Auf den Geburtstag eines Freundes
[160]
Willkomm, willkomm! Da wandelt er
Der liebe Tag am Himmel her,
Der einst ein Knäblein, (hab er’s Lob!)
Hold lachend in die Windeln schob.
Zum wackern Jüngling, groß und schlank,
Und wer ihn sah, und was er trieb,
Der war ihm gut, und hatt’ ihn lieb.
[161]
Ein Jauner höchstens fuhr zurück,
Und dachte bei sich schweren Muths:
Aus diesem Früchtlein wird nichts Guts.
Drauf trieb der Jüngling viel Latein,
Und sog den Geist der Weisheit ein,
An Kraft und Muth ein fester Mann.
Und macht denn nun schon manches Jahr
Des Jauners banges Ahnden wahr,
Und schirmt, sein Landrecht in der Hand,
Ernst ist er in Gerechtigkeit,
Und mild in Menschenfreundlichkeit,
Und erndtet dafür ächt und rein
Der Guten Dank und Segen ein.
Und wie er lieb die Gattin küßt,
Das weiß nur sie, und das sah noch
Kein anderer durch’s Schlüsselloch.
[162]
Erhalte Gott, und segne dich,
An deiner Stirne Heiterkeit
Schwebt deiner Gattin Seligkeit.
Drum blicke dir der Himmel klar,
Im schönen neuen Lebensjahr,
An süßen Herzensfreuden reich.
Und du im heitern Morgenblick,
Kehr, holder Tag, noch oft zurück,
Und finde stets den Gatten froh!
- ↑ Der Freund, auf dessen Geburtstag Hebel dieses Gedicht verfaßte, war ein als Beamter im Badischen hoch geachteter, und besonders durch seine Geschicklichkeit, die er in Untersuchungen gegen Jauner bewies, ausgezeichneter Rechtsgelehrter.