologie, vgl. p. 560 ff.; 583 f. („eodem anno [1345] currente et virtute constellationis regnante“ u. s. w.); 594 ff. (über den schwarzen Tod 1348), während sein Vorgänger Peter von Zittau gelegentlich jener Prophezeiung von 1322 (s. o.) die Astrologen auf das Schärfste kritisirt.
  52. Vgl. gegen die früher von Hecker vertretene und auch noch bei Haeser, Lehrb. der Gesch. der Medicin III³ (1882), 98; 105 ff. grösstentheils festgehaltene Auffassung von der Einleitung der Epidemie „durch die heftigsten Erschütterungen der Erde und des sie umgebenden Luftkreises“ R. Hoeniger, Der schwarze Tod in Deutschland, Berlin 1882, p. 49 ff.; 141 ff.; ebd. p. 149 ff. das Gutachten der Pariser medicinischen Facultät und ein Theil der Schrift von Chalin. Ueber die astrologische Erklärung bei Simon von Covino und dem Leibarzt des Papstes Guy de Chauliac vgl. Haeser III³, 101 f.; 175 f. Neben der früher erwähnten Polemik des Matt. Villani gegen die Astrologen vgl. auch Böhmer, Fontes I, 474. IV, 261; Script. rer. Pruss. V, 622.
  53. Henricus de Hervordia, Chronicon (ed. Potthast 1859), p. 282 ff.
  54. Vgl. Ch. Jourdain, Nic. Oresme et les astrologues de la cour de Charles V, in der Revue des questions hist. XVIII (1875), 136 ff.; O. Hartwig, Leben und Schriften Heinrich’s von Langenstein Marburg 1858) I, 25 ff.; II, 26 f.; d’Argentré, Collectio iudiciorum I, 2, 154 ff., wonach die Angabe bei Lea III, 438 zu berichtigen ist.
  55. Vgl. d’Argentré, Collectio iudiciorum I, 1, 391 f.; Lea II, 392.
  56. Hartwig a. a. O. I, 29; 34 Anm.
  57. Vgl. P. Tschackert, Peter von Ailly (Gotha 1877), p. 41; 303; 329; Zöckler I, 462 ff.; 510 f.
  58. Petrus de Alliaco, De concordia astron. veritatis et narrationis hystorice cap. 59: „Et nihilominus secundum aliquos astronomos prenosticatum est ex figura celi anni presentis [1414], quod retrogradatio Jovis in primo principio anni in prima domo significat destructionem religionis et pacem in ecclesia adhuc non firmari; sed deus est ille vere sapiens, qui solus dominatur astris“. Elucidarium cap. 10: die Vereinigung von Sonne, Jupiter und Saturn im Scorpion 1365 bezogen „aliqui“ auf das gegenwärtige Schisma, „quia istud signum semper est inimicum religioni“. Dagegen von der Conjunction des Jahres 1405: „hanc quidam reputant facere per terminationem scismatis et unione(m) ecclesie propter coniunctionem duorum superiorum in Aquario, in cuius triplicitate sumus, quia fit per hanc coniunctionem reditus ad signum triplicitatis aeree, licet immediate precedens fuerit in Scorpione, que pretendebat scisma, sed cum tarditate et difficultate propter signum fixum et quia versus occidentem sunt planete. Hec etiam coniunctio significabat odia principum Almanorum“.
  59. Petrus de Alliaco, Tractatus de legibus et sectis cap. 6, wo er Bacon’s Ansicht erwähnt, „quod planete sic non solum sint signa, sed aliquid faciant in excitando. Et in hoc ultimo verbo bene dicit, meo iudicio, quia non videtur mihi bene intelligibile, quod constellationes sint signa innuentia futura, nisi aliquo modo sint eorum causa“.
