Aus Ober-Ammergau
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[734] Aus Ober-Ammergau geht uns folgende „Berichtigung“ zu: Die Gemeinde Ober-Ammergau ersucht mich einen Fehler zu berichtigen, der sich in dem Artikel der Gartenlaube über Brixlegg und das dortige Passionsspiel vorfindet. Der Verfasser behauptet, die Ammergauer hätten Text und Musik ihrer Passion nach Brixlegg für dreihundert Gulden verkauft. Was den Text anlangt, so ist derselbe gedruckt zu haben, ein Verkauf also unnöthig. Die Musik ist den Ammergauern um keinen Preis feil. Die größten Anerbietungen sind ihnen gemacht worden, wenn sie nur eine Arie drucken lassen wollten – sie haben dieselben zurückgewiesen, weil sie überhaupt nicht des Gewinnes halber, sondern um ihr Gelübde zu erfüllen, spielen. Die Brixlegger Musik ist eine total verschiedene; man kennt den Componisten nicht, vermuthet aber, sie stamme aus Altenau in Baiern. Die hiesige Passionsmusik ist im Jahre 1815 von dem genialen Lehrer Dedler componirt worden, der 1822 starb. Damals sangen Knaben die Sopranpartien in der Passion. Wenn die Ammergauer sich entschlössen, ihre Musik herauszugeben, so würden sie ohne Zweifel einen großen pecuniären Vortheil erlangen – aber, wie gesagt, sie thun es nicht und werden es nicht thun. Ammergauer sind Verfasser des Textes, der Musik, Mitspieler – die hiesige Passion ist durchaus originell. In Brixlegg besteht der musikalisch mitwirkende Theil aus Innsbruckern. – So viel zur Steuer der Wahrheit.
Georg Baron Dyherrn.