  60. Ebd. cap. 7: „Non est ergo fidei dissonum et est rationi naturali consonum, quod sub bona celi dispositione seu constellatione natus fuerit, a qua complectionis bonitas naturaliter in eo dependere potuit; – – – unde iuxta hunc modum non videtur inutile figuram nativitatis Christi veraci calculatione describere, ut innotesceret secundum astronomos, qualis tunc erat dispositio celi." Vgl. Tschackert, Appendix p. 44; Petrus de All., Elucidarium astronomice concordie cum theologica et hystorica veritate cap. 2 (citirt Albertus Magnus; vgl. oben S. 41); Horoskop Christi ebd. In der Conc. astron. verit. cap. 47 wird jene oben S. 48 Anm. 1 angeführte Stelle des Albumasar über Alexander, Christus, Mani und Muhammed hervorgezogen, obwohl Ailli im cap. 50 nicht weiss, was mit der Religion (des Mani) „inter paganos et Nazarenos“ gemeint sei und sie auf die von Isidor, Etymol. VIII, 5 erwähnte Secte der Nazaräer beziehen will. Im Elucidarium cap. 34 wird die Nativität Christi noch genauer behandelt; wegen der „gloria Saturni“ ist Christus der König der Juden; „ex Libra vero, in quantum est domus Veneris, nihil videtur Christus participare, in quantum homo, nisi quod in laudem eius extolluntur cantica musicalia. – Hec autem dicta sunt de Christo quantum ad eius humanitatem, quia verus et naturalis homo fuit“. Nur aus Rücksicht für seinen Lehrer und Freund Ailli gibt Gerson, der übrigens die Astrologie nicht unbedingt verwerfen will, die abstracte Möglichkeit zu, „es könnten mit der Erlösung durch Christus gewisse Stellungen der Himmelskörper im Einklange gewesen sein“ (J. B. Schwab, Johannes Gerson, Würzburg 1858, p. 715).
  61. Vgl. Tschackert p. 280; Appendix Nr. XIII; schon 1414 in einer (nicht gehaltenen) Predigt zieht er die Astrologie herein, ebd. p. 197.
  62. Ebd. p. 339. Die Notiz z. B. der Concordia cap. 55 über den Tod Kaiser Arnulf’s an der Läusesucht aus Vincentius Bellov., Speculum historiale XXIV, 58; ebenda I, 61 findet sich der Conc. cap. 8 erwähnte Sohn Noah’s Jonichus. Ein Ansatz zur Kritik gegenüber dem Pseudo-Ovid de Vetula vgl. oben S. 52 Anm. 1.
  63. Elucidarium astronomice concordie cum theologica et hystorica veritate cap. 34.
  64. So in der Conc. astr. ver. et narr. hyst. cap. 2; 12; 20; 28; 52; 60; dagegen im Elucidarium cap. 24; 25 berichtigt, so dass die Geburt Christi vor den Eintritt der 6. Conjunction, die 7. in das christliche Jahr 955, die 8. in das Jahr 1915 fällt.
  65. Vgl. Conc. cap. 54–57; Elucidarium cap. 10. Ebd. cap. 11 wieder eine andere Eintheilung versucht nach einer Reihe von grossen Conjunctionen: Sündfluth – Nebukadnezar – Erscheinung Christi – Muhammed (angekündigt 571) – Reich Karls des Grossen (808) – Bettelorden, Tataren u. a. (1226). Eine Zusamenstellung über den Einfluss der sogenannten Triplicitäten (z. B. der „triplicitas aerea“ als der „significativa prophetarum“, wofür neben den Heiligen Benedict, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus auch der Seher Merlin angeführt wird) im „Tractatus de concordia discordantium astronomorum“ cap. 12.
  66. So spricht noch Tschackert p. 330 von dem „guten Griff“, den A. mit dieser Ankündigung einer Umwälzung, „welche der Französischen Revolution zum Verwechseln ähnlich sieht“, gethan habe. Ebenso Lea III, 445. Dagegen hat schon Schleiden (Studien, 2. Aufl., p. 266; 268 ff.) ausführlich nachgewiesen, dass die Prophezeiung sich gar nicht unmittelbar auf das Jahr 1789 bezieht; allerdings irrt auch er darin, dass er dieses Jahr ausser jeden Zusammenhang mit der Prophezeiung setzen will, während dieselbe, wie sich aus dem Wortlaut ergibt („his itaque praesuppositis“ heisst eben nicht: „nachdem wir dies beiläufig erwähnt“), auf den ganzen Zeitraum zwischen dem Jahr 1693 und 1789 geht.
  67. Vgl. Tschackert p. 176. Sehr scharf wird Ailli nachmals verurtheilt von Pico della Mirandola (Disput. in Astrologiam II, 4; V, 9) und noch später von dem Jesuiten Bened. Pererius, vgl. Zöckler I, 511.
  68. Vgl. d’Argentré, Coll. iudiciorum I, 2, 253 f.; Voigt, Enea Silvio III, 581; Lea II, 271; III, 868; L. Pastor, Gesch. der Päpste II, 199 f.; über Phares: Lea III, 445 f.; Papst Paul II. hätte gewünscht, das Studium der Poesie und die Ausübung der Astrologie zu verbieten; vgl. Pastor a. a. O. II, 645; über die Disputation des Franziscaners Bernardino von Feltre mit einem Astrologen vor dem Herzog von Urbino (1485): Wadding Annales Minorum XIV, 397
  69. Vgl. Sitzungsberr. der Münchener Akad. 1884, p. 567; 570 ff.; 596 ff. (über den Astrologen Lichtenberger); Histor. Zeitschr. N. F. V (1879), 22 ff.; 32. Die Theorie von der 1000jährigen Herrschaft der einzelnen Planeten findet sich z. B. in einem Türkischen Kalender von 1398/99 (Naumann, Catal. libr. mss. in bibl. civ. Lips., Grimma 1838, p. 506). Ueber das Weltjahr vgl. Sachsenheim (Bibl. des literar. Vereins CXXXVII, 181); Johannes Nauclerus, Chronica (Köln 1544), p. 390.
  70. Vgl. Peter Eschenloer, Hist. Wratislaviensis (Script. rer. Siles. VII. Breslau 1872), p. 221; Frickart, der Zwingherrenstreit (Quellen zur Schweiz. Gesch. I, p. 80).
  71. Vgl. z. B. Theoderici de Nyem De scismate libri tres (ed. Erler, Leipzig 1890), I, 35; II, 30; Bartoschek von Drahonic, bei Dobner, Monum. hist. Boemiae I, 179 f.; 186; 195; 197; Hermann Korner, Chronica novella, bei Eccard, Corp. hist. med. aevi II, 1268; Thomas Ebendorffer, bei Pez, Script. rer. Austr. II, 877 f.; 883 f.; 894; 901 und Mittheil. des Inst. für Oesterr. Gesch., Ergänzungsbd. III, 152; Konrad Stolle, Erfurter Chronik (Bibl. des literar. Vereins XXXII, 130); Theodoricus Paulus, de ducibus Burgundiae cap. 43 (Kervyn de Lettenhove, Chroniques, Brüssel 1876, p. 307); Alexander Benedictus, de rebus a Carolo VIII. – – – gestis lib. I, 1 (Eccard II, 1579); vgl. Ranke, Werke XXXIV, *85); Matthias von Kemnat (Quellen und Erörterungen zur Baier. Gesch., Quellen II, 8).
  72. Vgl. Alph. de Spina (Bischof von Orense), Fortalitium fidei contra Judaeos, Saracenos aliosque christiane fidei inimicos, Nürnberg 1494 (verf. 1458), fol. 69 f.; auch Ioannis Viterbiensis Glosa – – – super apocalypsim, Köln 1507 (Abschnitt „de iudicio astrorum“); Speculum peregrinarum questionum (von dem Italienischen Dominicaner Bartholomäus Sybilla „ex vastis et vivacissimis Theologorum, iurispontificum [!], philosophorum ac astrologorum campis et floribus“ entnommen; Ausg. Strassburg 1499), Decas I, cap. 9 (fol. 144 a ff.).
  73. Vgl. Marsil. Ficinus, De christiana religione et fidei pietate cap. 9 (Opp., Basel 1561, I, 12); Bapt. Mantuani de patientia III, 12 („religionem christianam non esse a stellis, ut errant astrologi“); Pamphilus Gengenbach (ed. Goedeke, Hannover 1856) p. 137 ff.; 160 ff.; 627. Ueber Pico: Burckhardt II³, 287 f. Von der starken Verbreitung der Arabischen Lehre vom Horoskop der Religionen „in his, quae quotidie de annorum eventibus publico vaticinio foras invulgantur“ (in den Prognostiken, Praktiken etc.) spricht Pico in den Disp. II, 5; vgl. V, 1 über die Jüdische Ankündigung des Messias für das Jahr 1464. Weiter sagt er: „Juniores quoties nobis ex aliqua superiorum planetarum coniunctione fallacis prophetae adventum annunciarunt? praesertim ex ea, quae in Scorpione Jovis et Saturni abhinc decem annis [1484] coniunctio fuit. Nullas tamen adhuc fallax propheta mundo praeter eos apparuit.“ So hatte z. B. Cristoforo Landino in seinem „Comento sopra la Comedia di Danthe Alighieri“ (Florenz 1481) bei seiner astrologischen Deutung des „Veltro“ im 1. Gesang der Hölle bemerkt: „Et certo nell’ anno MCCCCLXXXIV nel dì vigesimo quinto di Novembre et a hore XIII et minuti XLI di tale dì sara la coniunctione di Saturno et di Jove nello Scorpione nell’ ascendente del quinto grado della Libra; la quale dimostra mutatione di religione. Et perchè Jove prevale a Saturno, significa, che tale mutatione sara in meglio. Il perchè non potendo essere religione alchuna più vera che la nostra, ho ferma speranza che la repubblica christiana si ridurrà a optima vita et governo, in forma che poteremo veramente dire: Jam redit et virgo, redeunt Saturnia regna.“
  74. Vgl. Marsil. Ficini Opera (Basel 1561), II, 1537; dann die Schrift „de vita coelitus comparanda“ u. a. m.; Hist. Zeitschr. N. F. XIII (1883), 202 ff.; 215. Ein feuriges Lob der Astrologie in der Schrift des Johannes Garzonius († 1506) über Bologna (Muratori XXI, 1062 f.): „Semper mea sententia fuit, ut nullum scientiae genus esset, quod cum astrologia conferri posset“ u. s. w.
  75. Vgl. über Alberti und Lionardo: Springer, Bilder aus der modernen Kunstgesch. I², 275; 284; 287 f.; Histor. Taschenbuch V, 5 (1875), 144; 146. Für Deutschland: K. Hartfelder, Der Aberglaube Phil. Melanchthons, Histor. Taschenbuch VI, 8 (1889), 236 ff.; 264 ff.; F. Roth, Wilibald Pirkheimer (Halle 1887), p. 20.
  76. Sprengel, Versuch einer pragmatischen Gesch. der Arzneikunde III (Halle 1794), 294; vgl. auch z. B. Bourciez, Les moeurs polies et la littérature de cour sous Henri II (Paris 1886), p. 43 ff. Die Annahme Burckhardt’s II³, 288, dass die Astrologie im 16. Jahrhundert das Leben der Italiener nicht mehr so beherrscht zu haben scheine, wie früher, hat für die Länder nördlich der Alpen jedenfalls keine Geltung.
  77. Vgl. J. Silbernagl, Johannes Trithemius (2. Aufl., Regensb. 1885) p. 125 f.; auf die Widersprüche in dieser Polemik weist hin W. Schneegans, Abt J. Tr. (Kreuznach 1882), p. 243 ff.
  78. In der von mir benutzten Nürnberger Ausgabe von 1522 (die Leipziger von 1519, vgl. Silbernagl p. 241, war mir nicht zugänglich) lautet der Titel: „Joannis Trithemii apud Peapolim, quod nunc Wircepurgum ducale Francicum, monasterii divi Jacobi quondam Spanheimensis caenobii abbatis de septem secundadeis, id est, intelligentiis sive spiritibus moventibus orbes libellus sane preciosissimus Imp. Caesari Maximiliano Augusto Pio Foelici dicatus." Unter den „secundadeis“ (nicht wie in der Kölner Ausgabe von 1567: „secundeis“) sind offenbar die („angeli seu spiritus) secundi a deo“ zu verstehen. Der Herausgeber Johannes Marquard ist in seiner Widmung an den Abt Jakob Zweifel von Amorbach natürlich des Lobes voll über diesen durch ihn der Welt zugänglich gemachten Schatz, den er durch den Priester Johannes Subelinus in Pforzheim erhielt: „Quanta rerum cognitio, quot divinationes futurorum, et ad haec quoque periculis plena tempora videtur vaticinari. Pellicebar cum inventionis acomine [!] tum novitate rei, ab homine amico impetravi describendi copiam; collato dein meo exemplo cum uno atque altero historiarum scriptore pulchre annorum respondent numeri veritasque hystoriarum convenit.“ Daher wollte er mit der Veröffentlichung nicht zurückhalten, „quanquam non ignorem populo hanc foelicitatis partem invideri a plerisque, qui forte clamabunt, sanctum non dandum canibus.“
  79. Die Regel bei Samael’s Herrschaft erwähnt und auf die übrigen ausgedehnt. Nürnb. Ausg. fol. A III b: „qui omnes secundum proprietates astrorum suorum influunt et operantur ad inferiora mundi huius“; vgl. fol. B I a: „Mutantur enim hominum cum tempore mores et corpora inferiora secundum influentiam superiorum disponuntur. Mens quidem libera est et influentiam astrorum non suscipit, nisi prae [!] nimium quod cum corpore habet commertium se inclinando affectum commaculet suum. Angeli enim, qui motores sunt orbium, nihil eorum, quae natura constituit, destruunt vel subvertunt.“
  80. „Nota, quam pulchra divinae providentiae ordinatio! Mundus sub Orifielis regimine primo creatus est et sub tertio quoque misericorditer redemptus, instauratus et renovatus, ut huic descriptioni regiminis mundi 7 spirituum planetarum fidem non modicam tanta factorum consonantia ministrare videatur“ (fol. A VI b). Weiterhin: „Ad primam simplicitatis innocentiam mundus tum revocari caepit. Utrobique spiritu Saturni Orifiele ipsum gubernante mixta sunt caelestia terrenis et duo mundi sceptra hominibus data, spiritualium videlicet ac mundanorum,“ so dass also auch Kaiserthum und Papstthum mit diesem Planeten in Beziehung gebracht werden (fol. B I a). Vgl. ferner fol. B II b: „Mendicantium religio his temporibus instituitur, anno Samaelis 40. vel circa; unde certum est omnia providentia fieri.“
  81. „Circa finem huius 3. revolutionis Samaelis altercationis imago transibit ad primum et erit perditio multorum. Nisi enim Y reducatur deo ministrante ad ἀλφα [Ed. Colon, p. 59: ,algos‘], erit alicuius monarchiae vel magni alicuius translatio regni; secta religionis consurget magna, veterum destructio religionum. Timendum, ne caput unum amittat bestia quarta. – – – Non consummabitur Martis hec tertia revolutio sine prophetia et novae alicuius institutionis [!] religionis“ (fol. B IV a). Es folgen nach der Erwähnung der Kreuzzeichen und ihrer Deutung auf das Jahr 1525 noch ein paar ganz unverständliche (vielleicht auch verderbte) Sätze. Diese ganze Prophezeiung macht den Eindruck einer Interpolation, doch liesse sich hierüber erst nach Herstellung des Textes mit Sicherheit urtheilen. Die Aufführung einer Leipziger Ausgabe von 1516 bei Schneegans p. 180 scheint auf einem Versehen zu beruhen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Johannn v. Vicenza
  2. Vorlage (in der Anmerkung): Rol- (zweiter Wortteil nach Zeilenumbruch fehlt)